Die Druckerei Nüssli feierte den Lehrabschluss ihres Lehrlings mit einer traditionellen Gautschete
Wenn ein Polygraf bei der Druckerei Nüssli seinen Lehrabschluss macht, wird er traditionsgemäss im Brunnen in der Altstadt getauft.
Die «Schwarzkünstler», ...
Die Druckerei Nüssli feierte den Lehrabschluss ihres Lehrlings mit einer traditionellen Gautschete
Wenn ein Polygraf bei der Druckerei Nüssli seinen Lehrabschluss macht, wird er traditionsgemäss im Brunnen in der Altstadt getauft.
Die «Schwarzkünstler», also der Berufsstand der Polygrafen und Drucker, feiern die Aufnahme von neuen Mitgliedern in ihrer Mitte nach deren Lehrabschluss mit einer Gautschete. Diesem – überaus nassen – Ritual musste sich am vergangenen Dienstag auch Levin Hauri unterziehen. Er hatte die Lehre bei der Nüssli Druck AG eben erst abgeschlossen, da ging es in einem Gitterwagen bereits durch die Strassen. Der Ahnungslose wurde von den Kolleginnen und Kollegen im Büro gepackt und in dem engen Wagen bei brütender Hitze zum Brunnen in der Altstadt gefahren.
Kaum aus dem Wagen befreit, musste er sich am Rand des Brunnens auf einen nassen Schwamm setzen, während Gautschmeister und Lehrlingsausbildner Jürgen Wedekind in Frack und Zylinder die Worte «Lasst seinen Corpus posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm, bis triefen seine beide Ballen» verlas. Danach wurde der Lehrling in den Brunnen geworden. «Der durstgen Seele gebt ein Sturzbad obendrauf, das ist dem Sohne Gutenbergs die beste Tauf», sagte der Zeremonienmeister, während der Kopf seines Opfers unter Wasser gehalten wurde.
Das Gröbste war für den ehemaligen Lehrling überstanden – wobei ihn die Arbeitskollegen und ebenfalls anwesenden Verwandten und Bekannten um sein unfreiwilliges Bad im Brunnen bei den hohen Temperaturen für einmal auch beneideten.
Bei einem Apéro im kühlen Schatten wurde auf die Gautschete schliesslich angestossen.
Marko Lehtinen