Das schlechte und wechselhafte Wetter sorgt bei den Landwirten in der Region für Herausforderungen

In den letzten Jahren kämpften die Landwirte gegen die Trockenheit. Diesen Sommer stellt sie das wechselhafte Wetter vor Herausforderungen. Der «Reussbote» fragte nach.

Nicht alle Landwirte in der Region sind gleichermassen betroffen. Ohne Ausfälle kommt im wasserreichen Sommer aber niemand davon. Es wird betont, dass Ausfälle eine Tatsache seien, jammern wolle man trotzdem nicht. Gemüseproduzent Thomas Käser aus Rütihof hat Felder im Birrfeld, in Birmenstorf, Fislisbach und Mägenwil. «Wir sind noch gut dran und müssen zufrieden sein, wenn man sieht, dass an anderen Orten der Hagel alles vernichtet hat.» Trotzdem sei das Jahr 2024 herausfordernd. Teilweise seien Kulturen mit Peterli oder Salate wegen des nassen Wetters komplett verfault. «Der Peterli ist im Juni buchstäblich ‹versoffen›. Letzte Woche konnten wir und andere Gemüseproduzenten keinen Kopfsalat an die Grossverteiler liefern. Er wurde aus dem Ausland importiert.» Diese Woche wurde aber bereits wieder geliefert. Käser betont, dass er auf den meisten Feldern wenig Ausfall habe, da der Untergrund aus Kies bestehe. «Das Wasser läuft bei uns relativ schnell ab.» Zu kämpfen habe er in den Folientunnels wegen der hohen Luftfeuchtigkeit: Pilze und Mehltau würden Kulturen wie etwa Gurken befallen. Wegen des kalten Wetters seien die Kulturen allgemein zwei Wochen im Rückstand. Auch die Wassermelonen.
«Gemäss Wetterprognosen soll sich das Wetter bessern und die Böden werden trocknen», so Käser. «Da wir laufend Gemüse setzen, wird alles wieder seinen geordneten Gang gehen.» Man habe früher auch nasse Sommer gehabt. «Für uns professionelle Gemüsebauern gehören Wetterwechsel zum täglichen Geschäft. Eine Versicherung für diese Ausfälle gibt es nicht.»

Reis gedeiht, Ausfall bei Rosenkohl
Seit vier Jahren betreiben Natalie und Lukas Neuhaus den Landwirtschaftsbetrieb «Wildenau». Auf ihrem Betrieb bauen sie Bioprodukte auf Feldern und Gewächshäusern an. «Die fehlende Wärme macht uns mehr zu schaffen als das viele Wasser», so Lukas Neuhaus. «Die Kulturen sind zwei Wochen im Rückstand. Aber das machen sie sicherlich wieder wett.» Bisher sei die Ernte beim Spargel und beim Knoblauch gut ausgefallen. Schlechter sehe es beim Rosenkohl aus. «Das halbe Feld stand wegen des Reuss-Hochwassers zwei Tage lang unter Wasser. Auf diesem Teil gibt es einen Komplettausfall.» Er werde dort eine Gründüngung ansäen und beobachten, wie sich der Rest des verschont gebliebenen Rosenkohls entwickle.
Gut gedeihe der Reis. Wasser mache ihm nichts aus, einzig die Wärme habe ihn etwas ausgebremst. «In unserem Betrieb fallen Wetter-Schwankungen nicht so ins Gewicht, da wir nicht auf Hochtouren produzieren», sagt er. Verkauft werde das Gemüse direkt ab Hof oder online.

Weniger Ertrag beim Weizen
Beim Grumethof in Mellingen freut sich Gerri Busslinger über eine gute Kirschenernte. «Alles, was über dem Boden wächst, wie Kirschen und Äpfel gedeiht dieses Jahr sehr gut», sagt Busslinger. Schlechter sehe es beim Weizen aus. «Der Ertrag wird wegen des schlechten Wetters bis zu 40 Prozent tiefer ausfallen.» Das liege am Pilzbefall. Wie es bei seinem Feld unterhalb der Kirschenplantage aussieht, werde sich heute Freitag beim Dreschen zeigen. «Zum Glück gibt es jetzt drei Tage Sonne und wir können ernten», sagt er.

Kreislauf bei Kulturen beachten
Auf dem Familienhof der Kohlers in Sulz, Künten, wird seit 30 Jahren nach Biorichtlinien produziert. Alois Kohler und sein Sohn Simon sind überzeugt, dass die Sorge zum Boden die Ausfälle in der Landwirtschaft reduziert. In Kohlers Biobauernbetrieb wird darauf geachtet, dass nicht nur auf Ertrag produziert wird, sondern mit einem Kreislaufdenken. Das sei nicht neu, sondern bereits früher in der Landwirtschaft so gehandhabt worden.
Neben dem Anbau von herkömmlichen Kulturen, wie etwa Getreide, gehören bei den Kohlers auch Zwischenkulturen mit Gras-Ansaat dazu. Dieses wird an das hofeigene Vieh verfüttert, die wiederum für Hofdünger sorgen. «Wir mischen den Mist und die Gülle mit Steinmehl», führt Alois Kohler aus. Das führe dazu, dass Stickstoff und Ammoniak gebunden werden und nicht in den Boden und in die Luft gelangen. «Gut gepflegter Boden mit Humusaufbau verträgt Wetterwechsel besser», so Kohler.
Herausfordernd seien in diesem Sommer, trotz guter Böden, Krankheiten, die durch das nasse Wetter begünstigt wurden. «Wir werden Ende Woche bei der Ernte sehen, wie sich das Getreide entwickelt hat.»

Debora Gattlen

Sorgen macht dieses Jahr der Pilzbefall

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