Die Wikinger von «Blackmoore» schlugen am Rande des Dorfes ihr Lager auf – der Verein wurde vor 15 Jahren gegründet
Erstmals seit 2020 errichtete der Verein «Blackmoore» wieder ein Wikinger-Lager in der Region. Vergangene Woche schlüpften die Mitglieder ...
Die Wikinger von «Blackmoore» schlugen am Rande des Dorfes ihr Lager auf – der Verein wurde vor 15 Jahren gegründet
Erstmals seit 2020 errichtete der Verein «Blackmoore» wieder ein Wikinger-Lager in der Region. Vergangene Woche schlüpften die Mitglieder in die Rollen von Nordmännern und -frauen und lebten wie zu Zeiten des Frühmittelalters.
Einmal unter sich sein und eigene Projekte weiterverfolgen, ganz ohne neugierige Fragen von Schaulustigen – das war das Ziel der Hobby-Wikinger bei ihrem mehrtägigen Lager auf einem Privatgrundstück am Rande von Stetten. Normalerweise zeigen sie auf Mittelaltermärkten, wie es sich zu Zeiten der Wikinger so lebte. Ein Teil der rund 20-köpfigen Truppe weilt zu diesem Zweck gerade in einem Museumsdorf in Dänemark.
Gegründet hat den Verein «Blackmoore» vor 15 Jahren Benj Grossniklaus aus Stetten: «Ich bin als Kind schon gerne in den Norden in die Ferien gegangen und bin dort in Kontakt mit der Kultur und der Geschichte gekommen», erzählt er. Als er den Verein gründete waren die meisten Mitglieder Kollegen, später kamen immer mehr Interessierte hinzu.
Und was ist ausgerechnet an dieser Zeit so faszinierend? Das Frühmittelalter sei ursprünglicher als das klassische Mittelalter, findet Grossniklaus, der gerade dabei ist, den Teig für eine «Wikinger-Pizza» zu kneten. Zugegeben, nicht ganz historisch korrekt, denn die Skandinavier ernährten sich vermutlich eher von Getreidebrei oder Fleisch. Die verwendeten Zutaten gab es aber alle schon zur damaligen Zeit, beteuern die Hobby-Wikinger, die sich ansonsten möglichst genau an die historischen Vorbilder halten.
Im Vordergrund steht beim Verein das historische Handwerk. Grossniklaus ist selbst vielseitig talentiert. Und auch andere Mitglieder üben sich in allerlei Tätigkeiten. Während die einen Kleber aus Birkenpech herstellen, arbeitet Hendrik Wirz an einem Armreif aus Lindenholz: «Vorbild ist ein Armreif aus Haitabu», erklärt er. Haitabu ist eine versunkene Wikinger-Siedlung in Norddeutschland. Seine Frau Sabrina webt derweil Kleiderborten und Gürtel. Auch Florian Fux und Simon Rettich sind fleissig. An einer improvisierten Schmiede fertigen sie Esshaken und Pfeilspitzen. Selbst Äxte haben sie schon geschmiedet, allerdings nicht als Waffen, sondern als Werkzeug.
Nur noch ein kleiner Teil der Wikinger-Sippe geht dem Kriegshandwerk nach, trifft sich wöchentlich zu Übungskämpfen mit stumpfen Schwertern: «Wir hauen richtig zu. Das Ziel ist aber so zu schlagen, dass es nicht wehtut», erklärt Simon Rettich, der Helm und Rüstung zu Hause gelassen hat. Die Freizeit-Wikinger sind die meiste Zeit friedliche Zeitgenossen – ganz im Gegenteil zu manch historischem Vorbild.
Michael Lux