Von Kindern und Windeln im Kindergarten
05.07.2024 Oberrohrdorf-Staretschwil, Region RohrdorferbergIn wenigen Wochen sollen die Kinder in den Kindergarten. Manche unter ihnen benötigen tagsüber aber noch Windeln – und jetzt?
Die Kinder sind vier Jahre alt, benötigen Windeln und sollen ab August in den Kindergarten. Windeln wechseln aber zählt nicht zum ...
In wenigen Wochen sollen die Kinder in den Kindergarten. Manche unter ihnen benötigen tagsüber aber noch Windeln – und jetzt?
Die Kinder sind vier Jahre alt, benötigen Windeln und sollen ab August in den Kindergarten. Windeln wechseln aber zählt nicht zum Aufgabenbereich von Kindergartenlehrpersonen. Die Schule Oberrohrdorf ergreift deshalb Massnahmen.
Das Kind braucht tagsüber keine Windeln mehr, geht selbstständig aufs WC, kann sich selber sauber machen und die Hände waschen.» So lautet eine von mehreren Voraussetzungen, welche ein Kind für den Eintritt in den Kindergarten im Aargau erfüllen muss. Weitere Voraussetzungen sind: Die Kinder müssen sich selber aus- und anziehen können. Sie können malen, kleben, rennen oder Treppen steigen sowie zehn Minuten stillsitzen und zuhören.
Im Aargau treten Kinder, die bis zum 31. Juli vier Jahre alt geworden sind, auf Beginn des nächsten Schuljahrs in den Kindergarten ein. Nicht alle Kinder in Oberrohrdorf, die auf das nächste Schuljahr 2024/25 in den Kindergarten kommen, erfüllen diese Voraussetzungen. Tatsächlich benötigen, Stand heute, einige wenige noch Windeln, müssen tagsüber gewickelt werden. – Für die Schule ein Problem.
«Der Kindergarten ist keine Kita»
Auf Anfrage erklärt Schulleiterin Susan Held, zuständig an der Primarschule Oberrohrdorf für die Stufen Kindergarten, sowie 1. und 2. Klasse, den Grund: «Eine Kindergartenlehrperson betreut rund 20 Kinder alleine. Lediglich stundenweise steht ihr eine Schulassistenz zur Seite.» Der Kanton Aargau stellt Ressourcen für den Unterricht respektive den Kindergartenalltag zur Verfügung. Der Aufgabenbereich einer Kindergartenlehrperson ist umfangreich. «Windeln wechseln», betont sie, «gehört nicht dazu». Zudem fehle im Kindergarten die nötige Infrastruktur wie etwa ein Wickeltisch. Und vor allem gilt: «Der Kindergarten ist keine Kindertagesstätte. Eine Kita verfolgt einen anderen Betreuungsauftrag.»
Die Schulleiterin gibt zu bedenken, die Kinder würden immer jünger bei ihrem Eintritt in den Kindergarten. Manche seien gerade erst vier Jahre alt geworden und hätten die Kindergartenreife teilweise noch nicht erreicht. Was kann die Schule tun? Kinder, die bei Kindergarteneintritt noch nicht trocken sind, müssen von deren Eltern zeitnah im Kindergarten abgeholt werden – die Eltern werden benachrichtigt, wenn ein «grosses Geschäft» statt in der Toilette in der Windel landet. So lautet in solchen Fällen die Massnahme der Schule Oberrohrdorf. Diese Massnahme kommt allerdings nicht zum Zug, wenn beim Kind ein medizinisches Problem oder eine körperliche Beeinträchtigung vorliegt. In solchen Fällen würde vielmehr bereits frühzeitig mit den Eltern das Gespräch und eine für alle gangbare Lösung gesucht, sagt Held.
Üben in den Sommerferien
Überrascht von diesen Regeln seien vor allem Familien, die aus dem Ausland neu in die Gemeinde ziehen, erklärt die Schulleiterin. Es komme vor, dass beide Elternteile zu 100 Prozent berufstätig seien. Susan Held erklärt, sie habe das Gespräch mit den betroffenen Eltern gesucht und ihnen unter anderem geraten, die Sommerferien zu nutzen, um mit den Kindern das «trocken werden» zu üben. Eltern könnten auch einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin um Rat fragen. Gleichzeitig erinnere sie die Eltern aber an deren Erziehungsauftrag: Eltern sind gesetzlich verpflichtet, für ihr Kind zu sorgen.
Susan Held ist zuversichtlich, dass es allen Kindern mithilfe ihrer Eltern gelingen wird, bis Anfang des neuen Schuljahres tagsüber ohne Windeln auszukommen. Sollte im Kindergarten dennoch ein Missgeschick passieren, dürfe jedes Kind auf die Hilfe seiner Kindergartenlehrperson zählen. «Das ist kein Problem.»
Heidi Hess