Nach der Absage der Jungbürgerfeier in Fislisbach/Oberrohrdorf hält Mellingen an der Tradition fest

Wegen mangelndem Interesse mussten Oberrohrdorf und Fislisbach die gemeinsame Jungbürgerfeier kurzerhand absagen. Sind diese Anlässe ein Auslaufmodell?

Die Meldung war ernüchternd: Die Gemeinderäte von Oberrohrdorf und Fislisbach haben beschlossen, die Jungbürgerfeier vom 24. März abzusagen. Geplant war ein Bowlingabend mit anschliessendem Abendessen. Von den 79 eingeladenen Jungbürgerinnen und Jungbürgern meldeten sich jedoch nur neun an. «Aufgrund dieser geringen Teilnehmerzahl haben die zwei Gemeinden entschieden, auf die Durchführung zu verzichten», hiess es nun in einer Mitteilung.
Trotz Ernüchterung – eine grosse Überraschung ist dieses Fiasko nicht, da sich der allgemeine Trend seit Jahren schon in diese Richtung bewegt – und zwar weit über die Gemeinden der Region hinaus. Die Jungbürgerfeiern stossen beim Zielpublikum auf immer weniger Interesse. Sie scheinen schlicht nicht mehr zeitgemäss zu sein.

Zu früh für verbindliche Aussagen
Wie also weiter? Hat die Absage der gemeinsamen Feier Konsequenzen? Die Gemeinde Fislisbach will sich noch nicht dazu äussern. Es sei zu früh für verbindliche Aussagen.
Auch Thomas Busslinger, Gemeindeschreiber von Oberrohrdorf, hält sich bedeckt: «Wir werden die Angelegenheit gemeinsam mit der Gemeinde Fislisbach anschauen – jetzt ist es noch zu früh, um irgendwelche Ankündigungen zu machen.» Dass das allgemeine Interesse an solchen Jungbürgerfeiern nachgelassen hat, kann er indes bestätigen. «Die Feier wurde im Jahr 2016 schon einmal abgesagt. Wir kennen das Problem also schon», sagt Busslinger. «Offenbar besteht bei den Jugendlichen tatsächlich immer weniger Bedarf. Das Freizeitangebot für junge Menschen ist heute viel grösser als früher, vielleicht liegt es daran.» Die Gemeinde Oberrohrdorf habe in diesem Jahr jedenfalls 32 Jungbürgerinnen und Jungbürger angeschrieben, nur drei hätten sich angemeldet. Demnach waren es in Fislisbach sechs von 47.
Ob es im nächsten Jahr in Oberrohrdorf und Fislisbach eine gemeinsame Feier geben soll, ist also offen. Zuerst müsse das Gespräch zwischen den Gemeinden stattfinden, dann könne man das weitere Vorgehen kommunizieren, so Busslinger.
In Mellingen sieht man derzeit hingegen keinen Handlungsbedarf. Stadtpräsidentin Györgyi Schaeffer sagt auf Anfrage, dass die für den kommenden August geplante Jungbürgerfeier nach der Absage in den Nachbargemeinden nicht zur Debatte stehe. «Wir haben die Feier bis jetzt immer durchgeführt», so Schaeffer. «Wir hatten immer zwischen zehn und 20 Anmeldungen. Es gibt also keinen Grund, die Jugendlichen nicht mehr zu einer solchen Feier einzuladen.»

«Ein lustiger Abend zusammen»
Die Stadtpräsidentin sieht in Mellingen kein markantes Nachlassen des Interesses bei den Jugendlichen. Im Gegenteil: «Wir haben an der Jungbürgerfeier immer einen lustigen Abend zusammen. Das Programm hat sich mit den Jahren bewährt». Der Ablauf sieht folgendermassen aus: Der Gemeinderat empfängt die Jungbürger jeweils im Rathaus zum gegenseitigen Kennenlernen. «Dann machen wir uns auf den Weg zum Restaurant Andalusia, wo es ein Abendessen mit Quiz, Darts, Töggelikasten, Montagsmaler und so weiter gibt», erklärt Schaeffer.
Die Rückmeldungen der Jugendlichen seien stets positiv, so die Stadtpräsidentin. Einzig der Wochentag werde kritisiert. «Da die Feier immer an einem Montag stattfindet, müssen die Anwesenden am nächsten Morgen halt früh aufstehen. Andererseits: Welcher Jugendliche hätte an einem Freitagabend Lust auf einen Anlass mit der Gemeinde?»

Marko Lehtinen

Wie weiter mit den Jungbürgerfeiern?

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