Das Uhrwerk des Zeitturms ist wieder montiert. Dank Revision funktioniert der Glockenschlag wieder
Im Reuss-Städtchen ist das Geld für Investitionen knapp bemessen. Dennoch gelang es, die Uhr zu revidieren. Nun ist auch der Glockenschlag wieder zu hören.
Seit zwei ...
Das Uhrwerk des Zeitturms ist wieder montiert. Dank Revision funktioniert der Glockenschlag wieder
Im Reuss-Städtchen ist das Geld für Investitionen knapp bemessen. Dennoch gelang es, die Uhr zu revidieren. Nun ist auch der Glockenschlag wieder zu hören.
Seit zwei Jahren war der Glockenschlag im Zeitturmuhr verstummt. Der Gemeinderat konnte sich wegen fehlendem Budget und mangelndem Geld in der Gemeindekasse zunächst nicht zur sofortigen Reparatur der Zeitturmuhr durchringen. Das wollte Gemeindeschreiber Erich Probst nach seinem Amtsantritt im März 2023 allerdings nicht einfach auf sich beruhen lassen. Er suchte nach Lösungen. «Es ist einfach zu schade, ein solches Juwel nicht funktionstüchtig zu erhalten», sagt er. So fragte er unter anderem die Swatch-Gruppe für ein Sponsoring an. Dort erhielt er zwar eine freundliche Antwort, allerdings mit einer Absage. Doch das bremste Probst nicht aus. Inzwischen haben die kantonale Denkmalpflege einen Beitrag von 7000 Fr., sowie die Albert und Ida Nüssli-Stutz-Stiftung 25 000 Fr. für die Reparatur bereitgestellt. Probst beantragte daraufhin beim Gemeinderat die teurere Sanierung mit der Rückführung auf den mechanischen Betrieb. Nach der Zusage revidierte die Aarauer Firma Rüetschi das Uhrwerk und führte es in den Pendelbetrieb zurück. Kürzlich wurde das für die Revision ausgebaute Werk wieder montiert.
Glockenschlag funktioniert wieder
Für die optische Abnahme war am Dienstagnachmittag eine dreiköpfige Delegation aus dem Stadthaus unterwegs zum Zeitturm. Frau Gemeindeammann Györgyi Schaeffer, Gemeinderat Beat Gomes und Gemeindeschreiber Erich Probst stiegen zusammen mit Jari Putignano, CEO der H. Rüetschi AG die steilen Stufen des Mellinger Zeitturms hinauf. Vorsicht war geboten. Doch kurz vor der Turmspitze, auf einem Zwischenboden, war dann zu sehen, wofür sich der Aufstieg lohnte. In einem Holzkasten mit Fensterflügeltüren steht das frisch renovierte Uhrwerk. Das Pendel darunter schwingt unter aufmerksamer Beobachtung der Städtli-Delegation hin und her. Genauso aufmerksam hörten sie danach auch den Ausführungen von Jari Putignano zu. Er erklärte, dass alle Funktionen vom Glockenschlag zur Viertel- und Halbenstunde bis zur astronomischen Uhr wieder funktionieren. Ausgewechselt wurden verschiedene Kugellager und ein Zahnrad. Und wie zum Zeichen begannen sich die Zahnräder zu drehen und der Glockenschlag in der Turmspitze ertönte. Die Gewichte senken sich dabei bei jedem Schlag ab. Sind sie zu tief, werden sie dank eines Sensors und Motors wieder hochgezogen. Nach der erfolgreichen Sichtkontrolle bestätigte Frau Gemeindeammann Györgyi Schaeffer dies mit ihrer Unterschrift. Danach ging es noch ein Stockwerk höher. Hier hält, zwischen Spinnweben versteckt, ein weit älteres, nicht mehr funktionstüchtiges Uhrwerk seinen Dornröschenschlaf. «Es gibt wohl in der ganzen Schweiz und Europa kein so altes Uhrwerk mehr. Obwohl es aus dem Jahre 1544 stammt, staubt es hier unbeachtet vor sich hin. Auch dieses einzigartige Stück soll der Öffentlichkeit gezeigt werden», sagt Beat Gomes. Um das alte Uhrwerk «wach zu küssen», braucht es aber eine neue Finanzspritze.
Debora Gattlen