Das Baby muss jetzt laufen lernen
28.06.2024 Niederrohrdorf, Region Rohrdorferberg14 Monate nach dem Initialworkshop präsentiert der Gemeinderat das neue Leitbild der Gemeinde
Bei einer Infoveranstaltung am Dienstag stellte der Gemeinderat die neue Vision und die daraus resultierenden Handlungsfelder vor. Leitbild und Strategiepapier können auf der ...
14 Monate nach dem Initialworkshop präsentiert der Gemeinderat das neue Leitbild der Gemeinde
Bei einer Infoveranstaltung am Dienstag stellte der Gemeinderat die neue Vision und die daraus resultierenden Handlungsfelder vor. Leitbild und Strategiepapier können auf der Gemeindehomepage eingesehen werden.
Es war ein langer Prozess. Vom Beschluss, nach elf Jahren wieder ein neues Leitbild für die Gemeinde zu erarbeiten, bis zum jetzt vorliegenden Ergebnis vergingen mehr als zwei Jahre. Grundlage war ein Initialworkshop im April 2023. Eine Referenzgruppe aus der Bevölkerung brachte unter Moderation der Herzka GmbH ihre Wünsche und Vorstellungen ein («Reussbote» 5. Mai 2023). Danach wurden die Ergebnisse ausgewertet und vom Gemeinderat sowie den Abteilungsleitern der Verwaltung weiter verfeinert. «Stadtnah, naturverbunden, lebendig – gemeinsam in die Zukunft», so ist das fertige Leitbild überschrieben. «Stadtnah», wegen der guten Verkehrsanbindung nach Baden, Aarau oder Zürich, wie Frau Gemeindeammann Gisela Greder erläuterte. Und «naturverbunden» wegen der Lage zwischen Wald und Moosen. Der Begriff «naturverbunden» sei beim ersten Workshop zudem häufig genannt worden, so Greder. Niederrohrdorf solle ein Ort sein, wo man gerne lebe, Freizeit verbringe, aber auch arbeite, fasste sie zusammen.
Die Vision für Niederrohrdorf, die auf der Gemeindehomepage im Detail nachzulesen ist, ist in fünf Abschnitte unterteilt. «Engagement, Toleranz und Gemeinschaftssinn» lautet eine Überschrift. «Der gegenseitige Respekt unter den Menschen ist das A und O», betonte Vizeammann Reto Grunder. Die Menschen müssten ausserdem Verantwortung übernehmen, um tragbare Lösungen für die Gemeinschaft zu finden. «Verantwortung für heute und morgen», lautet denn auch die Überschrift eines weiteren Leitbildabschnitts, in dem es um Nachhaltigkeit und den Erhalt der Natur geht.
Bildung besonders wichtig
«Die Förderung einer attraktiven Bildungslandschaft hat hohe Priorität», so Gemeinderat Kevin Van, der in diesem Zusammenhang die enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Schule und Gemeinde hervorhob. «Auf dem Weg zur Bildungsexzellenz», lautet das entsprechende Schlagwort im neuen Leitbild. In weiteren Abschnitten wird die Vision einer lebendigen Gemeinschaft beschworen: «Wir wollen Gefässe für die Bevölkerung schaffen, wo sie sich einbringen könne», erläuterte Gemeinderat Patrik Hitz. Die Einwohnerinnen und Einwohner sollten am Kulturleben und an politischen Prozessen beteiligt werden. Als letzten Punkt hebt das Leitbild schliesslich eine moderne Verwaltung mit zeitnahen und transparenten Dienstleistungen hervor – Stichwort Digitalisierung: «Es ist wichtig, dass man menschlich miteinander umgeht und der persönliche Kontakt nicht zu kurz kommt», fügte Hitz dabei an.
Hier soll etwas passieren
Zusätzlich zum Leitbild hat der Gemeinderat auf Basis der Workshops sechs langfristige Handlungsfelder definiert: «Raum- und Dorfplanung», «Regionalisierung», «Klima und Umwelt 2050», «Regionaler Wasserverbund 2040», «Digitale Transformation» und «Finanzplanung». Unter anderem soll die Gemeinde bis 2050 klimaneutral werden. Zur Sicherung der Trinkwasserversorgung will man mit anderen Städten und Gemeinden einen regionalen Wasserverbund gründen. «Wir wollen schauen, was wir in Zukunft für Synergien nutzen können», so Gisela Greder. Bezüglich ihrer scherzhaften Bemerkung beim Aargauischen Musiktag, dass Niederrohrdorf und Oberrohrdorf sich einst zusammenschliessen könnten, beruhigte Greder lachend: Ein Zusammenschluss sei nicht geplant. «Hochzeiten» mit kleineren Gemeinden gegenüber signalisierte Greder jedoch Offenheit. Punkto Finanzen strebt der Gemeinderat trotz bevorstehender Investitionen langfristig einen ausgewogenen Haushalt an.
Zu wenig konkret?
Die Reaktionen zum Leitbild fielen bei den Anwesenden überwiegend positiv aus. Mancher vermisste jedoch bestimmte konkrete Themen, etwa wie es mit der Dorfschür oder der Büntwiese weitergehe. Der Gemeinderat versprach, dass solche Themen in den Handlungsfeldern Platz fänden, jedoch nicht im Leitbild. «Das Leitbild gibt dem Gemeinderat eine Richtschnur, aber auch die Bevölkerung kann die Ziele überprüfen», erläuterte Berater Hector Herzig von der Herzka GmbH.
Michael Lux