Schönster Liebesbeweis: Zebrastreifen für ihr Auto
24.05.2024 Wohlenschwil, Region ReusstalSusanne Zürcher besitzt ein nicht alltägliches Zebra. Die Köchin des Restaurants Scharf Eck erzählt, wie sie zu ihm kam
Susanne Zürcher strahlt bis heute über das ganze Gesicht, wenn sie ihr «Zebra» sieht. Vor fünf Jahren erfüllte ihr ...
Susanne Zürcher besitzt ein nicht alltägliches Zebra. Die Köchin des Restaurants Scharf Eck erzählt, wie sie zu ihm kam
Susanne Zürcher strahlt bis heute über das ganze Gesicht, wenn sie ihr «Zebra» sieht. Vor fünf Jahren erfüllte ihr Lebenspartner ihren sehnlichsten Wunsch: ein Auto im Zebra-Design.
Der Volvo im Zebra-Design fällt auf. «Es sprechen mich beim Einkaufen auf dem Parkplatz oft Leute auf das Auto an und freuen sich über das nicht alltägliche Design», sagt Susanne Zürcher. Vor allem Kinder seien von ihrem Zebra-Auto angetan. «Oft werde ich auch auf der Strasse erkannt. Viele winken mir aber auch spontan zu.»
Früher war der Volvo 940, Baujahr 1995, uni weiss und für Zürcher zu langweilig. «Ich fand schon immer, dass das Auto mit schwarzen Zebrastreifen viel interessanter aussehen würde.» Dieser Wunsch blieb lange unerfüllt. Das änderte sich, als sie ihren heutigen Lebenspartner Hansjörg Schulthess kennenlernte.
Zwei Herzenswünsche erfüllten sich
Susanne Zürcher hat ein grosses Herz. Zum 60. Geburtstag ihres Liebsten wartete sie mit einer besonderen Überraschung auf. «Ich habe Hansjörg bei der TV-Sendung ‹Happy Day› angemeldet, weil er Weihnachtsbäume liebt.» Der «Reussbote» berichtete im Dezember 2016 darüber. In der Sendung wurde Schulthess mit einem sechs Meter hohen Christbaum überrascht. «Er hatte keine Ahnung. Ich sagte, dass ich die Tickets für die Sendung gewonnen habe», sagt sie. «Der Christbaum wurde nach der Sendung per Lkw nach Mellingen geliefert.» Doch nicht nach Hause, sondern ins Alteszentrum Im Grüt. Schulthess wollte, dass auch die Bewohnerinnen und Bewohner sich daran erfreuen können. Zwei Dekorateurinnen schmückten vor Ort den Baum. Schulthess war über die Aktion so gerührt, dass er seiner Liebsten ebenfalls einen Herzenswunsch erfüllen wollte.
Geheime Aktion mit Zebrastreifen
Drei Jahre nach der Christbaumaktion zogen Zürcher und Schulthess zusammen. Das war der perfekte Zeitpunkt für Schulthess, seiner Angebeteten den Wunsch nach einem Zebra zu erfüllen. «Er hat mir erzählt, dass das Auto beim Umzug eine Panne hatte und in die Werkstatt musste», erzählt Zürcher. Der Volvo war stattdessen bei einem Autodesigner untergestellt. Dort wurde er in ein Zebra verwandelt. Auf Hochtouren wurden Streifen um Streifen auf das Auto geklebt. Trotzdem dauerte die Aktion eine ganze Woche. «Da es so lange dauerte, sagte ich, dass er endlich das Auto wieder abholen solle», so Zürcher. Doch Schulthess eröffnete ihr, dass ein grösserer Defekt vorliege und die Reparatur deshalb viel länger dauere. Nach der Fertigstellung brachte er das Auto nicht nach Hause, sondern stellte es in einer Mellinger Garage unter. Erst am Weihnachtsabend war es soweit. «Hansjörg hat mir einen Gutschein mit einem Foto von einem Volvo mit Zebrastreifen darauf geschenkt. Er fragte dann, ob ich mir die Zebrastreifen so vorstelle, wie das auf dem Foto sei», sagt sie. «Ich dachte, dass dies nur leere Versprechungen seien.» Doch das änderte sich schlagartig, als sie etwas holen wollte und nach draussen ging. «Ich war so überrascht, als ich das Auto auf dem Platz sah. Ich habe vor Glück geschrien», verrät sie.
Hochgabelstaplerin und Köchin
Seit sie ihr Zebra-Auto hat, ist Zürcher wunschlos glücklich. «Ich werde ihn behalten, solange es geht, sagt sie. Im Moment dient das Auto auch als Transportmittel um den Wocheneinkauf für das Restaurant Scharf Eck in Mellingen zu transportieren. Zürcher arbeitet dort seit Oktober 2023 als Köchin. «Ich koche Hausmannskost. Es ist eine ehrliche Schweizer Küche», verrät sie. Ofetori oder Militärkäseschnitten gehören genauso dazu wie Wurst-Käsesalat. Das schätzen nicht nur ihre früheren Stammgäste des Restaurants Central in Stetten, sondern auch Gäste des Scharf Ecks. Spannend findet sie, für Anlässe wie Krimi-Dinner oder das Theater der Spiellüüt, zu kochen. «Der Wirt des ‹Scharf Eck›, Musa Akaras, und ich ergänzen uns perfekt», sagt sie. «Er kocht asiatisch und ich Schweizer Küche.» Doch bereits steht fest, nächstes Jahr im Oktober ist für sie Schluss. Dann geht sie in die wohlverdiente Pension.
Mit Anhänger und Auto in Pension
«Ich habe in meinem Leben die verschiedensten Berufe ausgeübt», sagt Zürcher. Ihre Lehre als Köchin absolvierte sie bei den Schweizer Kraftwerken in Wettingen. Später widmete sie sich der Familie und war Hausfrau und Mutter. «Zwischendurch bin ich Hochregalstapler bei der Firma Fix it in Stetten gefahren und arbeitete auch als Friedhofsgärtnerin bei den Jennis in Mellingen», führt sie aus.
Doch schon bald arbeitete sie wieder in ihrem angestammten Beruf als Köchin. Zuerst im Alterszentrum im Iberg, dann während zehn Jahren im Kinderhort im Iberg. Mit dem Wechsel ins Restaurant Central erfüllte sich Zürcher den langgehegten Wunsch nach einem eigenen Restaurant. Ihr Ziel war es, das Restaurant bis zu ihrer Pension zu betreiben. Die Hauptstrassensanierung in Stetten bewog sie, frühzeitig in die Pension zu gehen. Doch als die Anfrage kam, noch zwei Jahre im «Scharf Eck» zu kochen, sagte sie spontan zu. «Musa weiss, dass ich nur bis nächstes Jahr bleibe. Wir pflegen ein sehr herzliches Verhältnis. Er nennt mich Mami.»
Obwohl sie ihren Beruf als Köchin liebt, freut sie sich auf ihre Pension. Ihr Wunsch dafür ist: ein kleiner Wohnwagen, den sie am Volvo anhängen kann. Und dieser muss natürlich ebenfalls passend im Zebralook sein. Mit dem Zebragespann möchte sie dann auf Reisen durch Europa gehen.
Debora Gattlen