Eine Bundesfeier, wie sie im Bilderbuch steht
04.08.2023 Birrhard, Region ReusstalFDP-Ständerat Thierry Burkart spricht am 1. August zu Birreterinnen und Birretern, die die Feier auf ihrem «Rütli» geniessen
Der Binätschverein sorgte am 1. August für ein Programm, das keine Wünsche offen liess. Festredner Thierry Burkart lobte das ...
FDP-Ständerat Thierry Burkart spricht am 1. August zu Birreterinnen und Birretern, die die Feier auf ihrem «Rütli» geniessen
Der Binätschverein sorgte am 1. August für ein Programm, das keine Wünsche offen liess. Festredner Thierry Burkart lobte das Engagement und plädierte für Kompromissbereitschaft.
Das 750-Seelendorf leistete sich das ganze klassische Programm einer Bundesfeier. – So, wie sie im Bilderbuch steht. Es gab eine Wurst, Jodlerinnen und Jodler zur Verstärkung beim Singen des Schweizerpsalms, einen prominenten Festredner, einen Alphornbläser, auch Lampions – in äusserst geringer Zahl zwar, aber immerhin – rot-weisse Fahnen, Fackeln, Tambouren. Und als es schliesslich eindunkelte, brannte auch das hoch aufgeschichtete Feuer. Es sei jeweils das grösste Höhenfeuer in der Region, sagte stolz Gemeindeammann Daniel Knappe, der seine Ferien im Bündnerland unterbrochen hatte, um in Birrhard mitzufeiern. Mit Feuershow und Feuerwerk endete das offizielle Programm, feiern aber konnte man bis in die Morgenstunden.
Die Rede auf dem Mähdrescher
Organisiert hatte die Bundesfeier auf dem «Birreter Rütli», wie die Anhöhe am Dorfrand genannt wird, bereits zum vierten Mal der Binätschverein. Dem Verein war es gelungen, Ständerat Thierry Burkart als Festredner zu gewinnen. Die Gemeinde bildete sozusagen das Finale in dessen Bundesfeier-Reigen. Den Aargau verliess der Präsident der FDP Schweiz dieses Jahr nicht, wie er erklärte.
Als Burkart dann um 20 Uhr auf dem «Birreter Rütli» auf den Mähdrescher kletterte, hatte er die Ansprachen in Hausen und Villnachern bereits hinter sich. Den Mähdrescher hatte das in der Gemeinde ansässige Lohnunternehmen Haller platziert und dekoriert. Gutgelaunt sagte Burkart, er wäre einfach froh, wenn sie dieses Gefährt nicht vorzeitig in Gang setzten, falls seine Rede nicht gefalle. Das Publikum lachte.
Von Neutralität und Kompromissen
In seiner Rede schlug der Ständerat anschliessend ernstere Töne an. Er sprach vom Krieg in der Ukraine und den grossen Bemühungen um Sicherheit und Stabilität in den westlichen, europäischen Staaten. «Man will dem illegalen Angriffskrieg nicht nur zuschauen, sondern handeln». Deshalb sei die Solidarität in Europa auch eine Waffensolidarität, von der die Schweiz – mitten in Europa – ebenfalls profitiere. Ihr Beitrag allerdings sei bescheiden, so Burkart. Niemand verlange von der Schweiz direkte Waffenlieferungen. Für Unverständnis sorge aber, dass vor Jahrzehnten von der Schweiz gekaufte Waffen nicht an die Ukraine weitergegeben werden dürften. «Diesen Knoten müssten wir lösen.» Die Schweiz schade den Sicherheitsbemühungen, ihrem eigenen Ansehen und auch ihrer Neutralität. Diese Neutralität sei auf Akzeptanz durch die Völkergemeinschaft angewiesen. Die aber verschwinde.
Allgemein wünscht sich der FDP-Ständerat mehr Kompromissbereitschaft. Sei es bei Fragen zur Stromproduktion oder bei der Finanzierung der Altersvorsorge: «Das Erfolgsmodell Schweiz basiert auf pragmatischen Lösungen.» Nötig sei der Wille, aufeinander zuzugehen und auch mal über den ideologischen Schatten zu springen. Burkart forderte dazu auf, sich zu engagieren und die Möglichkeit mitzubestimmen, zu nutzen. Er schloss seine Ansprache mit Henry Fords Worten: «Zusammen kommen ist ein Anfang, zusammen bleiben ein Fortschritt, aber erst zusammen arbeiten bringt den Erfolg.»
Heidi Hess