Maturanden: Keine Nachteile
02.02.2024 Grosser RatRegierungsrat beantwortet Vorstoss von Tägliger GLP-Grossrätin Schuppisser
Werden Aargauer Gymnasiasten durch lange Ausbildungszeiten benachteiligt? – Nein, meint der Regierungsrat. Im Gegenteil: Das Bildungssystem funktioniert sogar sehr gut.
Warum werden Aargauer ...
Regierungsrat beantwortet Vorstoss von Tägliger GLP-Grossrätin Schuppisser
Werden Aargauer Gymnasiasten durch lange Ausbildungszeiten benachteiligt? – Nein, meint der Regierungsrat. Im Gegenteil: Das Bildungssystem funktioniert sogar sehr gut.
Warum werden Aargauer Studierende entschleunigt? Warum verzögert sich deren Berufseinstieg und deren Karriere-Entwicklung? Solche Fragen stellte die Tägliger GLP-Grossrätin Annetta Schuppisser in einer Interpellation, die der Regierungsrat nun beantwortet.
In ihrem Vorstoss, den Schupisser im November 2023 gemeinsam mit Markus Lang (GLP) eingereicht hatte, hinterfragen die beiden die Dauer des gymnasialen Wegs, der bis zur eidgenössischen Maturität im Aargau 15 Jahre (inklusive zwei Jahre Kindergarten) dauert, in Zürich oder in Bern hingegen nur 14 Jahre – respektive ohne Kindergarten nur 12 Jahre. Sie sehen darin einen Nachteil für Studierende aus dem Aargau, die ein Jahr später mit dem Studium beginnen und folglich auch ein Jahr älter sind beim Einstieg in Beruf und Karriere. «Aargauer Studierende, insbesondere Studentinnen sind im Arbeitsmarkt systematisch benachteiligt», so Schuppisser. «Entweder fehlt ihnen die Praktikumserfahrung, welche heutzutage verlangt wird, oder sie sind älter als ihre Konkurrenz und haben ein Jahr weniger Zeit für den erfolgreichen, entscheidenden Karrierestart.» Schuppisser fragte, ob die Schülerinnen und Schüler zu einer Verkürzung der Schulzeit befragt worden seien. Sie bezieht sich ausserdem auf frühere Vorstösse, die ebenfalls Abklärungen zur Verkürzung der Schulzeit verlangten.
«Beim Studium sind sie schneller»
2020 erklärte der Regierungsrat den Entwicklungsschwerpunkt «Verkürzung Schuldauer bis zur gymnasialen Matur» für beendet. Als Grund bezeichnet er in erster Linie strukturelle und organisatorische Aspekte. In seiner Antwort schreibt er: Eine kürzere Schulzeit bis zur Matur würde eine Oberstufenreform mit weitreichenden Auswirkungen auf die Oberstufenstandorte sowie auf die Ausgestaltung der Schultypen erfordern. Zum jetzigen Zeitpunkt, so die Antwort des Regierungsrates, sei die Initiierung eines weiteren Grossprojekts «nicht zielführend», weil «das Aargauer Schulsystem seit längerer Zeit durch andere Vorhaben intensiv beansprucht» werde. Ein solches Reformvorhaben hätte weitreichende strukturelle und finanzielle Auswirkungen.
Schuppisser und Lang wollen weiter wissen, wie der «zeitliche Nachteil, der den Aargauer Schülerinnen und Schülern entsteht, im Gegensatz zu ihrer Konkurrenz (aus Zürich oder Bern) ausgeglichen werden» könne. Dazu hält der Regierungsrat fest, Erkenntnisse zur systematischen Benachteiligung von Aargauer Kantonsschülerinnen und -schülern aufgrund ihrer längeren Schulzeit bis zur Matur würden fehlen. Studierende würden nach eigener Aussage bei der Stellensuche nicht das Alter als grössten Nachteil erwähnen. Häufiger würden sie auf Gründe verweisen wie fehlende Berufserfahrung, aktuelle Wirtschaftslage, gewählte Studienrichtung oder auch fehlende Zusatzkenntnisse.
Zudem würden Daten der schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung zeigen, dass das Bildungssystem des Kantons Aargau im Vergleich zur Deutschschweiz und zur übrigen Schweiz überdurchschnittliche Qualität aufweist. So benötigten Aargauer Gymnasiastinnen und Gymnasiasten weniger Zeit, um einen Bachelorabschluss zu erwerben, als Maturanden aus der übrigen Deutschschweiz. Vergleichsweise schneller schliessen sie auch beim Masterstudium ab. Der Regierungsrat sieht daher für Aargauer Maturandinnen und Maturanden keine Benachteiligung, die aus ihrer Ausbildungszeit von 15 Jahren resultieren könnte. Massnahmen seien derzeit nicht notwendig, hält er fest. «Der Regierungsrat beobachtet die Entwicklung auf Stufe Hochschule und im Arbeitsmarkt jedoch fortlaufend.» (hhs)