4. Klasse sendete Live-Radio vom Schulhof
12.12.2023 Mellingen, Region ReusstalDas «Powerup-Radio» der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi war auf dem Pausenplatz der Primarschule Kleine Kreuzzelg zu Gast
Zwei Stunden Sendezeit hatte die 4. Klasse der Schule Mellingen-Wohlenschwil gewonnen. Wochenlang bereiteten sich die Schülerinnen und Schüler ...
Das «Powerup-Radio» der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi war auf dem Pausenplatz der Primarschule Kleine Kreuzzelg zu Gast
Zwei Stunden Sendezeit hatte die 4. Klasse der Schule Mellingen-Wohlenschwil gewonnen. Wochenlang bereiteten sich die Schülerinnen und Schüler akribisch auf die Sendung vor, die live aus dem Radiobus übertragen wurde.
You are listening to powerup radio!», tönt es aus den Lautsprecherboxen. Der Radiojingle klingt schon mal höchst professionell. Ob das bei der zweistündigen Live-Sendung so weitergeht? Ein wenig nervös rutschen die vier Nachwuchs-DJs auf dem Rücksitz des Radiobus’ hin und her. Mit den Kopfhörern samt Headset sehen sie immerhin schon Mal fast aus, wie die Profis. Aber der Reihe nach: Ende des Sommers trudelte die überraschende Nachricht von den Radiomachern der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ein, dass die Klasse 4B zu den auserwählten Klassen zählt, die eine Sendung zum Thema «Friedliches Zusammenleben» gestalten dürfen. Eine Woche lang ist der Radiobus des Kinder- und Jugendsenders «Powerup» derzeit zu diesem Thema in der Schweiz unterwegs. Angemeldet hatte die 4. Klasse ihre Klassenlehrerin Fabienne Binkert. Sie sei zufällig auf die Website des Senders gestossen und habe spontan die Anmeldung ausgefüllt, berichtet sie. Dann galt es plötzlich ernst. «Wir haben ganz viel Brainstorming gemacht und Radiosendungen gehört, ausserdem viel geübt, fliessend zu sprechen», erzählt Binkert über die Vorbereitungen. Darüber hinaus habe es Online-Sitzungen mit den Profis des Senders gegeben. «Es geht darum, Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben», erklärt Samuel Marti, der Zivi beim Radiosender ist und mit Radiopädagogin Cinzia Hänsenberger im Bus umhertourt, das Konzept. Darüber hinaus gehe es um «Medienkompetenz» und darum, zu lernen, sich selbst ein Thema zu erarbeiten.
In der Gruppe gestalten
Und was sagen die Kids selbst dazu? «Wir haben gelernt, zusammenzuarbeiten, Sachen zu planen und einen Schritt vorauszudenken», sagt die neunjährige Nora stolz. «Es war speziell, dass wir bei der Musik genau schauen mussten, wie lange sie geht», ergänzt David (9). Denn die Schülerinnen und Schüler durften die gesamte Sendezeit komplett selbst gestalten und planen – von der Musikauswahl über die Beiträge, bis hin zu den Interviews. Die jungen Radio-DJs bestreiten in fünf Gruppen je 24 Minuten des Programms: «Bei uns gibt es viele Nationen, das ist es, was uns auszeichnet», lautet die Anmoderation der ersten Gruppe bestehend aus Nikolina, Omid, Bülent und Bori. Sie erzählen wissenswerte Fakten aus ihren jeweiligen Herkunftsländern, wie etwa Ungarn, Serbien oder der Türkei, bevor der Song «Du» des Schweizer Sängers Nemo aus den Boxen schallt. Es braucht nicht lange bis auch andere Klassen der Schule, vom Spektakel angelockt, den Pausenplatz bevölkern. Und als der eine oder andere Wunschhit gespielt wird, kocht auf einmal trotz eisiger Temperaturen die Stimmung: Schüler und Lehrpersonen beginnen im Rhythmus der Musik zu tanzen. Dann wandert das Mikrofon ins Publikum: «Was macht die Ente mit dem Sohn?», lautet eine scherzhafte Quizfrage. Muss man nicht verstehen, aber lustig ist es. Es geht aber auch ernsthaft zu und her, wenn beispielsweise die Schulleiterin im Live-Interview gefragt wird, was sie denke, wenn Schüler eine Schlägerei auf dem Pausenhof anfangen und ob es bei ihr zu Hause auch manchmal Streit gibt. Ganz schön investigativ. Und wie ist es so am Mikrofon zu sitzen? Aufgeregt sei er schon etwas gewesen, gibt Omid zu: «Ich habe mich mal verplappert, aber einfach weitergemacht», erzählt er. «Es ist mega cool vor Leuten zu sprechen», findet Bori. Positive Bilanz zieht auch Klassenlehrerin Fabienne Binkert: «Sie haben alle mit viel Spass mitgearbeitet und einen Wahnsinnsprozess durchgemacht». Sie jedenfalls würde jederzeit ein zweites Mal beim Projekt mitmachen.
Michael Lux