Der Mann, der sieben Sprachen spricht
29.09.2023 Stetten, Region ReusstalAadil Attia kandidiert für den Gemeinderat, erste politische Erfahrungen hat er im Dorf bereits gesammelt
Aadil Attia erwähnt die «Ochsentour», die er hinter sich hat, – jetzt möchte er in den Gemeinderat. Ihn interessieren Themen wie Finanzen, ...
Aadil Attia kandidiert für den Gemeinderat, erste politische Erfahrungen hat er im Dorf bereits gesammelt
Aadil Attia erwähnt die «Ochsentour», die er hinter sich hat, – jetzt möchte er in den Gemeinderat. Ihn interessieren Themen wie Finanzen, öV-Anbindungen und «Pedibus».
In der Stettener Gemeindepolitik hat er schon einige Ämter bekleidet: Aadil Attia war Stimmenzähler, Mitglied der Schulpflege – bis sie im Aargau mittels Volksabstimmung auf Ende 2021 abgeschafft wurde. Seither ist Attia Vizepräsident in der Finanzkommission und prüft in dieser Funktion Rechnung und Budget. Er habe die ganze «Ochsentour» gemacht, sagt der 34-Jährige und lacht. Mit diesen Funktionen habe er sich aber auch ein politisches Fundament gelegt.
Attia ist seit 2017 Mitglied der FDP Stetten, war von 2019 bis 2022 im Vorstand der Jungfreisinnigen des Bezirkes Baden. Und jetzt möchte er in den Gemeinderat; er kandidiert nach der Demission von Stephan Schibli für den frei werdenden Sitz – die Wahl findet am 22. Oktober statt
Endlich im «ländlichen Paradies»
Aadil Attia ist in Spreitenbach aufgewachsen, wohnt seit sechs Jahren mit seiner Frau und dem 5-jährigen Sohn in Stetten. «Wir sind einfach über den Berg auf die andere Seite gezogen», sagt er. «Als Familie haben wir hier das ländliche Paradies gefunden.» Sie schätzten die Ruhe im 2500-Seelen-Dorf gleichermassen wie Stettens Nähe zu Zürich und Baden. Neben den gesunden Finanzen der Gemeinde, einer generellen Standortattraktivität für Familien und für Unternehmen, sei die Anbindung an den öffentlichen Verkehr, ein aktives Gemeindeleben und eine gute Schule für sie wichtig. Dazu möchte der junge Familienvater als Gemeindepolitiker auch selbst beitragen. Drei Aspekte stellt er ins Zentrum seiner Wahlkampagne. Erstens setzt er sich für Nachhaltigkeit in den Finanzen ein. «Es darf investiert werden, aber mit Plan», meint er. Nicht immer sei das grosse Portemonnaie nötig, um etwas zu bewirken. Auf dem Plan hat der Vater eines Kindergärtlers auch die Schulwegsicherheit im aktuell baustellenverunstalteten Dorf. Attia schwebt ein sogenannter «Pedibus» vor, der kleine Kinder sozusagen als spazierender Tatzelwurm bei ihrem Wohnhaus abholt und in Begleitung eines Erwachsenen zu Fuss sicher zur Schule bringt. Auf freiwilliger Basis könnten sich Eltern bei dieser Schulwegbegleitung abwechseln. Gerne würde er auch eine Diskussion rund um den öffentlichen Verkehr anstossen, weil eine bessere öV-Anbindung ein grosses Anliegen im Dorf ist. «Ich möchte die Taktfrequenz für Stetten mit der Postauto AG prüfen und verbessern», sagt er.
Attia ist vielseitig interessiert. In der «Krone» erzählt er, lacht und hört zu. Er lebt heute in Stetten. Mit den Menschen reden könnte er aber auch in Lausanne, in Airolo oder in Kairo.
Der Kommunikative
Denn Aadil Attia, der an den Universitäten Genf und St. Gallen studierte und heute als Regionalverkaufsleiter bei einer Schweizer Versicherungs-Genossenschaft arbeitet, spricht sieben Sprachen. Rasch kommen einem die Landessprachen deutsch, französisch und italienisch in den Sinn. Auch englisch spricht Attia fliessend, weil seine Mutter lange in England lebte. Eine achte Sprache, spanisch, lernt er gerade, einfach aus Spass. Attia spricht aber auch Gujarati und Urdu – Sprachen, die in Südafrika, Indien und Pakistan gesprochen werden. Es sind die Sprachen seiner Eltern, seiner Mutter, die in Burma geboren ist und 1969 zuerst nach Indien und anschliessend 1971 nach Grossbritannien ging. Zehn Jahre lang hat Aadil Attia zudem arabisch gelernt, weil die Schrift mit dem Urdu vergleichbar ist. 2011, mitten im arabischen Frühling, erhielt er für seine Arabisch-Kenntnisse ein Zertifikat.
Die vielen Sprachen wird er in Stetten selten brauchen. Aber miteinander reden und sich an Begegnungen freuen, dürfte auch in Stetten ein Bedürfnis sein.
Heidi Hess