Nesselnbach: Auf dem Gebiet einer aufgeschütteten Kiesgrube entsteht ein Obstgarten mit seltenen Bäumen

Andreas Hufschmid vom Mattenhof pflanzt 136 Hochstammobstbäume und zahlreiche andere von «Pro Specie Rara» empfohlene alte Baumarten. Im Obstgarten mit Blumenwiese finden Vögel und andere Tiere Unterschlupf.

Das Kerngeschäft von Andreas Hufschmid ist eigentlich die Lebensmittelproduktion nach hohen ökologischen Standards. Auf dem Mattenhof baut er unter anderem Kartoffeln, Zuckermais und Kürbisse an. Gerne geht der Landwirt auch neue Wege: Er kultivierte beispielsweise Hanf für Studienzwecke («Reussbote» vom 14. Februar 2023) und seit Neustem kann man bei ihm sogar Blumen-Rollrasen kaufen. Darüber hinaus züchtet er auf seinem Hof neben Mastrindern auch Damm- und Sikahirsche. Bei seinem neusten Projekt hat Hufschmid aus der Not eine Tugend gemacht: «Die Fläche an sich eignet sich nicht dafür, verlässlich Lebensmittel anzubauen», sagt er über das Gebiet neben der Landstrasse am Eingang von Nesselnbach, das er im Rahmen einer Vergrösserung seiner Anbaufläche von der Familie Nydegger gepachtet hat. Die einstige Kiesgrube sei vor 30 Jahren mit Lehm verfüllt worden, weshalb das Wasser hier nur schlecht abläuft.

Pionierbäume finden ihren Platz
Als schliesslich die Idee entstand, das Land in einen blühenden Obstgarten zu verwandeln, fragte Hufschmid Toni Suter von der gleichnamigen Baumschule in Birmenstorf um Rat: «Mir selbst hat das Fachwissen, was Bäume und Ökologie angeht, gefehlt», gibt er zu. Die Schwierigkeit bei der Auswahl der Bäume sei gewesen, dass sich durch die Bodenbeschaffenheit an manchen Stellen Staunässe gebildet habe, erklärt Suter, der in seiner Baumschule allein 1000 verschiedenen Obstsorten züchtet. «Bei den Obstbäumen haben wir nicht auf Ertrag geachtet, sondern vor allem darauf, dass es robuste alte Sorten sind, die erhaltenswert sind», erklärt Toni Suter. Wo der Boden geeignet war, empfahl er zum Beispiel Obstsorten wie die Stern-Api oder Sülibirne, an den nassen Stellen wurden Pionierbaumarten wie Erlen, Schwarzpappeln, Espen, Birken oder Silberweiden angepflanzt. An den übrigen Stellen stehen unter anderem Sommerund Winterlinden, Traubenkirschen, Eichen sowie Feld- und Bergahorn.

Es geht nicht um Wirtschaftlichkeit
Bis die Obstbäume Ertrag bringen, wird es wohl 5 bis 15 Jahre dauern. Um Wirtschaftlichkeit geht es Andreas Hufschmid aber ohnehin nicht. Das spätere Fallobst will er zu Most verarbeiten oder an seine Dammhirsche verfüttern. Ihm gehe es darum, etwas zur Ökologie beizutragen, sagt er.
Denn die Fläche ist weit mehr als nur ein einfacher Obstgarten, sie ist Teil des kantonalen Programms «Labiola», das die Biodiversität und Landschaftsqualität im Kulturland fördern soll. Unter den Bäumen soll in diesem Zusammenhang eine natürliche Blumenwiese entstehen. Weil diese jedoch nur zweimal im Jahr gemäht und nicht gepflügt wird, muss Hufschmid seine jungen Bäume besonders schützen: «Wir mussten pro Baum 500 Liter Erde wegnehmen und die Wurzeln mit einem speziellen Mäusegitter schützen», berichtet er. Während es für die Nager in Zukunft unbequem wird, dürfen sich Vögel über insgesamt 13 neue Nistkästen freuen. Der seltene Neuntöter erhält sogar eigens eine 100 m2 grosse Brachfläche um dort jagen zu können. Neben Insekten sollen sich Sandbienen und Mauswiesel ausserdem auf einem ein Meter breiten, ungemähten Stück Wiese mit Sand- und Steinhaufen zu Hause fühlen.
Hufschmids Projekt ist übrigens nur ein Beispiel. Denn noch acht weitere Niederwiler Landwirte haben sich bereit erklärt, ähnliche ökologische Projekte umzusetzen und sich so an einem gemeinsamen Vernetzungsprojekt zu beteiligen.

Michael Lux

Ein ökologisch wertvoller Obstgarten

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