Die Familie Wagen hat viel Grund, mit der Medaillengewinnerin mitzufiebern und mitzujubeln

Die erste Medaille an den Olympischen Spielen in Paris bringt auch eine Mellinger Familie zum Jubeln. Mit der Schützin Audrey Gogniat fieberte die Familie Wagen mit. Was aber hat es mit diesem Jubel auf sich?

Sie sei vor dem Fernseher gesessen und habe der jungen Frau die Daumen gedrückt, erzählt Martina Wagen, Wirtin des Restaurants Löwen in Mellingen. Auf dem Bildschirm bestreitet am Montagmorgen die Schützin Audrey Gogniat in Châteauroux an den Olympischen Spielen in Paris gerade den Final in der Disziplin «10 Meter Luftgewehr». Das tut die junge Frau nervenstark, konzentriert und mit soviel Können, dass sie Punkt für Punkt erzielt und schliesslich für die Schweiz die erste Medaille an den Spielen in Paris holt. Hinter der Siegerin Hyojin Ban aus Südkorea und der zweitplatzierten Chinesin Yuting Huang wird sie Dritte und gewinnt eine Bronzemedaille.

Austauschschülerin in Mellingen
Sie sei überwältigt, sagt Martina Wagen. Auch Stunden später ist ihrer Stimme die Aufregung und die Freude über den Podestplatz der jungen Jurassierin anzuhören. «Unser Austauschmädchen», sagt sie, «holt die erste Medaille für die Schweiz». Schon über Gogniats Teilnahme an den Olympischen Spielen freute sich die Familie in Mellingen. Dann konnte sich Gogniat am Sonntag für den Final qualifizieren. Und jetzt die Bronzemedaille. – Per Whatsapp habe sie ihr vor dem Wettkampf noch Glück gewünscht, sagt Martina Wagen. Vielleicht war es ein kleiner Beitrag auf dem Weg zum Erfolg der jungen Schützin aus Le Noirmont?
Als Bezirksschülerin besuchte Audrey Gogniat 2017 zwei Wochen lang die Familie Wagen in Mellingen. Im Rahmen eines Schüleraustausches. Gogniat sollte ihre Deutschkenntnisse vertiefen; umgekehrt besuchte Vivienne Wagen, die Tochter von Martina und Daniel Wagen, die Familie Gogniat in Le Noirmont und verbesserte ihre Französischkenntnisse.

Von Ausritten mit den Freibergern
Das sei für beide Mädchen eine sehr schöne Erfahrung gewesen, erzählt die Mutter. Die beiden hätten sich gut verstanden. «Es ist ein grosses Glück, wenn es passt», sagt Wagen. Vivienne habe Audrey Gogniat in Le Noirmont zum Schiesstraining begleitet. Noch mehr Spass hätten sie aber bei Ausritten mit den Freibergern, den Jura-Pferden, gehabt. Ein Jahr später verbrachte die Familie Wagen ihre Ferien in Le Noirmont. Und 2018 wurde der Sprachaustausch wiederholt.
Martina Wagen erinnert sich an das ruhige Wesen des Mädchens, auch daran, wie schüchtern Audrey Gogniat war. Um so mehr habe sie sich gefreut, wie souverän die Medaillengewinnerin nun die Fragen im Interview mit dem Schweizer Fernsehen beantwortete. Unverändert sei hingegen ihr Lächeln. «Das gleiche Lächeln, wie wir es bei unserer ersten Begegnung in Mellingen erlebt haben», so Wagen.

Heidi Hess