Warum der Gemeindeammann stolz ist
18.06.2024 Oberrohrdorf-Staretschwil, Region RohrdorferbergTempo 30 wird eingeführt, es gibt ein neues Fahrzeug für die Feuerwehr und auch neue Wasserzähler
Eine Zweidrittel-Mehrheit befürwortet die Einführung von Tempo 30. So lautet die Bilanz der Gemeindeversammlung, die am Donnerstag über 350 Stimmberechtigte ...
Tempo 30 wird eingeführt, es gibt ein neues Fahrzeug für die Feuerwehr und auch neue Wasserzähler
Eine Zweidrittel-Mehrheit befürwortet die Einführung von Tempo 30. So lautet die Bilanz der Gemeindeversammlung, die am Donnerstag über 350 Stimmberechtigte besuchten.
Ich bin stolz», schloss der Gemeindeammann Traktandum 8 zur flächendeckenden Einführung von Tempo 30 auf Gemeindestrassen. Stolz ist Thomas Heimgartner, weil es am Donnerstagabend gelang, auf sachlicher Ebene eine gute – erwartungsgemäss kontroverse – Diskussion zu führen. Das sei unter diesen Umständen keineswegs selbstverständlich, dankte er allen Anwesenden.
Die meisten der 352 Stimmberechtigten (von 2801 möglichen) waren am Donnerstagabend einzig wegen dieses Geschäftes gekommen. Die Oberrohrdorferinnen und Oberrohrdorfer standen beim Eingang Schlange, in der Halle zogen Behördenmitglieder die Trennwand der Doppel-Turnhalle in die Höhe und schleppten laufend weitere Stühle herbei. Mit knapp 15 Minuten Verspätung konnte die Gemeindeversammlung schliesslich beginnen. Leicht angespannt die Stimmung, alles fokussiert auf Tempo 30.
Diskussion zu Tempo 30
Um 20.40 Uhr war es soweit. Der Ressortverantwortliche Tobias Holenweger erklärte die Vorzüge der geplanten Entschleunigung auf Gemeindestrassen: Mehr Sicherheit, weniger Lärm, mehr Lebensqualität.
Ein Neuzuzüger, der gemäss eigener Aussage «wegen Tempo 30 aus Zürich geflüchtet» war, lancierte die Diskussion. Man solle sich hüten. Es blitze in einer solchen Zone bereits bei 32 oder 33 Stundenkilometern. Ganz anders sah es Peter Bleuler, der an der Hinterbächlistrasse wohnt und dort regelmässig die vielen Schulkinder beobachtet. «Das Tempo ist zu hoch», meinte er. Als besonders gefährlich erachtet er die nahezu lautlosen Elektro-Autos und -Velos. Die Kinder hörten sie nicht und müssten sich vor ihnen oft in letzter Sekunde retten. «Wird Tempo 30 nicht eingeführt, habe ich ein Problem», sagte er. «Die Kinder müssen doch hier leben!»
Die Frage, ob bauliche Massnahmen wie Verengungen oder Bodenwellen geplant seien, verneinte Thomas Heimgartner. «Die Strassen werden beschildert, die Fahrbahn markiert und bis auf einige Ausnahmen bei der Schule werden Fussgängerstreifen entfernt.» Ruedi Hug zweifelte an der Entschleunigung als Beitrag zu mehr Sicherheit. Gemäss Statistik seien in elf Jahren gerade mal acht Unfälle mit leicht Verletzten passiert. Schon jetzt werde in diesen Zonen Tempo 30 gefahren. Er bemängelte die Einführung des Rechtsvortritts, die mit der Entschleunigung einher gehe. Dem Antrag könne er leider nicht zustimmen: «Die über 100 000 Franken bringen nichts.» Gemeinderat Holenweger wiederholte, dass der Zuwachs an Lebensqualität mindestens so wichtig sei wie die Sicherheit. Und beim Rechtsvortritt werde man situativ, von Strasse zu Strasse, entscheiden.
Umstimmen liess sich trotz ausführlicher Diskussion an diesem Abend wohl kaum jemand. Die Meinungen waren gemacht: Zum Bruttokredit von 100 113 Franken für die Einführung von Tempo 30 sagten 222 Ja, 118 lehnten sie ab.
Kostenaufteilung bei Buacherstrasse
Im Übrigen wurden die Jahresrechnung 2023, drei Kreditabrechnungen und ein neues Pionierfahrzeug für die Feuerwehr diskussionslos und grossmehrheitlich gutgeheissen. Genehmigt hatten die Stimmberechtigten auch den Ersatz der bisherigen Wasserzähler durch neue Smart Meter. Ebenso wie den Kredit von 760 000 Franken für die Sanierung und Erneuerung der Buacherstrasse neben der Bänkliwiese. Unklar sei zunächst gewesen, erklärte Tobias Holenweger, wer für die Kosten aufkommen müsse. Nach komplizierten Verhandlungen werde der Betrag nun zwischen der Gemeinde (zuständig für die Sanierung) und Wetter Immobilien als Eigentümer der Bänkliwiese (zuständig für die Erneuerung) hälftig geteilt.
Heidi Hess
Informationen zu den ebenfalls traktandierten Tagesstrukturen Seite 7.