Wiederkehr: «Die Flughöhe ist hoch»
25.06.2024 Mägenwil, Region ReusstalDas räumliche Entwicklungsleitbild zeigt die groben Linien auf für die Entwicklung im Siedlungsgebiet
An einem Info-Abend wurde über Leitplanken für die räumliche Entwicklung von Mägenwil gesprochen. Trotz Wachstum und Verdichtung soll das Dorf den ...
Das räumliche Entwicklungsleitbild zeigt die groben Linien auf für die Entwicklung im Siedlungsgebiet
An einem Info-Abend wurde über Leitplanken für die räumliche Entwicklung von Mägenwil gesprochen. Trotz Wachstum und Verdichtung soll das Dorf den dörflichen Charakter behalten.
Ratlos schienen einige Interessierte nach der Präsentation des räumlichen Entwicklungsleitbildes (REL) an der Informationsveranstaltung. Die Gruppe war am Abend, als die Schweiz an der EM gegen Schottland spielte, überschaubar. Unklar war manchen Anwesenden wozu Mägenwil ein räumliches Entwicklungsleitbild benötigt. «Wir haben doch einen Masterplan?», lautete eine Publikumsfrage. Oder: «Wir sehen hier eine Analyse. Wozu aber dient sie? Wie kann dieses Papier dem Gemeinderat helfen?»
Noch fehlen die Details
Tatsächlich verfügt Mägenwil über einen «Masterplan». Dieser Plan beschränkt sich aber auf die Gebiete Sandfoore und Wolfboden sowie auch auf das Zentrum mit Schule, Gemeindehaus, Turnhalle und dem neuen Mägenwiler Dorfplatz. «In der Sandfoore und im Wolfboden ist die Planung so weit fortgeschritten, dass diese Gebiete im Entwicklungsleitbild nicht mehr berücksichtigt werden», erklärten Gemeindeammann Peter Wiederkehr und die Planerinnen Jannine Stüdeli und Silja Dietiker vom Brugger Büro Karo, Kollektiv für Architektur, Raum und Ort – die Gemeinde hatte dieses Büro mit der Erarbeitung des Leitbildes beauftragt. Bewusst verzichte man in der aktuellen Phase auf Details, sagten Dietiker und Stüdeli. «Noch werden keine Fakten geschaffen. Beim Leitbild handelt es sich um eine Gesamtschau über das Siedlungsgebiet.» Das betonte auch Peter Wiederkehr: «Noch ist die Flughöhe hoch.» Der Gemeinderat aber kann den Blick aus dieser Höhe für seine strategische Planung nutzen.
Parallel zum Leitbild wird auch der Kommunale Gesamtplan Verkehr (KVG) ausgearbeitet. Die Erkenntnisse aus beiden Planungsinstrumenten zeigen, wie sich das Dorf in den nächsten zwanzig Jahren bis 2045 entwickeln soll. Vor allem aber werden sie in die Gesamtrevision der Bau- und Nutzungsordnung einfliessen, wo es dann um konkrete Anwendungen geht.
Das gilt es zu erhalten
Im letzten Herbst besichtigten aus diesem Grund Fachleute vom Büro Karo gemeinsam mit Mitgliedern der vom Gemeinderat eingesetzten Arbeitsgruppe das Dorf. Sie folgten Fragen wie «Was finden wir vor? Was ist zu beachten?» Und sahen beim Rundgang durchs Dorf viel Schönes: Bäume und Baumalleen an Dorfeingängen, Obstbaumwiesen mitten im Dorf, Bäume am Strassenrand, Vorgärten neben Strassen, Brunnen, langgezogene Bauernhäuser und ums Dorf herum an den Siedlungsrändern noch mehr Obstbäume, die einen natürlichen Übergang zur Landschaft bilden. Diesen dörflichen Charakter soll das Dorf behalten, so empfiehlt es das Leitbild.
Die Hauptstrasse, ein Störfaktor
Schwieriger gestaltet sich die Suche nach einem Zentrum, weil es mehrere, «sehr verzettelte» gibt, so Silja Dietiker. Der Bahnhof mit dem Entwicklungsgebiet Wolfboden ist eines, das «Schlüsselgebiet Mitte» mit den öffentlichen Bauten Schule und Sportplatz ein weiteres – hier wären eine Kindertagesstätte, ein Pumptrack, auch Spitex oder Alterswohnungen denkbar. Ein drittes Zentrum bildet der historische Dorfkern an der Oberdorfstrasse, der in die Hauptstrasse mit Läden und Restaurants mündet – das Leitbild spricht vom «Ortskern».
Die Hauptstrasse aber trennt dieses Wohngebiet in zwei Teile, weil täglich 10 000 Fahrzeuge über sie rollen. «Die meisten sehen darin ein grosses Problem, einen Störfaktor», sagen die Planerinnen. – Gibt es Alternativen? Ist eine Beruhigung möglich? Am 21. August lädt die Gemeinde zum Info-Abend Gesamtplan Verkehr, der einen weiteren Schritt in der Ortsplanung darstellt. Zwar trennt auch die Bahnlinie, parallel zur Hauptstrasse, das Dorf – diese Trennung aber macht mehr Sinn, weil hinter der Bahnlinie das Gewerbegebiet beginnt.
Mit dem REL, dieser Gesamtschau auf das Dorf, werden Zentren sichtbar. Das REL listet auf, was schön und erhaltenswert ist. Es legt den Fokus auf Gebiete, die auf Dauer Entwicklungspotenzial aufweisen. In grosser Flughöhe ist es der erste Schritt auf dem Weg zur Gesamtrevision Bauund Nutzungsordnung.
Heidi Hess