Nach dem Torjubel verhaftet
Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und den Vergeltungsschlägen Israels sind Hunderte Todesopfer und Verletzte auf beiden Seiten zu beklagen. Welche historischen und geopolitischen Gründe haben zum Konflikt ...
Nach dem Torjubel verhaftet
Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und den Vergeltungsschlägen Israels sind Hunderte Todesopfer und Verletzte auf beiden Seiten zu beklagen. Welche historischen und geopolitischen Gründe haben zum Konflikt zwischen Israel und Palästina geführt? Welche neuen Allianzen werden in der Region geschmiedet? Der Krieg im Nahen Osten beschäftigt uns alle. Medien, Politiker, Bevölkerung, Kinder, Erwachsene, Analysten, Besserwisser und viele andere mehr. Neuerdings hat er sogar den Fussball-Profibetrieb erreicht.
Kennen Sie Sagiv Jehezkel? Wahrscheinlich nicht. Er ist ein israelischer Fussballprofi, der in der Türkei spielt. Letzten Sonntag erzielte er für sein Team Antalyaspor den Ausgleichstreffer. Der Israeli jubelte und zeigte auf sein Handgelenk. Darauf stand eine Botschaft: «100 days, 7.10.» Daneben ein Davidstern. Er erinnert damit daran, dass seit dem Überfall der Hamas in Israel 100 Tage vergangen waren.
Das Spiel endete unentschieden, das Sportliche verkam nach dem Schlusspfiff zur Nebensache. Noch am selben Abend reagierte die Politik. Ein Berater Erdogans nannte den Spieler einen «israelischen Hund». Der Justizminister schrieb von einer «hässlichen Aktion». Noch in der Nacht wurde Jehezkel festgenommen. Der Sponsor von Antalyaspor legte nach: Der Spieler müsse sofort abgeschoben werden, forderte der Baukonzern.
Erdogan wird diese Aktion mit Bestimmtheit für den Wahlkampf verwerten, schreibt der «Tages Anzeiger». Mir brummt der Schädel, wenn der Sport von beiden Seiten für politische Zwecke missbraucht wird.
Benedikt Nüssli
Benedikt Nüssli ist Verleger dieser Zeitung und Mitinhaber der Nüssli Druck AG. In seiner Freizeit treibt er gerne Sport. Greift er für einmal nicht in die Tasten, ist er gerne in den Walliser Bergen unterwegs und geniesst dort ein feines Raclette.