60 Meter lange Mauer als Schallschutz
27.02.2024 Mellingen, Region ReusstalNachbar fühlt sich gestört vom Lärm – Frigemo baut eine Granitsteinmauer. Eine Begrünung folgt
Sie ist das neue Stadtgespräch. Die Spatzen pfeifen es von den gegenüberliegenden Altstadtdächern, dass bei der Frigemo eine «Chinesische Mauer» ...
Nachbar fühlt sich gestört vom Lärm – Frigemo baut eine Granitsteinmauer. Eine Begrünung folgt
Sie ist das neue Stadtgespräch. Die Spatzen pfeifen es von den gegenüberliegenden Altstadtdächern, dass bei der Frigemo eine «Chinesische Mauer» entsteht.
Es ist eine alte Geschichte. Der Stein des Anstosses: Der Lärm, welcher bei der Anlieferung und teilweise bei der Verarbeitung von Gemüse bei der Frigemo in Mellingen entsteht. Es gab immer wieder Beschwerden, dass die Lärmschutzvorschriften nicht eingehalten werden. Ab und zu wurde die Polizei aufgeboten und schlussendlich eine Lärmklage eingereicht. «Wir sprechen von lediglich einer Lärmklage», betont Renate Schaffner, Mitglied der Geschäftsleitung der Frigemo AG. Und diese zeigte Wirkung. Um das Gelände der Firma bauten Strassenarbeiter einen «Burgwall». Damit sollen keine Eindringlinge abgewehrt, sondern Lärm abgefangen werden. «Die Lärmschutzmassnahmen mit der Granitsteinmauer sind eine gute Lösung für alle Beteiligten und garantieren, dass die Auflagen der Lärmschutzgesetzgebung eingehalten sind», so Schaffner.
300 Tonnen Granitsteine gegen Lärm
Die neu gebaute Mauer reduziert den Lärm für die Anwohnerschaft auf der Ebene des Untergeschosses. «Es sind noch weitere bauliche Massnahmen zur Lärmdämmung auf der Ebene des Erdgeschosses geplant», führt Schaffner aus. So werden im Bereich der Rampe zusätzliche Schallschutzwände installiert.
In nur einem Monat bauten Strassenarbeiter der Firma Birchmeier Bau AG die 60 Meter lange und zwischen 2,5 bis 4,5 Meter hohe Lärmschutzmauer auf. 300 Tonnen Granitquader verbauten sie. Stein um Stein hievten sie mit einem 30 Meter hohen Kran an ihren Platz. «Das Wetter spielte sehr gut mit», sagt Polier Blerim Gashi. «Wir arbeiteten auch schon bei der Kantonsstrassensanierung in Oberrohrdorf und bei anderen Strassenprojekten in der Region mit.» Mit der Planung beauftragt war Ingenieur Andreas Hofmann. «Die Mauer musste 60 Meter lang sein, um die Schallquellen gegenüber dem zu schützenden Wohngebiet abzudecken», führt Hofmann aus. Er verliess sich aber nicht nur auf Berechnungen. Bereits im Sommer wurden Lärmschutzmatten montiert, um die geplante Mauer zu simulieren.
Das Baugesuch lag bereits vor einem Jahr auf der Bauverwaltung auf. Es gingen keine Einwendungen ein. Bevor die Gemüsesaison wieder losgeht – dann entstehen die meisten Lärmimmissionen – konnte der Bau der Mauer in Angriff genommen werden. Im Reuss-Städtchen wurde bereits beim Bau über die Dimension und die Ausführung gestaunt. Begriffe wie Chinesische Mauer oder Burgwall sind zu hören. Gewitzelt wird, ob wegen einer einzigen Lärmklage ein so massives und teures Bollwerk gebaut werden musste. Gemäss Baugesuch kosten die Lärmschutzmassnahmen stolze 350 000 Franken. Der «Reussbote» fragte bei Schaffner nach, ob das ein Zeichen dafür ist, am Standort Mellingen langfristig festzuhalten. «Der Standort Mellingen ist und bleibt für die Frigemo Gruppe wichtig. Wir investieren laufend in die Infrastruktur», führt Schaffner aus. In Mellingen werden pro Jahr circa 10 000 Tonnen Gemüse von regionalen Produzenten zu mehr als 100 verschiedenen tiefgekühlten Einzelprodukten und Mischungen verarbeitet.
Debora Gattlen