Eine Premiere für zwei Virtuosen
13.10.2023 Mellingen, Region ReusstalDer bekannte Geiger und die talentierte Dirigentin treten am 29. Oktober in Brugg erstmals zusammen auf
Sie machten beide schon in Mellingen Musik: Bohren lernte hier die Geige lieben, Jankauskaité dirigierte einen Chor. In Brugg werden sie bald zusammen auftreten.
Der Geiger ...
Der bekannte Geiger und die talentierte Dirigentin treten am 29. Oktober in Brugg erstmals zusammen auf
Sie machten beide schon in Mellingen Musik: Bohren lernte hier die Geige lieben, Jankauskaité dirigierte einen Chor. In Brugg werden sie bald zusammen auftreten.
Der Geiger Sebastian Bohren hat die Dirigentin Izabelé Jankauskaité noch nie getroffen. Er wusste auch nicht, dass sie beide mehr als nur ihre Passion für die Musik teilen, als er sie als Dirigentin für seine Konzertreihe «Stretta Concerts» anfragte. Das alles erzählt Bohren am Telefon. Tatsächlich haben aber sowohl der Violinist als auch die Dirigentin Verbindungen zu Mellingen – zumindest für die Dauer einiger Jahre. Die junge litauische Dirigentin kennt die Sängerinnen und Sänger des Mellinger Johanneschors, den sie durch die Pandemie hindurch von 2019 bis 2022 leitete. Es sei ihr während der schwierigen Corona-Zeit gelungen, nicht nur musikalisch auf das Nachher hin zu arbeiten, sondern auch das Chorgefühl und das lebendige Miteinander zu erhalten, wird sie 2022 verabschiedet. Sie verlässt den Johanneschor, um als Assistentin von Paavo Järvi, der das Zürcher Tonhalle-Orchester dirigiert, zu arbeiten.
Viel jünger als Jankauskaité war Sebastian Bohren, als er 1998 mit seiner Familie für vier Jahre nach Mellingen zog. Als Zehnjähriger fand er in der fünften Primarklasse rasch Freunde – er spielte unter anderem bei den C-Junioren des FC Mellingen – und blieb bis Ende der Bezirksschule. Das Reuss-Städtchen bildete sozusagen den Auftakt für seine Musiker-Karriere. «Mit Mellingen verbinde ich mein Geigenspiel», erzählte er dem «Reussbote» bereits vor Jahren in einem Interview. «Hier hat alles begonnen.» Bohren besuchte in Mellingen den Violinunterricht bei Markus Lehmann, begann Violinkonzerte zu hören und beschloss Geiger zu werden. 2002 zog die Familie nach Zürich, wo Sebastian Bohren das Kunst- und Sportgymnasium Rämibühl besuchte, er absolvierte Musikhochschulen in Zürich, Luzern und München. Heute ist er ein international gefragter Violinist und Kammermusiker.
Warum gerade Jankauskaité?
Die Konzertreihe «Stretta Concerts» Brugg gründete Bohren 2007 als 19-Jähriger. In diesem Projekt stecke «wahnsinnig viel Herzblut», sagt er. Vor allem aber würden ihm die «Stretta Concerts» auf sehr lebendige und unmittelbare Weise musikalische Experimente ermöglichen. «Ich kann zum Beispiel», sagt er lachend, «Izabelé Jankauskaité einladen und Bläser gemeinsam mit einer Sologeige auftreten lassen».
Warum gerade Jankauskaité? «Von einem meiner Freunde wurde mir zugeflüstert, dass ich diese junge Dirigentin sofort engagieren sollte», erklärt der Violinist. Das war letztes Jahr. Jankauskaité hatte als Nachwuchsdirigentin soeben den Neeme-Järvi-Preis an der achten Ausgabe der Gstaad Conducting Academy gewonnen. «Mir wurde erzählt», sagt Bohren, «dass sie sehr begabt sei und als Dirigentin unglaublich viel Potenzial habe. Das interessierte mich.»
Izabelé Jankauskaité lacht ebenfalls auf die Frage, warum sie zugesagt habe. Sie kommt aus der Probe von einer Oper in Bern und meint am Telefon, sie habe viel Gutes über Sebastian Bohren gehört: «Ich will schon seit langem an eines seiner Konzerte.» Zeitlich habe es leider nie gepasst. Als sich nun die Gelegenheit bot, mit ihm zusammen Musik zu machen, habe sie das gereizt. Zwar habe sie die vorgesehenen Stücke von Antonin Dvorak und Kurt Weill nicht gekannt, meint die 25-Jährige. Sie hätten ihr aber auf Anhieb gefallen. Und Jankauskaité sagte zu. Am 29. Oktober wird sie das Eröffnungskonzert der «Stretta Concerts» mit den Bläsersolisten Aargau und Violinist Sebastian Bohren dirigieren. Am 24. Oktober treffen sie sich ein erstes Mal bei der ersten Probe.
Heidi Hess


