Mit Überschüssen die Schulden tilgen
13.02.2024 Mägenwil, Region ReusstalDer Steuerertrag liegt eine Million Franken über Budget. Das ist erfreulich und nützt doch nur wenig
Zweimal hintereinander fallen die Steuereinnahmen höher aus als budgetiert. Die Gemeinde nimmt das Geld mit Handkuss und tilgt Schulden.
Budgetiert hatten sie in ...
Der Steuerertrag liegt eine Million Franken über Budget. Das ist erfreulich und nützt doch nur wenig
Zweimal hintereinander fallen die Steuereinnahmen höher aus als budgetiert. Die Gemeinde nimmt das Geld mit Handkuss und tilgt Schulden.
Budgetiert hatten sie in Mägenwil für das Rechnungsjahr 2023 einen Steuerertrag von rund 6,7 Mio. Franken. Nun fällt dieser Ertrag um rund eine Million Franken höher aus als im Budget («Reussbote», 6. Februar). «Wir sind natürlich glücklich», kommentiert Gemeindeammann Peter Wiederkehr. Dennoch besteht wenig Grund zum Feiern. Nach wie vor verzeichnet Mägenwil mit rund 6400 Fr. (per Ende 2022, ohne Spezialfinanzierung) nämlich die höchste Pro-Kopf-Verschuldung im ganzen Kanton. «Jeder Franken hilft uns, finanziell wieder auf gesunde Beine zu kommen. Wir sind am Aufholen, aber zusätzliche Investitionen liegen nicht drin», erklärt Wiederkehr. Er erinnert daran, dass die Gemeinde bereits vor einem Jahr einen guten Steuerabschluss erzielt hat. Er lag damals mit 1,7 Mio. Fr. über Budget sogar noch höher als beim aktuellen Steuerertrag.
«Wir müssten Steuerfuss erhöhen»
Die Überschüsse werden in Mägenwil zum Abtragen der Schulden benötigt. Und bis der Schuldenberg getilgt ist, dürfte es noch einige Jahre dauern. «Theoretisch müssten wir den Steuerfuss sogar erhöhen», sagt der Ammann, um sogleich abzuwinken, das sei aber kein Thema. Seit drei Jahren liegt der Steuerfuss in der Gemeinde bei 113 Prozent. Es ist gar nicht so lange her, da war er viel tiefer. Um 2010 lag er bei 78 Prozent und gehörte zu den tiefsten im ganzen Kanton. In den folgenden Jahren stieg er kontinuierlich bis auf die heutigen 113 Prozent. Würden sie den Steuerfuss weiter erhöhen, würde man wohl in einen kritischen Bereich gelangen, meint Wiederkehr. «Ein Steuerfuss von 113 Prozent ist für unsere Gemeinde vernünftig.» Steuern senken ist wegen der hohen Verschuldung indes ausgeschlossen. «Das wäre zum jetzigen Zeitpunkt fahrlässig.»
«Es klemmt beim Wachstum»
Mägenwil hat vor Jahren in die Zukunft investiert. Schulanlagen wurden im Hinblick auf die geplanten Überbauungen in der Sandfoore und im Wolfboden vergrössert, weil die Bevölkerung wachsen wird. Wiederkehr sagt: «Andere Gemeinden reagieren erst, wenn die Schülerzahlen steigen. Wegen hoher Schülerzahlen müssen sie dann bei Raumnot auf Provisorien ausweichen, Container zumieten.» Als in Mägenwil Investitionen anstanden, habe man früh beschlossen, grösser und zukunftsorientiert zu bauen. Nun sei im Schulhaus eine zusätzliche Etage im Edelrohbau vorhanden, die genug Platz biete für weitere vier Schulzimmer. «Aktuell klemmt es beim Bevölkerungswachstum», so Wiederkehr. Dieses Wachstum würde Mehreinnahmen bei den Steuern bringen und könnte die Finanzen stabilisieren. In der Sandfoore wären diverse Baufelder baureif; die Baubewilligungen könnten eingeholt werden. Letztlich würden die Investoren, die in der Regel viele Projekte betreuen, aber ihre eigenen Prioritäten setzen. Das alles, sagt der Ammann, erkläre er an jeder Gemeindeversammlung.
Wiederkehr spricht aber auch den vom Kanton herbeigeführten Systemwechsel bei den Aktiensteuern an. Die Aktiensteuern seien dadurch höher ausgefallen als von der Gemeinde budgetiert. Die Zahl, die letztlich den Löwenanteil des jüngsten Überschusses ausmacht, sei indes mit Vorsicht zu geniessen. Schliesslich gibt der Gemeindeammann zu bedenken, dass der Steuerertrag wenig mit dem Rechnungsabschluss zu tun habe. Das Budget 2023 weise einen Aufwandüberschuss aus. Vielleicht gehe die Rechnung mit diesem Steuerabschluss nun auf, vielleicht würden sie sogar Gewinn machen. «Aber», sagt Wiederkehr, «das wissen wir noch nicht».
Heidi Hess