Droht unseren Steingärten der Garaus?
04.05.2024 Mellingen, Region ReusstalDie Natur- und Umweltkommission hofft auf ein kantonales Verbot von Steingärten
Im Grossen Rat wird der Ruf nach einem kantonalen Verbot von Steingärten immer lauter. Auch in Mellingen sind die Gärten seit Jahren umstritten – die Nachfrage hat offenbar ...
Die Natur- und Umweltkommission hofft auf ein kantonales Verbot von Steingärten
Im Grossen Rat wird der Ruf nach einem kantonalen Verbot von Steingärten immer lauter. Auch in Mellingen sind die Gärten seit Jahren umstritten – die Nachfrage hat offenbar nachgelassen.
Seit Steingärten in Mode sind, spalten sie die Gemüter. Befürworter sehen sie als gute Alternative für Menschen, die keine Zeit für die Gartenpflege haben oder körperlich nicht in der Lage sind dazu, und denen das Geld für den Gärtner fehlt – etwa ältere Menschen. Die Gegner betonen, dass die Stein- und Schottergärten an Orten, an denen eigentlich Pflanzen oder Gras wachsen sollten, schädlich für die Biodiversität sind. Wo nichts mehr wächst, gedeiht auch nichts. Ausserdem gelten Steingärten bei Gegnern als hässliche Haufen aus «Saunasteinen». Und schliesslich sind Steingärten vor allem in Städten höchst umstritten, seit feststeht, dass sie in den zunehmend heissen Sommern zur Erhitzung der Quartiere beitragen.
Im Kanton Solothurn wurden die Steingärten kürzlich ganz verboten. Nun fordern zehn Grossrätinnen und Grossräte in einem politischen Vorstoss für den Aargau dasselbe – mit guten Chancen auf Erfolg, wie Beat Gomes, Mellinger Stadtrat und Präsident der Natur- und Umweltkommission, befindet. Er ist überzeugt, dass das kantonale Verbot kommen wird.
Keine Regelung in Mellingen
Im Aargau waren die Bestimmungen zu den Steingärten bisher von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich geregelt. Während in einigen Orten ein generelles Verbot gilt, gibt es in anderen Gemeinden, wie etwa in Mellingen, keine explizite Regelung. «Ich wollte deshalb einen Vorstoss machen zu dem Thema», sagt Gomes. «Aber dann kam das Verbot in Solothurn, und wir waren in der Kommission überzeugt: Jetzt zieht der Aargau nach. Da lohnte sich ein Vorstoss auf Gemeindeebene nicht mehr.» Es sei klar, dass er als Präsident der Naturund Umweltkommission ein Verbot befürworten würde.
Die Steingärten sind in Mellingen seit Jahren ein Thema. «Wir haben im Stadtrat immer wieder Briefe bekommen von Bewohnern, die sich über die Steingärten ärgern», erzählt Gomes. «Und vor ein paar Jahren begannen wir, im Zusammenhang mit Baugesuchen und Bewilligungen Merkblätter zu einheimischen Pflanzen, zur Biodiversität und gegen Steingärten abzugeben. Wir setzten damit auf Beratung und Empfehlungen, was durchaus Wirkung zeigte.»
Allerdings will der Stadtrat das Problem im Bezug auf Mellingen auch relativieren: «Wir haben in Mellingen relativ wenige Steingärten. Ich würde schätzten, es sind nur etwa ein bis zwei Prozent aller Gärten – vielleicht etwa zehn an der Zahl.»
Kampagne der Gärtnermeister
Ob das kantonale Verbot kommt, oder nicht: Der Boom der Steingärten scheint eh am Abebben zu sein. Dies ist zumindest die Wahrnehmung von Tim Bonin, Mitinhaber des Mellinger Gartenbau-Unternehmens Jenni & Partner. «Die Nachfrage für Steingärten hat bei uns spürbar nachgelassen», sagt er auf Anfrage. «Der Gärtnermeisterverband führt schon lange eine Kampagne gegen Schottergärten, und das Bewusstsein für das Thema ist eindeutig gewachsen.»
Auch Bonin selbst sei klar gegen die klassischen Steingärten, wie er erklärt. «Wir machen bei Jenni & Partner schon länger keine Schotterwüsten mit Fliessunterlagen mehr. Das ist vorbei, auch wenn jemand danach verlangt.»
Marko Lehtinen