Mechanische Uhr des Zeitturms wird renoviert
29.09.2023 Mellingen, Region ReusstalDie astronomische Uhr des Zeitturms soll nicht mehr elektrisch sondern wieder von einem Pendel angetrieben werden
Der Mellinger Zeitturm ist einer von drei Türmen im Städtchen. Bis 1544 galt er als Wehrturm. Danach wurde ihm eine neue Aufgabe zugewiesen. Seither zeigt er der ...
Die astronomische Uhr des Zeitturms soll nicht mehr elektrisch sondern wieder von einem Pendel angetrieben werden
Der Mellinger Zeitturm ist einer von drei Türmen im Städtchen. Bis 1544 galt er als Wehrturm. Danach wurde ihm eine neue Aufgabe zugewiesen. Seither zeigt er der Bevölkerung die Zeit an. Gegenwärtig wird die mechanische Uhr einer umfassenden Revision unterzogen.
Seit dem 18. August 2022 schlägt die Zeitturmuhr die Stunden nicht mehr. Nach Wartungsarbeiten durch die Aarauer Firma Rüetschi musste aus Sicherheitsgründen der Auslösemechanismus des Stundenschlags arretiert werden. Die Uhr zeigt dennoch die Stunden und Minuten an, auch die astronomischen Zeichen und die Mondphasen funktionieren weiterhin. Vor circa 20 Jahren fand an der Uhr im Zeittrum ein Umbau statt. Die Stundenschläge wurden seither weiterhin von der mechanischen Uhr ausgelöst. Die Zeit aber wurde elektrisch gesteuert und nicht mehr vom mechanischen Uhrwerk.
Für den Gemeinderat Mellingen war der Zeitpunkt gekommen, sich mit einer Renovation der astronomischen Uhr auseinanderzusetzen. Er beauftragte die Firma Rüetschi, eine umfassende Analyse vorzunehmen. Rüetschi schlug drei Varianten vor: den Umbau auf eine rein elektrische Turmuhr, die Restaurierung der mechanischen Turmuhr und die Restaurierung der mechanischen Turmuhr mit der Rückführung des Pendels.
Die Analyse ergab, dass die mechanische Turmuhr wieder in den Urzustand mit Pendelbetrieb zurückgeführt werden könnte. Dies als Alternative zu einer elektrischen Steuerung. Sämtliche damals ausgebauten Bauteile sind noch vorhanden und aufgefunden worden. Damit liesse sich aus der historischen Uhr ein Mehrwert für Führungen generieren sowie die Uhr für weitere Generationen erhalten. Allerdings hat die Renovation auch ihren Preis, Rüetschis Kostenvoranschlag beläuft sich auf 56 000 Franken. Der Gemeinderat entschied sich, die alte, mechanische Uhr wieder vollumfänglich in Betrieb zu nehmen, auch mit dem alten Pendel. Er gelangte mit einer Anfrage an die Albert und Ida Nüssli-Stutz-Stiftung, Mellingen, einen Beitrag an die Renovation zu leisten. Es war Albert Nüssli, der im Zeitturm ein Ortsmuesum einrichtete und unzählige Stunden im Ortsmuseum verbrachte. Ihm war der Zeitturm mit der mechanischen Uhr ans Herz gewachsen. Die Nüssli-Stiftung wird an ihrer Sitzung von Mitte Oktober über das Gesuch befinden. Kürzlich war die Firma Rüetschi im Zeitturm und baute die mechanische Uhr aus. Die Uhr wird nun in ihre Einzelteile zerlegt, Teile, wo nötig, ersetzt und wieder zusammengebaut. Dann läuft die Uhr zwei Wochen bei Rüetschi, ehe sie wieder im Mellinger Zeitturm installiert wird. Die Uhr des Baden, Brugg und Lenzburg aufeinandertreffen. Das Lenzburgertor ist das einzige Tor im Kanton Aargau, bei dem das Vorwerk erhalten geblieben ist. Ein befestigter Turm befand sich bereits seit dem 13. Jahrhundert an dieser Stelle. Das heutige Bauwerk stammt aus der Zeit des Alten Zürichkriegs um ca. 1450. Nach dem Stadtbrand im Jahr 1505 war er stark beschädigt und musste wieder instand gestellt werden, 1544 folgte eine umfassende Renovation mit neuem Dach und Uhrwerk. Um den zunehmenden Verkehr zu bewältigen, musste der Torbogen 1845 erweitert werden. Umfassende Renovationen erfolgten 1891 und 1952/53; bei letzterer schuf man mit dem Durchbruch eines zweiten Torbogens im südöstlich angrenzenden Wohnhaus eine zweite Fahrbahn für den Durchgangsverkehr. Bis 1924 befand sich vor dem Tor ein Graben, der mit einer steinernen Bogenbrücke überspannt wurde.
Der rund 20 Meter hohe, 8 Meter breite und 6 Meter tiefe Turmschaft besitzt ein pyramidenförmiges Dach mit aufgesetztem spitzem Dachreiter. An seiner Westseite präsentiert sich der Turm in eher nüchterner Strenge. Das Vorwerk weist eine grobe Bossenverkleidung auf, in dessen erstem Geschoss über dem Torbogen befindet sich eine Wehrkammer mit mehreren Schiessscharten. Über dem gassenseitigen Torbogenscheitel ist ein Relief mit dem doppelt ausgeführten alten Stadtwappen angebracht, flankiert von zwei Schildhalterlöwen.
Auf beiden Seiten besitzt der Turm ein Zifferblatt, wobei das der Stadt zugewandte besonders aufwendig verziert ist. Es zählt vier polyzentrische Kreise und vier Zeiger. Der äusserste Kreis zeigt die zwölf Stundenzahlen in römischen Ziffern (Zeiger in Form einer Hand), im zweiten Kreis zeigt ein Sonnenstab auf die ausgeschriebenen Monatszahlen, im dritten Kreis zeigt eine Lanze auf die Tierkreiszeichen, während im innersten Kreis ein Pfeil die astronomischen Tagessymbole markiert. Zusätzlich befindet sich unter dem Dachansatz ein kleineres Zifferblatt mit dem Minutenzeiger und einer sich drehenden Kugel für die Anzeige der Mondphasen. Quelle: Kunstdenkmäler des Kantons Aargau