Feldlerchen zwitschern auf: Kein Beizlifest
04.06.2024 Birrhard, Region ReusstalDas Argovia Beizlifest findet nicht auf dem Birrfeld, sondern am Siedlungsrand von Birrhard statt
Die Feldlerche ist vom Aussterben bedroht. Eine der letzten Brutplätze der Schweiz befindet sich im Birrfeld. Um die Brut zu schützen, wurde das Argovia Fest letztes Jahr nach Wohlen ...
Das Argovia Beizlifest findet nicht auf dem Birrfeld, sondern am Siedlungsrand von Birrhard statt
Die Feldlerche ist vom Aussterben bedroht. Eine der letzten Brutplätze der Schweiz befindet sich im Birrfeld. Um die Brut zu schützen, wurde das Argovia Fest letztes Jahr nach Wohlen verlegt. Kein Jahr später kündigten die Veranstalter an gleicher Stelle das Argovia Beizlifest an. Eine Beschwerde erfolgte.
Die Empörung bei den Umweltverbänden Pro Natura Aargau und Birdlife Aargau war gross. Kaum war bekannt, dass der Birrharder Gemeinderat im März das Argovia Beizlifest auf dem Birrfeld bewilligte, handelten sie. Sie reichten eine Verwaltungsbeschwerde beim Kanton ein. Stein des Anstosses waren der Standort und das gewählte Datum. Das Beizlifest hätte mitten im Lebensraum und in der Brutsaison der Feldlerchen stattgefunden. «Obwohl bereits das Argovia Fest wegen der Feldlerche an einen anderen Standort verlegt wurde, gab es wieder eine Bewilligung für eine neue Veranstaltung», sagt Matthias Betsche, Geschäftsführer Pro Natura Aargau. «Und das, obwohl die Population der Feldlerchen sich nach wie vor im Sinkflug befindet. Ich finde das äusserst bedenklich.» Aufgrund der Einreichung der Beschwerde gab der Veranstalter nach – ein neuer Standort am Siedlungsrand in Birrhard wurde gefunden.
Neuer Standort für das Beizlifest
Nun steht es fest. Das Argovia Beizlifest findet auf der anderen Seite der Autobahn, ebenfalls auf Birrharder Boden, statt. Am 13. Mai bewilligte der Gemeinderat den neuen Standort. «Der Betreiber des Beizlifests kam auf mich zu», bestätigt Landwirt Patrik Huber. «Das Fest wird neu direkt auf einer Wiese hinter dem Vierbrunnenhof stattfinden.» Dieser Standort sei mit den Umweltverbänden abgesprochen. «Sie hatten da keine Einwendungen», sagt er.
Für die Anreise per öV werden Shuttle-Bus-Verbindungen ab Bahnhof Lupfig eingerichtet. Zusätzlich stehen auch direkt neben dem Festgelände zwei Parkplätze zur Verfügung. Bereits hat Huber die Festwiese abgemäht – das Heu eingebracht. «Ich werde nach dem Fest sehen, in welchem Zustand der Boden ist», führt Huber aus. «Je nachdem werde ich ihn als Wiese belassen oder Mais anbauen.
Matthias Betsche ist nicht nur der Geschäftsführer von Pro Natura Aargau. Er ist auch GLP-Grossrat. Parallel zur Verwaltungsbeschwerde gegen den Birreter Gemeinderat reichte er auch einen Vorstoss bei der Grossratssitzung ein. Darin fordert er zusammen mit andern Mitunterzeichnenden Biodiversitätsmassnahmen und Schutz der Feldlerche im Kanton Aargau. «Der Kanton soll eine Wegleitung ausarbeiten, an welche sich Betreiber von künftigen grösseren Veranstaltungen, die im Offenland stattfinden, halten müssen», so Betsche. Das gehe nur mit klaren Regeln, wie sie bereits für den Wald gelten.
Hoffnung auf eine Wegleitung
«Es kann nicht sein, dass es in einer Gemeinde für jede Aufstellung einer Tafel ein öffentliches Baugesuch braucht, hingegen ein Gesuch für eine Veranstaltung mit 4500 Besuchern nicht öffentlich publiziert wird», sagt er. «Ich hoffe, dass eine Wegleitung ausgearbeitet wird und nachher allen klar ist, was geht und was nicht.»
«Die Feldlerche ist im Aargau nach wie vor in ihrer Existenz gefährdet, sie braucht dringend unseren Schutz», sagt Betsche. Darum sei es wichtig, Veranstaltungen nicht mitten in einem Brutgebiet und erst noch während der Brutzeit zu planen.
Das Birrfeld gilt als einer der letzten grösseren Brutplätze im Kanton. 24 bis 30 Brutpaare sind hier heimisch. Seit Jahren laufen sowohl seitens der Landwirtschaft wie auch vom Kanton Bemühungen, um die auf der roten Liste stehenden Vögel zu stärken. Die Durchführung des Beizlifests im Lebensraum der Feldlerche auf dem Birrfeld hätten diese Bemühungen zunichte gemacht. Feldlerchen brüten am Boden und wären durch das Fest akut gefährdet worden.
Debora Gattlen