Der Chor Cantate Rohrdorf sagt Ade
17.05.2024 Region RohrdorferbergAn einer ausserordentlichen Generalversammlung hat der Kirchenchor seine Auflösung beschlossen
Nach zwei schwierigen Jahren, gezeichnet durch Abgänge und durch die erfolglose Suche eines neuen Dirigenten, zieht der Chor einen Strich und beschliesst seine Auflösung.
Bald ...
An einer ausserordentlichen Generalversammlung hat der Kirchenchor seine Auflösung beschlossen
Nach zwei schwierigen Jahren, gezeichnet durch Abgänge und durch die erfolglose Suche eines neuen Dirigenten, zieht der Chor einen Strich und beschliesst seine Auflösung.
Bald hätten sie ihr 100-jähriges Bestehen feiern können. 2031 hätte der Chor Cantate Rohrdorf, der 1931 als Kirchenchor Cäcilia gegründet worden war, jubilieren können. Zu solchen Feierlichkeiten wird es in der Katholischen Pfarrei Rohrdorf nicht kommen. Stattdessen verkündet die Chorleitung in einer Medienmitteilung mit den Worten «Cant Ade Rohrdorf – der Gesang ist verklungen» ihr Ende. Am 20. April, anlässlich einer ausserordentlichen Generalversammlung hat der Chor seine Auflösung beschlossen.
Auf Anfrage erklärt Irène Rütti, Mitglied des Leitungsteams, dass verschiedene Gründe zur Auflösung des Chors Cantate Rohrdorf geführt hätten. Der Chor bestehe heute noch aus 14 Stimmen. «Zwei Register sind unterbesetzt», sagt Rütti. «Im Chor eine Stimme zu zweit oder gar alleine zu singen, war für die meisten keine Option.» Neuzugänge gab es keine. «Schliesslich erschien uns die Auflösung die einzige Lösung.» An der ausserordentlichen Generalversammlung wurde der Entscheid einstimmig abgesegnet. «Wir sind froh über diese geordnete Auflösung», so Rütti. Sie hätten bedauert, wenn ihr Singen leiser und leiser geworden wäre, weil es an Singenden fehlte, an Leitungsmitgliedern oder auch an einer Dirigentin oder einem Dirigenten.
Der Chor erlebt einen «Tsunami»
Abgezeichnet habe sich dieser Weg allerdings bereits vor gut zwei Jahren. Erstmals sei der Chor an der Generalversammlung im Januar 2022 in bedrohliche Schieflage geraten. Damals war eine Mehrheit im Vorstand zurückgetreten. Laut Mitteilung war «eine neue, reduzierte Vereinsführung mit Thomas Friedrich als Steuermann gewillt, die Lage zu stabilisieren». Der Chor sei in der Folge mit 26 aktiven Sängerinnen und Sängern zuversichtlich ins neue Vereinsjahr gestartet.
Im Frühling 2022 aber löste die Kirchenpflege der Pfarrei Rohrdorf das Arbeitsverhältnis mit Thomas Friedrich, dem langjährigen Dirigenten des Chors Cantate Rohrdorf, auf. Grund: Kirchenpflege und Dirigent vertraten unterschiedliche Vorstellungen, wie die musikalische Gestaltung der Gottesdienste aussehen sollte. Die Kirchenpflege wünschte sich weniger Perfektion und mehr Offenheit betreffend musikalischer Begleitung. Dirigent Friedrich hingegen orientierte sich streng an den Inhalten der kirchlichen Liturgie – unter Beachtung der Stile von Gregorianik über Klassik bis hin zu Gospel und populärem Liedgut. Als es damals zum Zwist kam, erklärte er gegenüber dem «Reussbote», alles was musikalisch im Gottesdienst passiere, habe liturgische Relevanz. Trotz Diskussionen fanden die beiden Seiten keinen Kompromiss. Im August 2022 endete das Anstellungsverhältnis von Thomas Friedrich.
Im Chor erlebte man diesen «erzwungenen Weggang» als «Tsunami». Irène Rütti erklärt, in der Pfarrei sei die Stimmung damals gekippt, «die Freude war weg» und der Chor verlor innert kurzer Zeit fünf Mitglieder.
Neubeginn gewagt, aber verloren
Trotz unguter Vorzeichen habe man gemäss Mitteilung einen Neubeginn gewagt. Dann aber mangelte es an Glück beim Engagement neuer Dirigenten. Hinzu kamen weitere Abgänge unter den Chormitgliedern – wegen gesundheitlicher Probleme, altersbedingter Austritte und wegen Todesfällen. So fehle die Freude weiter zu machen, lautete das Fazit. Das Leitungsteam sah für den Chor keine Zukunft und beantragte schliesslich dessen Auflösung.
Im Blick zurück verweisen Chor und Leitungsteam auf Bilder und Berichte auf ihrer Website und danken Kirchenpflegemitglied Michael Rösler, der ihnen in den letzten zwei schwierigen Jahren mit Rat und Tat zur Seite gestanden war. «Wir wollen das Positive in Erinnerung behalten», bilanzieren sie. «Während vieler Jahre durften wir in den Kirchen St. Martin und Gut Hirt singen zum Lobe Gottes, zur Freude von Gottesdienst- und Konzertbesuchern und auch zu unserer eigenen Freude.»
Heidi Hess