Dem illegalen Einwanderer auf der Spur
22.05.2024 Niederrohrdorf, Region RohrdorferbergNIm Mülibach wurde der Signalkrebs gefunden. Die invasive Art gefährdet einheimische Krebse
Im letzten Herbst wurden im Mülibach erstmals Exemplare des Signalkrebses gesichtet und teilweise abgesammelt. Im Mai und September finden weitere Info- und Sammelaktionen statt. Das ...
NIm Mülibach wurde der Signalkrebs gefunden. Die invasive Art gefährdet einheimische Krebse
Im letzten Herbst wurden im Mülibach erstmals Exemplare des Signalkrebses gesichtet und teilweise abgesammelt. Im Mai und September finden weitere Info- und Sammelaktionen statt. Das Ziel ist es, eine Ausbreitung zu verhindern.
Eigentlich sieht der Signalkrebs ja ganz harmlos aus – und schmecken soll er erst noch gut. «Der Signalkrebs wurde Ende der 1960er-Jahre in Europa als Speisekrebs eingeführt», berichtet Florian Randegger, Fachspezialist Fischerei beim Kanton Aargau. Seit den 1980er-Jahren besiedle der eigentlich von der Westküste der USA und Kanada stammende Krebs als invasive Art auch das ganze Schweizer Mittelland.
Heimische Krebsarten wie der Steinkrebs, Dohlenkrebs und Edelkrebs sind bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts stark unter Druck. Sie zählen heute zu den stark bis sehr stark gefährdeten Arten und sind nur noch in kleinen oder isolierten Beständen zu finden. «Das hängt mit dem Verlust und der Abnahme der Qualität ihres Lebensraums zusammen», so Randegger. Dazu gehörten zum einen die Zerstörung seines Lebensraums etwa durch Verbauungen, zum anderen die Verschmutzung der Gewässer.
Zusätzliche Gefahr droht den heimischen Krebsen durch den illegalen Einwanderer aus Amerika, der diese durch sein invasives Verhalten aus Schweizer Still- und Fliessgewässern verdrängt. Hinzu kommt, dass der Signalkrebs Träger eines gefährlichen Erregers sein kann: «Das ist ein pathogener Pilz, der die Krebspest auslöst», so Randegger. Während der Signalkrebs selbst teilresistent gegen den Erreger ist, der sich im Panzer der Tiere einkapselt, führt die Krankheit bei einheimischen Krebsarten innerhalb von ein bis zwei Wochen zum Tod. Das besonders Heimtückische daran: Der Erreger kann auch über das Wasser, feuchte Kleidung oder Gegenstände, die mit betroffenen Gewässern in Kontakt waren, übertragen werden.
Bestand im Mülibach war unbekannt
Das gilt also auch für den Mülibach in Niederrohrdorf, wo im letzten Jahr zum ersten Mal Signalkrebse gesichtet wurden. «Im letzten Herbst sind wir durch die Meldung einer Anwohnerin sowie der Gemeinde darauf aufmerksam gemacht worden», berichtet Florian Randegger. Daraufhin wurden im Oktober zwei Absammelaktionen von freiwilligen Helfern des Fischereivereins Reuss Mellingen, des Natur- und Vogelschutzvereins, Teilnehmern aus der Umweltkommission und der Verwaltung Niederrohrdorf sowie Fachpersonen der kantonalen Jagd- und Fischereiverwaltung und verschiedenen Koordinationsstellen von Bund und Kanton sowie des kantonalen Veterinärdienstes durchgeführt.
«Wir wollten wissen, wie die Ausbreitung des Bestandes ist», so Randegger. Bei der Aktion schritten die freiwilligen Helfer bei Dunkelheit und mit Taschenlampen bewaffnet den Bach ab. Denn der Signalkrebs, der ausgewachsen bis zu 15 Zentimeter lang und 200 Gramm schwer werden kann, lebt überwiegend nachtaktiv. «Es ist ein sehr gut etablierter Bestand, der sich reproduziert», sagt Randegger über die Signalkrebspopulation im Mülibach. Mit weiteren Sammelaktionen am 29. Mai und 10. September will die Abteilung Wald, Sektion Jagd und Fischerei des Kantons den aktuellen Bestand abermals überprüfen: «Wir wollen Dichte und Populationsgrösse dezimieren, damit sich der Bestand nicht in andere Gewässer ausbreitet», ergänzt Randegger. Es werden übrigens noch freiwillige Helfer für die Aktion gesucht. Spezielle Vorkenntnisse braucht es laut Randegger dazu nicht. Im Gegenteil, es sei angedacht, im Rahmen der Sammelaktionen über die Biologie des Signalkrebses und den richtigen Umgang mit ihm zu informieren. Potenzielle Helferinnen und Helfer können sich direkt an die Abteilung Planung und Bau der Gemeinde Niederrohrdorf wenden.
Michael Lux