Kommt jetzt die Kavallerie wieder?
24.11.2023 Mellingen, Region ReusstalIn der Militärunterkunft an der Bahnhofstrasse ist derzeit eine Armee-Abteilung mit Pferden untergebracht
Rund um Mellingen ist derzeit Militär mit Pferden unterwegs. Manch einer wundert sich – schliesslich ist die Kavallerie doch seit den 1970ern abgeschafft? Der ...
In der Militärunterkunft an der Bahnhofstrasse ist derzeit eine Armee-Abteilung mit Pferden untergebracht
Rund um Mellingen ist derzeit Militär mit Pferden unterwegs. Manch einer wundert sich – schliesslich ist die Kavallerie doch seit den 1970ern abgeschafft? Der «Reussbote» ging der Sache auf den Grund.
Einfach so aufs Militärgelände hinter dem Werkhof spazieren, das geht natürlich nicht – schon gar nicht mit einer Kamera «bewaffnet». Der Posten verweist freundlich aber bestimmt an die Pressestelle. Nach offizieller Anfrage darf ich dann aber aufs Gelände, wo einige junge Soldaten gerade dabei sind, militärisches Gerät abzuladen. Pferde sind weit und breit keine zu sehen, denn es regnet in Strömen. Dafür nimmt mich Oberleutnant Gioele Bossi in Empfang. Er ist Presse- und Informationsoffizier der «Veterinärund Armeetiereabteilung 13», zu der die derzeit in Mellingen untergebrachte Kolonne 13/3 gehört. Denn selbst wenn die Kavallerie längst der Vergangenheit angehört: Pferde gab und gibt es weiterhin in der Schweizer Armee. Seit 2018 sind neben 100 Hunden auch 300 Pferde und Maultiere in der Abteilung 13 zusammengefasst. «Die Trainkolonnen übernehmen Transportaufgaben im schwierigen Gelände, dort wo Fahrzeuge nicht hinkommen», erklärt Oblt Bossi. Vor allem im Alpenraum kommen die braunen Freiberger, eine Schweizer Kaltblutrasse, zum Einsatz. Sie tragen Waffen, Ausrüstung und Zelte oder helfen bei Bedarf bei Aufräumarbeiten. Darüber hinaus gehören Patrouillenreiter zur Einheit. Sie agieren in Teams und dienen zum Begleitschutz oder zur Aufklärung. «Neben militärischen Aufgaben sind die meisten Einsätze in Zusammenarbeit mit Behörden wie Polizei oder Grenzwache», so Bossi.
Auch Pferde müssen zum WK
Die Pferde werden in die Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere in Sand bei Bern ausgebildet und danach an Privatpersonen verkauft. Manche gehören aber auch den Soldaten selbst und wurden nach der Ausbildung übernommen. Wie ihre Besitzer sind sie Miliz – und erhalten bei Bedarf einen Marschbefehl. Während die Patrouillenreiter mit ihren Rössern derzeit in der Westschweiz unterwegs sind, absolviert die Trainkolonne 13/3 ihren diesjährigen vierwöchigen Wiederholungkurs in Mellingen. Vorkenntnisse im Umgang mit Pferden sind für den Dienst in der Abteilung zwar keine Pflicht, aber natürlich von Vorteil. Daniel Hugener und Hansueli Rusch kommen beide aus Bauernfamilien und kennen sich mit Tieren aus. Man spürt die Vertrautheit mit ihren Pferden, als sie die beiden Hengste aus dem warmen Zelt führen. Geduldig blicken «Limando» und «Lakrido» mit ihren grossen dunklen Augen in die Kamera und zucken selbst beim Blitzlicht kaum zurück. Schliesslich kommt auch Hauptmann Naima Ouahib dazu. Sie ist die Kommandantin der Kolonne. Der überdurchschnittliche Frauenanteil von 25 Prozent ist eine weitere Besonderheit bei der Abteilung 13. Vor Ort ist Ouahib, abgesehen von einer Zugführerin, jedoch die einzige Frau. «Ich bin ursprünglich Tierarztassistentin», berichtet die Kommandantin. Sie sei vor elf Jahren mit Hinblick auf die Polizeischule zum Militär gekommen und geblieben. Und was machen ihre Soldaten alles im WK? «Ein Zug macht Holztransport im Klöntal, eine Gruppe geht nach Hausen», berichtet Ouahib. Dort müsse eine Holzbrücke erneuert werden. Was Ross und Reiter sonst draufhaben, erfahren Interessierte beim Tag der offenen Tür am 27. November in Mellingen. Ab 18 Uhr dürfen die Ställe besichtigt werden und es gibt eine kleine Demonstration.
Michael Lux



