Am Sonntag luden die Ortsbürger zur Grenzwanderung ein – mit zahlreichen neuen Erkenntnissen
50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung der Ortsbürger auf die zweistündige Wanderung und erfuhren spannende Geschichten aus dem ...
Am Sonntag luden die Ortsbürger zur Grenzwanderung ein – mit zahlreichen neuen Erkenntnissen
50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung der Ortsbürger auf die zweistündige Wanderung und erfuhren spannende Geschichten aus dem «Grenzgebiet».
Mehr als einmal lautete die bange Frage: «Sind wir jetzt noch in Niederrohrdorf?». Nicht immer lautete die Antwort «ja». Denn genau darum ging es schliesslich bei der Wanderung, zu der am Sonntag nicht nur Ortsbürger gekommen waren. Die gesamte Gemeindegrenze wurde indes nicht abgelaufen, sondern nur ein Teilstück. Sonst wäre die Wanderung 14 statt nur 4 Kilometer lang geworden und hätte wohl den ganzen Tag gedauert. Und dann wäre auch nicht so viel Zeit für die zahlreichen Anekdoten gewesen, die Alois Huser, Kastor Vogler sowie Gemeinderat Justin Vogler unterwegs zu erzählen hatten. Zum Beispiel, dass der Mülibach noch vor 30 Jahren quer durch die Felder südlich der Hiltiberstrasse verlief. «Man hat das Wasser zur Bewässerung vom Zelgli genutzt», erklärte Alois Huser. Weil der Bach aber sowohl eine Mühle in Niederrohrdorf als auch eine in Mellingen antrieb, gab es nicht selten Streitigkeiten ums Wasser. Vielleicht wurde ja deshalb der Grenzstein, der heute im Ortsmuseum zu sehen ist, einst aus dem Bachbett gefischt, wie Paul Koller vom Lindenhof ergänzte. Da staunte mancher, über die Geschichten, die der eine oder andere ältere Einwohner so ganz nebenbei einstreute: «Für mich ist vieles neu», erklärte Brigitte Regli, die mit ihrer Familie samt Kinderwagen mit von der Partie war. Und auch der kleine Manuel Notter lauschte gespannt den Erzählungen der Altvorderen. Nachdem der heute in saftigem Grün mäandernde Mülibach passiert war, ging es weiter querfeldein über ein Stoppelfeld zum Waldrand.
Geschichten aus Krisenzeiten
Dort wurde an einem uralten, beinahe überwachsenen Grenzstein Halt gemacht. Kastor Vogler nutze die Gelegenheit, um über die Güterzusammenlegung in der Landwirtschaft zu berichten, die 1941 ihren Anfang nahm. «Es ging um die Sicherung der Nahrungsversorgung», so Vogler. Schliesslich herrschte ringsherum Krieg. Ausserdem sei das Ackerland so zerstückelt gewesen, dass viele Landwirte als sogenannte «Rucksäcklibauern» einem zweiten Broterwerb nachgehen mussten, zum Beispiel bei der Firma Egro. Einmal im Wald, folgte bereits die nächste Story aus Krisenzeiten: Der Waldweg namens «Arbeitslosenweg», wurde in den Zwanzigerjahren tatsächlich angelegt, um Erwerbslosen aus der Gemeinde Arbeit zu verschaffen. Justin Vogler führte die Gruppe im Anschluss in das Konzept des geschützten Eichenwaldreservats im Grenzgebiet zu Mellingen ein und Alois Huser gab einen Einblick in die letzte Eiszeit, die mit ihren Gletschermoränen einst die Landschaft der Region formte. Auch die letzte Station, der Hof der Familie Notter, welche die Festwirtschaft übernahm, bot Launiges aus der Geschichte. Roman Notter schilderte, wie Holzrüti zu Niederrohrdorf kam und wie der einstige Gasthof dort die Bauern der Gegend magisch anzog. Es war der Abschluss eines gelungenen Ausflugs, wie auch Frau Gemeindeammann Gisela Greder fand: «Ich habe ganz viel Neues und viele neue Wege kennengelernt», sagte sie in ihrer Dankesrede.
Michael Lux