Der Gemeindeammann sprach ein Machtwort
01.12.2023 Tägerig, FreiamtBei der Gmeind am Montagabend wurde heiss über die Strassensanierung Grütweg diskutiert. Dabei ging es aber um mehr
Der Souverän schickte an der Gmeind den Strassenbau-Kredit für den Grütweg bachab und genehmigte nur die Sanierung von Beleuchtung und ...
Bei der Gmeind am Montagabend wurde heiss über die Strassensanierung Grütweg diskutiert. Dabei ging es aber um mehr
Der Souverän schickte an der Gmeind den Strassenbau-Kredit für den Grütweg bachab und genehmigte nur die Sanierung von Beleuchtung und Wasserversorgung. Zuvor hatte Beat Nietlispach die komplette Rückweisung des Geschäfts per Stichentscheid abgewendet.
Das Protokoll und den Kredit für die generelle Entwässerungsplanung winkten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger am Montagabend noch durch. Ebenso angenommen wurde später grossmehrheitlich das Budget. Als es um die Sanierung des Grütwegs ging, schlugen die Wellen in der vollbesetzten Mehrzweckhalle in Tägerig allerdings hoch. Das entsprechende Traktandum war in drei Kredite aufgeteilt: 290 000 Fr. für Strassenbau, 40 000 Fr. für Beleuchtung mit neuen LED-Lampen sowie 195 000 Fr. für die Wasserversorgung. Soweit so unstrittig. Doch im Zuge der notwendigen Belagssanierung sollte nach dem Wunsch des Gemeinderates auch die Strassenbreite auf bis zu 6,60 Meter vergrössert werden und zur Verkehrsberuhigung an zwei Stellen wiederum durch Einbuchtungen mit Pollern auf 3,20 verengt werden. Darüber hinaus sollten zwei seitliche Parkplätze sowie ein «Aargauer Trottoir» markiert werden («Reussbote», 21. November). Die Anstösser, denen die Verkehrsberuhigungselemente eigentlich zugute komme sollten, waren jedoch alles andere als beruhigt: «Ich glaube den Worten des Gemeinderates nicht mehr», sagte Christian Bertschinger, Präsident der Finanzkommission und Anwohner am Grütweg. Er wies darauf hin, dass der Gestaltungsplan für das Quartier Floss- und Stockacher noch nicht rechtsgültig beschlossen sei. Dieser sieht unter anderem eine mögliche Anbindung des Quartiers über den Grütweg vor. Er befürchte wesentlich mehr Verkehr am Grütweg, so Bertschinger. Er beantrage daher die Rückweisung des Geschäfts an den Gemeinderat. Dieser solle die Massnahmen nochmals anschauen, sobald Floss- und Stockacher beschlossen sei. «Fakt ist, es wird mehr Verkehr geben», entgegnete Gemeindeammann Beat Nietlispach. Es sei aber im Gestaltungsplan niedergeschrieben, dass maximal 30 Prozent des Mehrverkehrs über die Strasse gehen dürften, ansonsten müsse die Gemeinde Massnahmen zur Verkehrsberuhigung ergreifen. Ob die Erschliessung des neuen Quartiers letztlich über den Grütweg erfolge, sei zudem Bestandteil der Einspracheverhandlungen, die am Mittwoch stattfänden.
Hitzige Debatten über Massnahmen
Anwohnerin Yvonne Bicker legte nach und kritisierte, dass die Anstösser nicht von Anfang an in die Planung miteinbezogen worden seien. Sie äusserte zudem ihr Unverständnis angesichts der jetzt geplanten Strassenverbreiterung für die 1,50 Meter Grünfläche versiegelt werde. Um besagte 1,50 Meter entbrannte im Anschluss eine im wahrsten Sinne des Wortes historische Debatte: Vor 40 Jahren, als die einstige Privatstrasse an die Gemeinde gegangen war, hatte sich diese das Recht vorbehalten, die von den Anwohnern genutzten 1,50 Meter zurückzufordern, sofern diese für den Strassenausbau benötigt würden, wie alt Ammann Ernst Meier in seiner Wortmeldung bestätigte: «Es ist alles rechtens zu und her gegangen», sagte er auf Kritik der Anwohner. Es folgten noch zahlreiche weitere Wortmeldungen über Sinn oder Unsinn der geplanten Sanierung. Es sei keine «Sanierung», sondern ein «Ausbau», bemerkte Ernst Fankhauser: «Das ist eine riesige Verkehrsfläche, das macht man heute nicht mehr», erklärte er. Das Trottoir sei «völlig unnötig», fand Peter Meier. Es sei aktuell ein «friedliches Quartier ohne Durchgangsverkehr». Man solle die Verkehrssituation nicht zum Schlechteren verändern. Es sei in der Strasse längst nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, schaltete sich dagegen Wendelin Blattmer, Leiter Gemeindewerke, ein. Es habe mehrfach Probleme gegeben, wenn der Müllwagen oder die Grüngutabfuhr wegen parkierender Fahrzeuge nicht mehr durchgekommen seien. Das bestätigte auch Anwohner Pino Iaquinta, der ebenfalls auf die Park-Problematik am Wendeplatz aufmerksam machte: «Mir geht es in erster Linie um die Sicherheit», sagte er. Wenn die Massnahmen nicht kämen, brauche es ein Parkregime. Sowohl Gemeindeschreiber Rolf Meier als auch Wendelin Blattmer baten vor der anschliessenden Abstimmung eindringlich darum, die Sanierung Grütweg und das Quartier Floss- und Stockacher nicht zu vermischen. Letzterer betonte die AEW werde die Strasse ohnehin für ihre benötigten Leitungen aufreissen. Wenn man nicht mitmache, werde es teurer.
Showdown mit Stichentscheid
Dann galt es ernst. Gemeindeammann Beat Nietlispach liess zunächst über den Rückweisungsantrag von Christian Bertschinger abstimmen. Das überraschende Ergebnis: ein Patt von 37 Ja- zu 37 Nein-Stimmen. «Ich bedauere das sehr», sagte Nietlisbach und wies den Antrag per Stichentscheid ab. Die Quittung folgte dann in der separaten Abstimmung: Zwar wurde den Krediten für Beleuchtung und Wasserversorgung klar zugestimmt. Der Strassensanierung erteilte der Souverän mit 43 Nein- zu 35 Ja-Stimmen aber eine knappe Abfuhr. Nun muss der Gemeinderat mit dem beteiligten Ingenieurbüro über die Bücher. Ein Referendum scheint ebenfalls nicht ausgeschlossen. So engagiert die Diskussion geführt wurde, am Ende herrschte dann wieder Harmonie im Saal als Gemeindeammann Beat Nietlispach unter grossem Applaus verabschiedet wurde.
Michael Lux