Der Rebbau am Rohrdorferberg
14.05.2024 Niederrohrdorf, Region RohrdorferbergEin Blick in die Vergangenheit anlässlich des «Rohrdorfer Wiisonntig»
Die Winzerinnen und Winzer vom Rohrdorferberg laden am 2. Juni zur Weindegustation. Ein Blick auf die Geschichte des Rebbaus zeigt, dass es am Rohrdorferberg einst weit mehr Rebflächen gab.
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Ein Blick in die Vergangenheit anlässlich des «Rohrdorfer Wiisonntig»
Die Winzerinnen und Winzer vom Rohrdorferberg laden am 2. Juni zur Weindegustation. Ein Blick auf die Geschichte des Rebbaus zeigt, dass es am Rohrdorferberg einst weit mehr Rebflächen gab.
Die Hanglage gegen Südwesten an den Moränen des Würmeiszeitgletschers war schon immer gut geeignet für den Weinbau. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs das Weinanbaugebiet am Rohrdorferberg denn auch stetig. Reben wurden damals in Oberrohrdorf am Märxli und in Staretschwil, in Niederrohrdorf am Grossberg und Geissberg und in Remetschwil am Sonnenberg angebaut.
Die Weinmengen waren damals beträchtlich. So produzierte Oberrohrdorf zum Beispiel im Jahr 1848 33 000 Liter, Niederrohrdorf und Staretschwil 58 000 Liter und Remetschwil 30 000 Liter. Die Trauben wurden vor Ort gepresst. Insgesamt gab es 12 Weintrotten. Allein im Gasthof zum Roten Löwen in Oberrohrdorf wurden in guten Jahren bis zu 30 000 Liter Wein verkauft.
Als die Reblaus auftauchte
Für den Rebbau am Rohrdorferberg hatten ein Schädling, die Reblaus, und die Pilzkrankheit falscher Mehltau grosse Konsequenzen. Die Reblaus wurde in den 1860er-Jahren durch Rebstöcke aus Amerika in Europa eingeschleppt. Die Wurzelrebläuse schädigten die Wurzel der Reben so stark, dass sie abstarben. Schon damals erlebten die Menschen die Auswirkungen des globalen Handels, aber im Kanton Aargau trat die Reblaus erst 1905 auf.
Obwohl der Rohrdorferberg vom Reblausbefall verschont wurde, waren die Schutzmassnahmen dagegen und die zunehmenden Pilzkrankheiten einen Grund für den Rückgang des Rebbaus, denn die Reben mussten durch veredelte Pflanzen ersetzt werden – durch die sogenannte Pfropfung europäischer Reben auf reblausresistente amerikanische Unterlagen.
Bedeutender als diese Krankheiten waren wahrscheinlich aber andere Gründe. Durch die Internationalisierung und den Ausbau der Verkehrswege nahm der Import ausländischer Weine stark zu – zudem ging der Weinkonsum zurück. Weiter waren die Einkünfte des Rebbaus für die Bauern nicht mehr so wichtig, weil die aufstrebende Industrie in der Region lukrativere Nebenverdienste anbot. Bis 1940 verschwanden 70 Prozent der Rebflächen, besonders stark zwischen 1924 und 1931. Die Reben in Staretschwil, am Niederrohrdorfer Geissberg und in Remetschwil wurden aufgegeben.
Heute mit verschiedenen Rebsorten
Die angebaute Rebfläche in Niederrohrdorf und Oberrohrdorf beträgt heute 1.8 Hektare. Dies sind nur noch etwa drei bis vier Prozent der grössten Ausdehnung im 19. Jahrhundert. In vier Gemeinden am Rohrdorferberg und in Mellingen wird Rebbau betrieben. Am vielfältigsten präsentiert sich der Anbau in Niederrohrdorf. Sechs Winzer bauen acht verschiedene Rebsorten an. Die Winzer ernteten im Jahr 2023 in Niederrohrdorf 12.5 Tonnen Trauben. Die wichtigsten Sorten in Niederrohrdorf sind der Blauburgunder mit 40 Prozent und Riesling Silvaner mit 17 Prozent. Stark im Vormarsch sind auch die pilzresistenten Sorten, die wenig bis gar nicht chemisch behandelt werden müssen. Gekeltert wird der Wein in verschiedenen professionell geführten Kellereien im Kanton Aargau.
Die Vielfalt dieser Weine kann am 2. Juni am «3. Rohrdorfer Wiisonntig» entlang des Buacherwegs in Niederrohrdorf gekostet werden. Sechs Winzer präsentieren dann ihre Weine. (red./zVg)
Informationen unter rohrdorfer-weine.ch