Fahren wir bald langsamer durchs Dorf?
07.06.2024 Oberrohrdorf-Staretschwil, Region RohrdorferbergWird die Gemeinde flächendeckend Tempo 30 einführen? Pro und Kontra an einem Info-Abend
Die Einführung von Tempo 30 dürfte an der «Sommer-Gmeind» zu reden geben. Was rund um die geplante Entschleunigung besonders interessiert, zeigte eine ...
Wird die Gemeinde flächendeckend Tempo 30 einführen? Pro und Kontra an einem Info-Abend
Die Einführung von Tempo 30 dürfte an der «Sommer-Gmeind» zu reden geben. Was rund um die geplante Entschleunigung besonders interessiert, zeigte eine Informationsveranstaltung.
Die Zeit ist reif für Tempo 30» – davon ist eine Spurgruppe, die sich für eine Temporeduktion auf den Oberrohrdorfer Gemeindestrassen einsetzt, überzeugt. Im Oktober 2023 hatte sie eine Initiative eingereicht – die Zustimmung war gross, unterschrieben hatten über 400 Oberrohrdorferinnen und Oberrohrdorfer. Daraufhin erarbeitete der Gemeinderat einen Vorschlag, der nächste Woche an der Gemeindeversammlung vom 13. Juni zur Abstimmung kommen wird.
Ausnahme bei Fussgängerstreifen
Im Vorfeld lud die Spurgruppe am Dienstag zu einem Informationsabend und erläuterte die geplante, flächendeckende Einführung von Tempo 30 auf allen Gemeindestrassen. Dafür wird an der Gemeindeversammlung ein Bruttokredit von rund 100 000 Franken beantragt. Kurz umriss Tobias Holenweger, Mitglied der Spurgruppe und als Gemeinderat zuständig für Strassen und Verkehrswesen, die Ziele, die im Dorf mit Tempo-30-Zonen erreicht werden sollen: Für die Einführung von Tempo 30 auf Quartierstrassen sprechen in Oberrohrdorf die engen räumlichen Verhältnisse in den Quartieren, welche höhere Geschwindigkeiten ohnehin nicht zulassen. Die Verkehrsberuhigung führt allgemein zu einem besseren Sicherheitsgefühl. Das wiederum macht den Aufenthalt im Quartier und auf Quartierstrassen attraktiver.
Zudem geht die Gemeinde davon aus, dass mit dieser Massnahme sowohl der Schleichverkehr als auch die Elterntaxis bei Schule und Kindergarten reduziert werden können. Der Gemeinderat will zudem von einer Ausnahmeregelung Gebrauch machen. Obwohl in verkehrsberuhigten Strassen Fussgängerstreifen entfernt werden sollen, dürfen sie «in Tempo-30-Zonen angebracht werden, wenn besondere Vortrittsbedürfnisse für den Fussverkehr dies erfordern, namentlich bei Kindergärten, Schulen und Heimen.» Von dieser Ausnahmeregelung will der Gemeinderat auf der Hinterbächlistrasse Gebrauch machen.
Tobias Holenweger betonte: «Es geht um Sicherheit. Genauso wichtig ist aber, in den Quartieren die Lebensqualität zu steigern.» Ausserdem will die Gemeinde ihr Signalisationskonzept an jenes im Siedlungsgebiet Niederrohrdorf, das nahtlos an Oberrohrdorf angrenzt, anpassen.
«Gas geben, bremsen ...»
Können Kindergartenkinder zwischen Tempo-30- und Tempo-50-Zonen differenzieren, wollte eine ehemalige Kindergärtnerin in der anschliessenden Diskussion wissen. Der eigens an den Anlass eingeladene Küntener Gemeinderat Yves Moser berichtete, dass sich auch in seiner Gemeinde Eltern deswegen sorgten. Sie hätten in Künten aber keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ohnehin müssten alle – Eltern, Schule und auch die Regionalpolizei – Kinder für die vielfältigen Situationen und Gefahren sensibilisieren. Umstritten sind die Fussgängerstreifen in verkehrsberuhigten Strassen: Beibehalten oder alle entfernen? Tobias Holenweger verwies auf den «Mittelweg», den die Gemeinde hier gehen will. Es gab an diesem Abend aber auch kritische Stimmen. Von der Mühsal «Gas geben, bremsen, Gas geben ...» war die Rede, von unsäglichen baulichen Hindernissen und hohen Bussen bei Geschwindigkeitsüberschreitungen: «Für mich wäre es am besten, alles bleibt so, wie es jetzt ist.» Bauliche Massnahmen würden, abgesehen von Signalisationstafeln keine errichtet, versprach indessen Tobias Holenweger: «Wir stellen nichts Neues auf.» Und «Gas geben, bremsen ...» erübrige sich bei Tempo 30. Mit Rücksicht auf alle Verkehrsteilnehmenden gewähre diese Geschwindigkeit ein gleichmässiges Fahren.
Alex Hauenstein empfahl, die letzten Häuser beim ehemaligen Philippihof am Siedlungsrand Richtung Rüsler ebenfalls in die Tempo-30-Zone aufzunehmen. Planer Thomas Belloli meinte, das sei zu erwägen und Holenweger notierte sich die Anregung.
Von den Erfahrungen in Künten
Zahlreiche weitere Voten zeigten an diesem Abend, dass die meisten eine Temporeduktion in den Quartieren begrüssen würden. So wurde die Gemeinde geradezu als «rückständig» bezeichnet: In sehr vielen Nachbarländern sei man in der Verkehrsberuhigung weit fortschrittlicher. Ein Anwesender meinte, regelmässig müsse er bei Ortsdurchfahrten auf Reisen langsamer fahren wegen Bodenwellen.
Yves Moser ermutigte schliesslich die rund 40 Anwesenden, «Ja» zu dieser Verkehrsberuhigung zu sagen. «Das ist eine gute Sache», meinte er. In Künten jedenfalls hätten sie mit der Einführung von Tempo-30-Zonen den gewünschten Effekt von Sicherheit und Lebensqualität auf Quartierstrassen übertroffen.
Heidi Hess
Die «flächendeckende Einführung von Tempo 30» ist für die Gemeindeversammlung vom 13. Juni traktandiert. – Mehr dazu auf Seite 7.