Sinnbild für Wärme und Behaglichkeit
26.01.2024 Oberrohrdorf-Staretschwil, Region RohrdorferbergOliver Greber ist eidgenössischer diplomierter Hafnermeister – Ofenbauer ist heute ein seltener, aber gesuchter Beruf
Seit Corona und der Ukrainekrise kann sich Ofenbauer Oliver Greber vor Aufträgen kaum retten. Vor allem Privatkunden lassen bei ihm ihre Kachelöfen ...
Oliver Greber ist eidgenössischer diplomierter Hafnermeister – Ofenbauer ist heute ein seltener, aber gesuchter Beruf
Seit Corona und der Ukrainekrise kann sich Ofenbauer Oliver Greber vor Aufträgen kaum retten. Vor allem Privatkunden lassen bei ihm ihre Kachelöfen sanieren oder gleich neue bauen. Chemineé und Chemineéöfen sind ebenfalls sehr gefragt.
Eigentlich wollte Oliver Greber, der aus Mellingen stammt, Elektromonteur werden. Nach einem Schnupperpraktikum bei einem Ofenbauer war es aber um ihn geschehen: «Das Feuer ist für mich immer schon faszinierend gewesen», erzählt er. Es brauche viele verschiedene Elemente, die berücksichtigt werden müssten, damit ein Ofen funktioniere und wärme. In seinem Beruf seien das Plattenlegen, Maurern und Ofenbauen miteinander verschachtelt, erklärt der eidg. dipl. Hafnermeister, der 1988 seine vierjährige Ausbildung begann und 1998 seinen Meister machte. Nicht Hafner, sondern «Ofenbauer EFZ» lautet heute die offizielle Berufsbezeichnung. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Fürs Plattenlegen gibt es eine separate Ausbildung. Und was muss man mitbringen, um ein guter Ofenbauer zu sein? «Man braucht ein gutes Vorstellungsvermögen, man muss exakt arbeiten und man braucht Geduld», sagt Greber. «Die Liebe zum Beruf muss man natürlich auch haben, sonst kommt es nicht gut», fügt er schmunzelnd hinzu. Die haben jedoch immer weniger Jugendliche. Denn in der Branche herrscht – wie in vielen Handwerksberufen – akuter Fachkräftemangel. Nur noch rund zehn Lehrlinge schliessen ihre Ausbildung jährlich ab – in der ganzen Schweiz wohlgemerkt. Zu seiner eigenen Lehrzeit seien es noch um die 100, also zehnmal mehr gewesen als heute, berichtet Greber.
Seit 35 Jahren im Geschäft
30 Jahre lang arbeitete Greber in seinem einstigen Ausbildungsbetrieb bei Hans Niederberger in Nussbaumen, bildete selbst aus und betreute Projekte von A bis Z. Seit 2018 ist Greber, der in Oberrohrdorf wohnt und arbeitet, selbstständig, teilt sich aber noch mit seinem ehemaligen Chef und Freund einen Showroom in Nussbaumen. Mittlerweile ist er selbst mit einem angestellten Hafnermeister im Team unterwegs. Angefragt wird er fast ausschliesslich von Privatkunden. Die Aufträge bekommt er via Mundzu-Mund-Empfehlung. Werbung macht er keine, schliesslich ist die Nachfrage ohnehin riesig: «Die Plattenlegerei ist eher weniger geworden, dafür ist der Ofenbau seit Corona stark angestiegen. Auch die Energiekrise hat sehr viel dazu beigetragen», so Greber. Vor zehn Jahren habe man bestehende Cheminées noch herausgerissen, heute würden sie saniert oder modernisiert, erzählt der Ofenbauer. Ähnliches gilt für Kachelöfen. Viele seiner Kunden hätten zuvor schon einen Kachelofen besessen und liessen diesen neu aufsetzen. Denn die Kacheln selbst sind heute relativ teuer. Während ein neu aufgesetzter Ofen, bei dem lediglich die sogenannte Mantelhülle aus Schamottsteinen erneuert und die bestehenden Kacheln wieder aufgesetzt werden, zwischen 20 000 und 25 000 Fr. kostet, fängt ein komplett neuer Kachelofen erst bei 40 000 Fr. an. Cheminées starten bei 12 000 Fr., die günstigsten Cheminéeöfen gibt es schon ab 4500 Franken. Letztere brächten mit vier bis acht Kilowatt bereits ausreichend Leistung um den Wohn- und Essbereich abzudecken, versichert Greber: «Ich habe viele Kunden, die während der Übergangszeit mit Cheminéeöfen heizen», berichtet er.
Es kommt auf das Holz an
Und wie sieht es mit den Emissionen aus? «Jedes Gerät, das man heute neu kauft, entspricht strengen Luftreinhaltungsverordnungen, entsprechend EU-Vorgaben», so Greber. Für individuell erstellte Öfen verwendet er ein zertifiziertes Computerberechnungssystem das den neuen Luftreinigungsvorgaben entspricht. Die Holzfeuerung mache Sinn, findet der Ofenbauer. Es gäbe immer noch ausreichend Holz und bei der Verbrennung entstehe nicht mehr CO2, wie wenn das Holz im Wald verrotte. «Wenn man das richtige Holz verwendet, hat es wenig bis gar keine Emissionen», sagt Greber, der jeden neuen Ofen gemeinsam mit seinen Kunden anfeuert. Das Holz müsse ausreichend trocken und mindestens drei Jahre gelagert sein. Er rät, das Holz beim Forstbetrieb und nicht beim Discounter zu kaufen. Das Holz müsse zudem richtig gelagert werden: gedeckt und trocken, aber mit ausreichend Luftzirkulation. Und wie steht es mit der Haltbarkeit? «Ein Kachelofen überlebt uns», versichert Greber. «Wenn der Kunde Sorge trägt, werden die 50 Jahre alt». Bei einem Cheminée seien es immerhin noch bis zu 30 Jahre und bei einem Cheminéeofen 20 Jahre. Auch das schätzt der Ofenbauer an seinem Beruf: «Wir können uns unbegrenzt bei unserer Kundschaft verewigen», schwärmt er.
Michael Lux


