Seit dem 3. Juni messen mehrere Haushalte, wie und wo sie zu Hause Lebensmittel verschwenden – ein Erfahrungsbericht
Eine Familie misst zwei Wochen lang die Lebensmittel, die sie wegwerfen muss. Interessiert schauen die Kinder zu, begreifen rasch und machen dem Vater auch mal einen ...
Seit dem 3. Juni messen mehrere Haushalte, wie und wo sie zu Hause Lebensmittel verschwenden – ein Erfahrungsbericht
Eine Familie misst zwei Wochen lang die Lebensmittel, die sie wegwerfen muss. Interessiert schauen die Kinder zu, begreifen rasch und machen dem Vater auch mal einen Vorwurf.
Zurzeit ist die Küchenwaage bei den Holenwegers jederzeit griffbereit. Auch dann, wenn kein Zopf gebacken wird und kein Knöpfliteig geknetet werden muss – die Waage bleibt im Einsatz. So wird es noch einige Tage bleiben, insgesamt zwei Wochen lang. Wozu aber dient diese Küchenwaage, wenn die Familie nicht Butter oder Mehl in die Waagschale legt? Gewogen werden zurzeit in erster Linie Lebensmittel, angeschimmelte oder ungeniessbare, auch Rüstabfälle wie Gurken- oder Apfelschalen, die eigentlich gegessen werden könnten. Die Familie hat sich bereit erklärt, an einem Experiment teilzunehmen: Sie misst sämtliche Lebensmittel, bevor sie im Abfalleimer, auf dem Kompost oder im Abwasser landen – grammgenau.
Nicht nur der Küchenwaage zuliebe
Der Haushalt zählt damit zu jenen Haushalten, die sich in Oberrohrdorf am kantonalen Projekt «Aufgabeln» (der «Reussbote» berichtete) beteiligen. Den Hinweis auf dieses Projekt erhielt Tobias Holenweger von einer Bekannten. Der Oberrohrdorfer Gemeinderat war offen für die Idee und mit ihm auch seine Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat. So kam es, dass die Gemeinde Oberrohrdorf Projektgemeinde ist neben Killwangen-Spreitenbach und Zofingen.
Tobias Holenweger erklärte sich bereit, von seinen Erfahrungen und Erkenntnissen während der zweiwöchigen Messphase im «Reussbote» zu erzählen. Bereits vor dem Projekt «Aufgabeln» sei er für das Thema «Food Waste» sensibilisiert gewesen. Er versuche, meint er, jederzeit bewusst einzukaufen. Im Restaurant bestelle er für sich auch mal kleinere Portionen, um seinen Kindern zu helfen, ihre Reste und somit den Teller leer zu essen – sprich, kein «Food Waste» zu generieren. Es sind kleine Tricks, die ihm im Alltag schon heute geläufig sind.
Mit Beginn des Experiments am 3. Juni habe er versucht, seine Gewohnheiten beizubehalten. Also nicht einfach der Küchenwaage und einem besseren Resultat zuliebe, weniger Reste zu produzieren. «Trotzdem habe ich mir jeweils zweimal überlegt, ob etwas wirklich entsorgt werden muss», berichtet Tobias Holenweger. Auch beim Rüsten von Gemüse und Früchten habe er bewusster als sonst darauf geachtet, nicht zu viel wegzuschälen oder abzuschneiden.
Das interessiert die Kinder
Von seinen beiden Kindern, die zehn und fünf Jahre alt sind, kriegt Tobias Holenweger am Ende der ersten Messwoche dennoch des Öfteren zu hören: «Hey Papi, du machst Food Waste!» Gleichzeitig erlebt er, wie sich seine Kinder mit Interesse am Experiment beteiligen, insbesondere das Wägen der Reste würden sie mit Spannung verfolgen. Kein Wunder bedeutet «das Messen der Lebensmittel keinen allzu grossen Aufwand» für den Vater, wie er erzählt, wenn er dabei auf so viel kindliche Unterstützung zählen kann. Genau das war aber auch sein Ziel. So zumindest hatte es Holenweger bereits im Vorfeld des Projektes und damit vor der Messphase erklärt. Er wolle seine Kinder miteinbeziehen, ihnen das wichtige Thema nahebringen und ihr Bewusstsein dafür schärfen.
Heidi Hess