Ruth Humbel aus Birmenstorf war von 2003 bis 2022 Nationalrätin der Mitte. Sie ist Mutter zweier erwachsener Kinder. Zu ihren Hobbys gehören Orientierungslauf, Skifahren und Langlauf.
Wahlkampf und Transparenz
Nach über 40 ...
Ruth Humbel aus Birmenstorf war von 2003 bis 2022 Nationalrätin der Mitte. Sie ist Mutter zweier erwachsener Kinder. Zu ihren Hobbys gehören Orientierungslauf, Skifahren und Langlauf.
Wahlkampf und Transparenz
Nach über 40 Jahren Politik mit sechs Grossrats- und sieben Nationalratswahlkämpfen verfolge ich den Wahlkampf erstmals entspannt als interessierte Beobachterin. Kandidatinnen und Kandidaten lachen wieder von Kandelabern. Mit mehr oder weniger aussagekräftigen Slogans wie, «Zukunft statt Krisen», «Engagement lohnt sich», «Perspektiven statt Utopien», «Say cheese», «ächt bodenständig» oder «Klartext» wollen Wählerinnen und Wähler überzeugt werden.
Erstmals müssen Parteien, Organisationen und Kandidaten grosse Kampagnenbudgets offenlegen. Gewisse Kreise beschwören den Nutzen dieser neuen Vorschrift. Andere wiederum bezweifeln die Zuverlässigkeit der offengelegten Zahlen wie auch den Mehrwert für Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, für die Demokratie. Natürlich wird mit dieser Transparenz primär bestätigt, was man immer wusste: Wer im Wahlkampf mit Plakaten, Inseraten und weiteren Aktionen klotzt, hat ein grosses Budget. Der Wahlkampf-Auftakt der wählerstärksten Partei in der Swisslife Arena scheint ein Spektakel à la US-Wahlen gewesen zu sein – eigentlich unschweizerisch – und mehrere 100 000 Franken gekostet zu haben, finanziert von finanzstarken Vordenkern der Partei. Die Transparenz bringt aber auch interessante Geldströme ans Tageslicht. Es ist hinlänglich bekannt und von Linken scharf kritisiert, dass (bürgerliche) Parteien Unterstützung von Unternehmen wie Banken und Versicherungen bekommen. Mantramässig betonten SP-Vertreter von abzockenden Banken kein Geld zu beziehen. Wie sich nun zeigt, macht die SP genau das, was sie sonst zu kritisieren pflegt: Sie nimmt das Geld und verschiebt es in eine Stiftung, in die Anny-Klava-Morf-Stiftung. 2020 flossen von der CS 206 000 Fr. in die Stiftung, 2021 201 000 Fr. Auch von anderen Banken und Versicherungen fliesst Geld in die Stiftung der SP, welche nach einer bedeutenden Frau der sozialistischen Bewegung benannt ist. Ein Geldsegen ergiesst sich auch über die Grünen. 1 Million Franken erhalten sie von der Sika-Erbin Carmita Burkard Kroeber.
Am 22. Oktober haben wir im Aargau die Qual der Wahl aus der Rekordzahl von 713 Kandidierenden auf 52 Listen. Wir haben unsere eigenen Entscheidungskriterien und wählen bsp. aufgrund des Leistungsausweises, des Geschlechts, der Partei, des Slogans oder der Wahlkampffinanzen. Während ich den Transparenzbestimmungen Positives für die Demokratie abgewinnen kann, ist dies bei der Listenflut nicht der Fall und ich hoffe, dass diese einmalig bleibt.