Schwalben-Sandwand war doch bewohnt
27.10.2023 Mellingen, Region ReusstalDramatische Szenen im Ebereich – Bienenwolf-Wespe packt Bienen und vergräbt sie in die Schwalben-Sandwand
Der Mellinger Städtlifotograf Viktor Zimmermann besuchte Ende Sommer die Sandwand im Ebereich. Seine Eindrücke hält er im nachfolgenden Bericht ...
Dramatische Szenen im Ebereich – Bienenwolf-Wespe packt Bienen und vergräbt sie in die Schwalben-Sandwand
Der Mellinger Städtlifotograf Viktor Zimmermann besuchte Ende Sommer die Sandwand im Ebereich. Seine Eindrücke hält er im nachfolgenden Bericht fest.
Trotz Lockrufen durch einen von der Vogelwarte Sempach aufgestellten Lautsprecher fanden sich 2019 keine Uferschwalben an der im Vorjahr erstellten Sandwand ein. 2020 scharrten die Uferschwalben dann doch um die 80 Brutlöcher in die Wand. Doch etwas später deuteten grössere Löcher auf Marderaktivitäten hin. Leider zeigten die Schwalben in den darauffolgenden Jahren kein Interesse an der Sandwand. Vielleicht waren die grösseren Sandwände in Stetten, Niederwil und Sulz eine zu grosse Standort-Konkurrenz. Doch ein Besuch im Naturschutzflecken Ebereich in Mellingen lohnte sich dieses Jahr dennoch. Vor und in der Sandwand spielten sich dramatische Szenen ab.
An einem warmen Abend Ende dieses Sommers besuchte ich wieder einmal das Naturschutzgebiet Ebereich. Meine Kamera war bereit. An der Sandwand entdeckte ich mehrere Löcher. Doch es waren keine Schwalbenlöcher, denn sie waren nur knapp 1,5 cm gross. Plötzlich brummte es über meinem Kopf. Ein rundes, grosses Insekt sank im Zeitlupentempo an der Wand herunter. Das musste ich mit meiner Kamera festhalten, was mir bei dem langsamen Tempo des «unbekannten Flugobjekts» auch gelang.
Ziemlich plump landete das brummende Etwas am Eingang eines Sandlochs. Ich traute meinen Augen nicht. Eine Wespe hielt mit ihrem mittleren Beinpaar eine Biene Bauch an Bauch fest und verschwand dann mit ihr in einem Sandloch. Ich war sprachlos. Eine solche Szene hatte ich noch nie gesehen. Nach kurzer Zeit krabbelte das Insekt wieder aus dem Loch. Es stellte sich später heraus, dass das zweizackige Krönchen am Kopf zu einem Bienenwolf-Weibchen gehörte.
Schnell kletterte ich auf den Sandhügel. Vielleicht würde ich dort bei den Blumen eine Jagdszene beobachten können.
Zuerst fand ich einen Bienenwolf mit einem Dreierkrönchen, das Kennzeichen für ein Bienenwolf-Männchen.
Da flog eine Wespe zwischen den Blumen. Über einer Honigbiene blieb sie rüttelnd stehen und packte plötzlich zu. Die Biene hatte keine Chance sich zu wehren, schon flog das Doppelpack langsam die Sandwand hinab und verschwand in einem Sandloch.
An diesem Abend konnte ich noch mehrere Beuteflüge dieser Wespe beobachten. Ein schreckliches Ende für die Honigbiene…, aber eine bemerkenswerte und erstaunliche Lebensweise eines kleinen Insekts, das in unserer nahen Umgebung heimisch ist.
Ein Erlebnis, ein Wunder der Tierwelt, das ich hautnah erleben durfte und mich tief beeindruckt hat. – Und sie war doch belebt, die Sandwand im Ebereich.
Viktor Zimmermann
Der Bienenwolf gehört zu den Grabwespen. Die schwarzgelben Insekten sind ab Mitte Juni zu beobachten. Sie haben einen grossen Kopf, die Weibchen besitzen auffällige Grabborsten. Man erkennt sie auch am Schwirrflug, den man auch bei Schwebefliegen beobachten kann.
Die Nahrung für die Larven des Bienenwolfs sind ausschliesslich Honigbienen. Nur die Weibchen der Grabwespen gehen auf die Jagd. Die Honigbiene wird beim Blütenbesuch überwältigt. Sie wird vom Bienenwolf zuerst optisch ausgemacht und danach durch Rütteln in der Luft mit kurzem Abstand geruchlich geprüft. Dann erfolgt der sehr schnelle und plötzliche Angriff; eine Gegenwehr der Honigbiene ist nicht möglich. Das Opfer wird sofort durch einen Stich gelähmt. Danach drückt der Bienenwolf mit seinem Hinterteil auf den Hinterleib der Honigbiene, also auf den Honigmagen. Aus dem Mund der Biene tritt deshalb ein Nektartropfen, der vom Bienenwolf aufgeleckt wird. Die Beute wird nun umgedreht und in Langsamflug zum Sandloch transportiert. Das Sandloch ist der Eingang einer Röhre, die vom Bienenwolfweibchen gegraben wird und bis zu einem Meter lang sein kann. Am Ende befinden sich bis zu sieben Kammern, in denen das Weibchen je bis zu sechs gelähmte Bienen ablegt. Diese dienen der Ernährung des Nachwuchses. Das Bienenwolfweibchen legt unbefruchtete (Männchen) oder befruchtete (Weibchen) Eier in die Kammern. Damit die gelähmten Bienen bis zum Schlüpfen der Larven nicht von Pilz befallen werden oder verderben, schleckt der Bienenwolf die erbeuteten Bienen mit seinen Mundwerkzeugen ab und schützt sie so vor Schimmelbefall.
Quelle: Wikipedia/eigene Bienenbücher