Dagegen oder dafür – Tempo 30 in Oberrohrdorf
27.09.2024 Oberrohrdorf-Staretschwil, Region RohrdorferbergAm 20. Oktober stimmen die Oberrohrdorferinnen und Oberrohrdorfer über eine Einführung von Tempo 30 auf Gemeindestrassen ab
An der Sommer-Gmeind sprach sich eine deutliche Mehrheit für Tempo 30 aus. Dann folgte das Referendum – und jetzt die zweite Runde an der ...
Am 20. Oktober stimmen die Oberrohrdorferinnen und Oberrohrdorfer über eine Einführung von Tempo 30 auf Gemeindestrassen ab
An der Sommer-Gmeind sprach sich eine deutliche Mehrheit für Tempo 30 aus. Dann folgte das Referendum – und jetzt die zweite Runde an der Urne.
Am 20. Oktober, gleichzeitig mit den Aargauer Grossratswahlen, entscheidet Oberrohrdorf an der Urne, ob Tempo 30 flächendeckend auf Gemeindestrassen eingeführt werden soll. Es ist die zweite Runde für Tempo 30 im Dorf. Denn die Oberrohrdorfer Stimmberechtigten hatten sich mit einer Zweidrittelsmehrheit bereits an ihrer letzten Sommer-Gmeind im Juni für eine Entschleunigung auf den Gemeindestrassen ausgesprochen.
Für eine solche Massnahme, die mehr Verkehrssicherheit bringen soll, hatte sich die Oberrohrdorfer Spurgruppe Mensch und Umwelt, präsidiert von Marcus Wanger, im Oktober 2023 stark gemacht. Sie hatte eine Initiative eingereicht, die von über 400 Oberrohrdorferinnen und Oberrohrdorfern unterzeichnet worden war. Der Gemeinderat erarbeitete daraufhin einen Vorschlag, den er an der Gemeindeversammlung am 13. Juni zur Abstimmung vorlegte.
Über 350 Stimmberechtigte kamen an diese Sommer-Gmeind und sagten mit 222 Stimmen Ja zum Bruttokredit von 100’113 Franken für Beschilderung und Signalisation zur Einführung von Tempo 30, 118 lehnten diesen Kredit hingegen ab. Befürworterinnen und Befürworter freuten sich, Gegnerinnen und Gegner aber ergriffen das Referendum.
Innert kurzer Zeit gelang es einer Gruppe um Marco Zurbrügg 384 Unterschriften gegen die Einführung von Tempo 30 zu sammeln – das waren um einiges mehr als die erforderlichen 281 Unterschriften. (hhs)
Tempo 30 – Contra
Sinnlose Massnahme
Marco Zurbrügg, Sprecher Referendumkomitee
Gegen Verkehrssicherheit ist generell nichts einzuwenden. Verkehrssicherheit soll aber dort gefördert werden, wo es notwendig ist und wo sie eine Wirkung erzielt und nicht durch pauschale Verbote. Schon das Wort «flächendeckend» zeigt, dass es mehr um Ideologie als um gezielte Verkehrssicherheit geht. Hingegen kann mit der undifferenzierten Forderung die Sicherheit sogar verringert, statt erhöht werden:
Im geplanten Tempo-30-Bereich von Oberrohrdorf hat es in den letzten Jahren keine Unfälle gegeben, welche durch Tempo 30 verhindert worden wären.
Laut einer Konzeptstudie gab es in den letzten elf Jahren gerade mal acht Unfälle, davon waren drei Selbstunfälle. Weshalb also eine so rigorose Massnahme einführen, wenn die Sicherheit schon jetzt hoch ist. Frühere Messungen haben zudem gezeigt, dass in den Quartierstrassen die gefahrene Geschwindigkeit deutlich unter 50 km/h liegt. Verkehrssicherheit beruht auf Rechtssicherheit. Breite Strassen sollen übergeordnet, einmündende Strassen sollen untergeordnet sein. Diese einfache Regel schafft Sicherheit und ist heute auch so signalisiert. Beim Tempo-30-Konzept soll dies an dreizehn Stellen aufgehoben werden und einbiegende Quartierstrassen sollen plötzlich vortrittsberechtigt sein.
Aber eben nicht überall! Dies schafft neue Gefahrensituationen und Unfälle sind programmiert.
Das Gleiche geschieht durch die teilweise Aufhebung der Fussgängerstreifen. Die Situation der Autofahrenden und der Fussgänger wird erschwert. Mit Fussgängerstreifen besteht eine klare Ordnung, ohne ist es für Kinder schwierig, zu erfassen, was wo gilt.
Während es in flachen Gebieten relativ einfach ist, die Höchstgeschwindigkeit einzuhalten, braucht es beim Bergabwärtsfahren eine hohe Aufmerksamkeit und einen ständigen Blick auf den Tacho, um nicht zu schnell zu fahren.
Die Aufmerksamkeit ist also nicht dort, wo sie sein soll.
Die Einführung von Tempo 30 wird für alle Verkehrsteilnehmenden gelten, auch für Fahrräder. Gerade abwärts fahren diese oft schneller als Tempo 30.
Tempo 30 – Pro
Mehr Verkehrssicherheit
Marcus Wanger, Präsident Spurgruppe Mensch und Umwelt
Diverse Studien und Erfahrungen aus zahlreichen anderen Gemeinden (aktuell aus Ennetbaden) belegen eindeutig, dass niedrigere Geschwindigkeiten die Unfallrate senken. Mehr Reaktionszeit minimiert Kollisionen – sowohl zwischen Fahrzeugen als auch mit Personen zu Fuss oder mit dem Velo. Im Falle eines Zusammenstosses ist das Todesfallrisiko bei Tempo 30 gegenüber Tempo 50 sechsmal kleiner. Besonders Kinder, ältere Menschen und schwächere Verkehrsteilnehmende sind bei niedrigeren Geschwindigkeiten deutlich besser geschützt!
In Tempo-30-Zonen soll gemäss Bund grundsätzlich auf Fussgängerstreifen verzichtet werden und der Rechtsvortritt gelten, ausser die Verkehrssicherheit wird gefährdet.
Der Gemeinderat von Oberrohrdorf hat nun ein super Projekt für die Einführung von Tempo 30 auf den Gemeindestrassen erarbeitet. Fast alle Fussgängerstreifen, auch jene beiden beim Volg, und viele «Kein Vortritt» Signalisationen bleiben erhalten, so zum Beispiel bei der Einmündung Hinterbächlistrasse/Rüslerstrasse; auch der «Stopp mit Spiegel» beim Büntenquartier/Rüslerstrasse bleibt. Es wäre ein Trugschluss, die Massnahme nur auf bestimmte Strassen wie die Hinterbächlistrasse beschränken zu wollen. Die Schulwege unserer Kinder beginnen nicht erst dort, sie ziehen sich durch ganz Oberrohrdorf. Und: Heute kommt es auf den gemeinsamen Gemeindestrassen mit Niederrohrdorf zu einem Tempowechsel, was zum Beispiel auf der Buacherstrasse zu Unfällen führte.
Weniger Lärm ist ein weiterer, ja sehr grosser Vorteil!
Der Verkehr in unseren Quartieren hat in den letzten drei Jahrzehnten deutlich zugenommen. Durch die Temporeduktion von 50 auf 30 km/h reduziert sich der schädliche Lärm um drei Dezibel, was einer Halbierung des wahrgenommenen Verkehrslärms entspricht: Es wird nur noch halb so laut! Auch die Sorge, dass die höhere Drehzahl der Motoren bei Tempo 30 für mehr Lärm sorgt, ist unbegründet: Ab 15 bis 25 km/h dominieren laut Bundesamt für Strassen (ASTRA) die Rollgeräusche der Reifen.
Tempo 30 bringt mehr Sicherheit, weniger Lärm – mehr Lebensqualität!