Das Google-Auto einpacken
07.06.2024 Niederrohrdorf, Region Rohrdorferberg3-D-Befahrung des Strassenraumes als Ergänzung zu den Drohnenaufnahmen vom März
Das Kamerafahrzeug der iNovitas AG erstellte im Auftrag der Gemeinde hochauflösende 3-D-Aufnahmen der Strassen. Die anonymisierten Daten dienen der Abteilung Planung und Bau als ...
3-D-Befahrung des Strassenraumes als Ergänzung zu den Drohnenaufnahmen vom März
Das Kamerafahrzeug der iNovitas AG erstellte im Auftrag der Gemeinde hochauflösende 3-D-Aufnahmen der Strassen. Die anonymisierten Daten dienen der Abteilung Planung und Bau als Handwerkszeug.
Ganz so elegant wie das Google-Auto, das mancher vielleicht von Bildern her kennt, sieht das Kamerafahrzeug der iNovitas auf den ersten Blick nicht aus, eher ein bisschen nach Marke Eigenbau. Und genau das ist es auch. Die Kameras sind zugekauft, die gesamte Konfiguration ist jedoch – ebenso wie die passende Software – eine Eigenentwicklung des Unternehmens, das auf sogenanntes Mobile Mapping spezialisiert ist. Dass hier nur das Beste vom Besten verbaut ist, zeigt sich am Preis, der locker dem eines Luxusautos entspricht: «So wie es dasteht, kostet das Fahrzeug 250 000 Franken», sagt Christian Bohnenblust, Projektverantwortlicher bei der iNovitas, auf Nachfrage.
Digitaler Zwilling des Strassennetzes
Insgesamt sind 12 Linsen auf dem Dach des Opel verbaut. Vorn befindet sich mittig eine Panoramakamera für 360 Grad Rundumsicht mit einer Auflösung von 72 Megapixel. Darüber hinaus sind vorn und hinten Stereokameras verbaut, die innert Millisekunden Bilder in Auflösung von sogar 96 Megapixel machen. «Die Auflösung ist viel höher als bei Google», erklärt Bohnenblust. Die relative Messgenauigkeit der Aufnahmen liege darüber hinaus im Zentimeterbereich. Denn anders als bei Google erstellen die Kameras, die durch ein zentrales Steuergerät im Fond koordiniert werden, nicht einfach ein Panoramabild, sondern einen sogenannten «digitalen Zwilling» des Strassenraums in 3-D. «Wir bringen die digitalen Daten an den Arbeitsplatz in einer Qualität, dass Sie mit der Maus irgendeinen Punkt nehmen können und dann die GPS-Koordinaten haben», erklärt der Projektverantwortliche. Dank einer speziellen Software können darüber hinaus die gesamten Geodaten einer Gemeinde, wie Wasser, Abwasser oder Elektrizität integriert und am Computer dargestellt werden. In Kombination mit den Bildern kann so beispielsweise eine visuelle Kontrolle der Infrastruktur und des Strassenzustands erfolgen.
Ziel ist Werterhaltung
«Die Werterhaltungsplanung erfordert Zustandsaufnahmen und -bewertungen der jeweiligen Gewerke», erklärt Susann Hunziker, Stellvertretende Leiterin Abteilung Planung und Bau, den praktischen Nutzen. Basierend auf den durch die Kamerafahrten erhobenen digitalen Daten werde eine Strassenzustandsbewertung durchgeführt, die in die entsprechende Werterhaltungsplanung einfliesse. Um Rückschlüsse und Vergleiche ziehen zu können, sollen künftig alle vier bis fünf jahre solche Befahrungen stattfinden. Im täglichen Gebrauch können die Daten laut Hunziker auch für die Planung von Strassenbauprojekten, für die Nachführung des Katasters oder beispielsweise für das schnelle Abgreifen von Massen verwendet werden.
Für das Fahrerteam war das rund 20 Kilometer lange Strassennetz in Niederrohrdorf vergleichsweise schnell abgearbeitet. Die Befahrung, bei der Fahrzeuge und Personen unkenntlich werden, dauerte nur einige Stunden. Volle vier Wochen braucht hingegen die Nachbearbeitung der Daten am Computer, die sogenannte Georeferenzierung. Dann ist der «digitale Zwilling» perfekt und kann von den Planern genutzt werden.
Michael Lux



