Sherlock Holmes kommt aus Mägenwil
25.08.2023 Mägenwil, Region ReusstalDie «Honegger forming Switzerland AG» produziert die Figuren für das Sherlock-Holmes-Museum in Meiringen (BE)
Jüngst weilte die Belegschaft des «Reussbote» zum Jubiläumsausflug in Meiringen (BE) und besuchte dort das kleine, aber feine ...
Die «Honegger forming Switzerland AG» produziert die Figuren für das Sherlock-Holmes-Museum in Meiringen (BE)
Jüngst weilte die Belegschaft des «Reussbote» zum Jubiläumsausflug in Meiringen (BE) und besuchte dort das kleine, aber feine Sherlock-Holmes-Museum. Die dortigen Souvenir-Figuren kommen nicht etwa aus England – sondern aus Mägenwil.
In Meiringen dreht sich fast alles um Sherlock Holmes. Was für ein Glücksfall, dass Sir Conan Doyle (1859-1930) seine Romanfigur Sherlock Holmes einst beim nahen Reichenbachfall zu Tode stürzen liess. Zahlreiche Fans des Meisterdetektivs pilgern jährlich in den beschaulichen Ort und besuchen unter anderem das liebevoll eingerichtete Sherlock-Holmes-Museum. So wie neulich die «Reussbote»- Belegschaft. Beim anschliessenden Zeitungsbericht («Reussbote» vom 18. August) habe er schmunzeln müssen, schrieb uns im Anschluss Rainer Honegger, Inhaber der «Honegger forming Switzerland AG» aus Mägenwil, per Mail. Denn in seiner Firma entstehen seit Kurzem die Statuetten, welche im Souvenir-Shop des Museums verkauft werden. Auch für Honegger war dies ein nicht alltägliches Projekt. Denn sein hochspezialisiertes Unternehmen ist eigentlich auf ganz anderen Gebieten unterwegs, zum Beispiel als Zulieferer für die Medizintechnik oder die Flugzeugindustrie: «Wir machen seit 18 Jahren für den Businessjet Falcon die Aussenbeleuchtungskomponenten aus einem Karbonfaser- und Glasfasergemisch. In der Medizin stellen wir ausserdem Verschleissmaterial aus Kunststoff, beispielsweise für künstliche Hüftgelenke, her», berichtet Honegger. Aber auch für KMUs und Privatkunden übernimmt die Firma Spezialanfertigungen aus verschiedenen Kunststoffen. Tüfteln ist man hier also gewohnt.
Es ist ein reines Imageprojekt
«Die Welt ist klein, die Branche noch viel kleiner», antwortet Rainer Honegger lachend auf die Frage, wie er zu dem ungewöhnlichen Auftrag kam. Ein ehemaliger Berufskollege habe den Kontakt zum Museum hergestellt, das händeringend ein Unternehmen suchte, das in Zukunft die Sherlock-Holmes-Figuren produzieren könnte, da der frühere Hersteller abgesprungen war. «Für uns ist es mehr ein Spass und ein Imageprojekt. Wir sind froh, wenn wir helfen können», betont Honegger, der selbst kein ausdrücklicher Sherlock-Holmes-Fan ist. Die Herausforderung reizte ihn dennoch. Denn weder existierten Formen für die Konterfeis des Meisterdetektivs, noch war das genaue Kunststoffgemisch bekannt. Das Problem mit der fehlenden Form liess sich schnell beheben – ganz ohne digitale Technik oder 3D-Scanner: «Wir haben die bestehende Figur in Silikon eingebettet und eingegossen», so Honegger. Aus dieser «Urform» entstanden weitere Duplikate. Denn schnell war klar, dass man nicht alles genau gleich machen wollte, wie bisher. So überzeugte Honegger die Museumsverantwortlichen, die beiden Figuren künftig in verschiedenen Versionen anzubieten, um so auch jüngere Zielgruppen anzusprechen. Bisher war nur eine Ausführung mit schwarzer Patina im Angebot. Die neuen Statuen, die seit Mai verkauft werden, erstrahlen dagegen zusätzlich in Kupfer-, Edelstahl- oder Goldfarbe. Letzteres wahlweise matt oder glänzend. Das wiederum stellte zusätzliche Anforderungen an das Material: «Wir haben einen Grundwerkstoff gesucht, den man einfärben und die Oberfläche behandeln kann», so Honegger. Schliesslich wurde ein spezieller Kunststoff entwickelt und gemischt. Dessen Zusammensetzung ist genauso geheim, wie der Trick, mit dem die Mägenwiler den Figuren ein gewisses Gewicht verleihen, um sie von Billigware aus China abzuheben. Auch für das Auftragen der glänzenden Goldfarbe musste eigens ein aufwendiges Verfahren entwickelt werden. Auf das Ergebnis blickt Honegger mit Stolz: «Wenn man das in der Fachwelt sieht, fragt man sich: Wie haben sie das gemacht?» Bisher ist erst eine erste Charge mit 25 Stück der Figuren ausgeliefert. Bei Bedarf könne man aber innert Tagen nachproduzieren, so Honnegger, der in Gedanken schon einen Schritt weiter ist. So könnten künftige Figuren nummeriert und limitiert werden und das Label «Made in Switzerland» tragen. «Made in Mägenwil» würde sich sicher auch nicht schlecht machen, oder?
Michael Lux


