Ausdauer und Herzblut haben sich gelohnt
18.08.2023 Tägerig, FreiamtAcht Jahre hat Manuel Jost seinen Chevrolet Apache von 1959 restauriert
Über 3000 Arbeitsstunden hat Manuel Jost über die Jahre in seinen US-Oldtimer investiert. Die Liebe für «altes Blech» und Rock \'n\' Roll-Musik hat er von seinen Eltern mitbekommen.
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Acht Jahre hat Manuel Jost seinen Chevrolet Apache von 1959 restauriert
Über 3000 Arbeitsstunden hat Manuel Jost über die Jahre in seinen US-Oldtimer investiert. Die Liebe für «altes Blech» und Rock \'n\' Roll-Musik hat er von seinen Eltern mitbekommen.
Der wichtigste Teil des Projekts sind meine Eltern gewesen», betont Manuel Jost während er seinen Pick-up präsentiert, dessen Lack und Chromteile heute wieder glänzen, als wäre dieser erst gestern bei Chevrolet vom Band gelaufen. Er sei quasi im elterlichen Karosserie-Betrieb aufgewachsen, erzählt Jost, der selbst gelernter Karosserie-Spengler ist, heute aber in der Bundesverwaltung arbeitet. Schon sein Vater habe in seiner Werkstatt immer auch Oldtimer gehabt. Und während seine Mutter zu Hause Rock \'n\' Roll-Platten aufgelegt habe, habe er sich dazu stets einen grossen, amerikanischen Pick-up vorgestellt: «Das Alte, Grosse hat mich schon immer fasziniert, Käfer oder Enten eher weniger», erinnert sich Jost. Der Grundstein für seine Leidenschaft war also schon früh gelegt. Nach einem passenden Pick-up musste der Tägliger jedoch zwei Jahre lang suchen: «Ich habe immer gedacht, ich will einen, der perfekt dasteht. Einen, wo man Herzblut reinstecken kann», so Jost. Beim Modell hatte er ausserdem genaue Vorstellungen. Sein Wunschauto: Ein Chevrolet Apache mit «Longbed Fleetside» – also mit langem Aufbau. Diese seien deutlich seltener, als die Versionen mit der gleichen Kabine, aber kurzer «Brücke».
In Deutschland wurde Jost schliesslich 2010 fündig und importierte den damals noch schwarz lackierten Pick-up, der zum ersten Mal im Juli 1959 in den USA zugelassen wurde. Doch es folgte zunächst eine böse Überraschung: «Als ich ihn sandgestrahlt habe, bin ich erschrocken, wieviele Löcher er hatte», so Jost. Wie gut, dass sein Vater ihn nicht nur ermutigte, weiterzumachen, sondern ihm auch eine Ecke in seiner Karosserie-Werkstatt freiräumte, in der Manuel Jost damals noch mitarbeitete: «Ich habe am Freitag Feierabend gemacht und dann bis 1 oder 2 Uhr morgens am Chevy gearbeitet», berichtet Jost über die ersten Jahre. Nach dem Frühstück sei es dann noch einmal bis am Samstagmittag weitergegangen.
Die ganze Familie hat heute Freude
Ein Familien-Projekt ist der Chevy auch, weil Josts Frau Rebecca ihn von Anfang an bei seiner Leidenschaft unterstützte. Und auch Sohn Levin (12) und Tochter Emma (8), die das Auto schon von Klein auf kennen, lassen sich liebend gerne damit herumchauffieren und geniessen die bewundernden Blicke der Passanten. Doch bis das Fahrzeug fahrbereit war, war es zunächst noch ein langer Weg. Während acht Jahren habe er 3000 Arbeitsstunden an das Projekt verwendet, überschlägt Jost. Die Demontage und Montage der Teile, sämtliche Blecharbeiten, Rostbeseitigung übernahm er dabei selbst. Beim Beschaffen der Teile half vor allem Christoph Ruth von «Custom Parts & Wear» in Mellingen, der über das nötige Fachwissen verfügte und selbst so manchen Container aus den USA einschiffen lässt.
V8-Small-Block und Original-Farbton
Unter der Haube des Chevy schlummert – oder besser gesagt wummert – ein 5,4-Liter-V8. In den USA gilt das als «Small-Block». Den Motor liess Jost durch einen Spezialisten auf Basis eines Original-Motorblocks aus den 1950ern aufbauen. Der Chevy habe zwar durchaus Dampf, sagt Jost, der aber eigentlich lieber gemütlich mit der Familie durch die Gegend cruist: «Die Leistung ist nicht so massgebend, es ist mir um den Sound und das V8-Feeling gegangen», erklärt er. Wichtig sei ihm hingegen gewesen, bei der Lackierung so nah wie möglich an den Original-Farbton zu kommen. Denn der Chevrolet Apache war laut den Fahrzeugpapieren ursprünglich nicht schwarz, sondern grün. «Galway Green» heisst die Lackierung genauer gesagt, in der der Pick-up heute wieder erstrahlt. Die Farbe wurde eigens bei der Hallauer AG in Tägerig rekonstruiert und gemischt. Nach langen acht Jahren war das Auto schliesslich fahrbereit und konnte mit Garagen-Nummern bewegt werden. Bis wirklich jedes letzte Detail für die kürzlich erfolgte Veteranenzulassung stimmte, vergingen allerdings weitere vier Jahre. Doch nun ist es endlich vollbracht. Und folgt jetzt das nächste Oldtimer-Projekt? Jost winkt ab. Er hat «seinen» Oldtimer gefunden, mit dem er am liebsten abseits des Hauptverkehrs unterwegs ist. So wie jetzt in hellen, kühlen Sommernächten.
Michael Lux



