Eine Meldung des Natur- und Vogelschutzvereins sorgt für Verwirrung
Eine Erfolgsmeldung des Naturund Vogelschutzvereins liess vergangene Woche aufhorchen: Die Neophyten oberhalb von Remetschwil und Oberrohrdorf seien besiegt, hiess es. Nun relativiert Vereinspräsident Christian ...
Eine Meldung des Natur- und Vogelschutzvereins sorgt für Verwirrung
Eine Erfolgsmeldung des Naturund Vogelschutzvereins liess vergangene Woche aufhorchen: Die Neophyten oberhalb von Remetschwil und Oberrohrdorf seien besiegt, hiess es. Nun relativiert Vereinspräsident Christian Burger.
Sie sind ein Ärgernis und ein Dauerthema. Invasive Pflanzen, die sogenannten Neophyten, breiten sich auch in unserer Region seit Jahren rasant aus. Und die Gemeinden organisieren entsprechende Aktionstage, an denen die Pflanzen wieder ausgerissen und vernichtet werden. Manchmal gleichen diese Aktionen einer Sisyphusarbeit, denn den Neophyten ist kaum beizukommen.
Oder doch? Eine kurze Nachricht in der aktuellen «Bergpost» machte in der vergangenen Woche hellhörig: Der Natur- und Vogelschutzverein Rohrdorferberg vermeldete, dass der einmal im Jahr stattfindende Aktionstag des Vereins gegen Neophyten abgesagt sei. Die Aktion sei dieses Jahr «nicht mehr nötig», denn im Wald oberhalb von Oberrohrdorf und Remetschwil gäbe es «momentan schlicht keine grösseren Bestände» von Neophyten mehr.
Das Ziel sei es nun «aufzupassen, dass diese Pflanzen nicht wieder aus den Nachbargemeinden einwandern». Betitelt ist die Meldung mit der Schlagzeile «Sieg über die Neophyten am Rohrdorferberg».
Wenig Freude bei Fachleuten
Aus sachkundiger Quelle – Name der Redaktion bekannt – heisst es, die gute, wenn nicht sogar sensationelle Nachricht habe Fachleuten nicht nur Freude bereitet. So suggeriere der Titel, dass die Neophyten am Rohrdorferberg generell besiegt seien und fortan nichts mehr zu tun sei. Das wiederum sei ein falsches Signal an die Bevölkerung.
Der Remetschwiler Gemeinderat Roman Wyler, zuständig für den Forstbereich, bestätigt seinen Unmut. «Das war eine absolute Fehlinformation», sagt er auf Anfrage des «Reussboten». «Ich weiss von Personen, die in diesem Jahr im Alleingang über 50 Stunden lang Neophyten zusammengesammelt haben. Sie haben den Artikel gesehen und mir gesagt, dass es sich da wohl um ein Missverständnis handeln müsse.»
Fakt sei, dass die Neophyten bei weitem nicht bekämpft sind und in absehbarer Zeit auch nicht verschwinden werden. «Im Gegenteil: Wir haben wegen den grossen Schlägen aufgrund von Borkenkäfern in unserem Gebiet mehr Licht, was den Neophyten extrem zugute kommt», sagt Wyler. «Wir sind im Kampf gegen diese Pflanzen noch weit weg von einem Erfolg – und weiterhin sehr dankbar für jeden freiwilligen Einsatz.»
Übers Tor hinausgeschossen
Christian Burger, Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins, reagiert derweil gelassen. Auf die Meldung in der «Bergpost» angesprochen, stellt er fest, dass man mit dem reisserischen Titel wohl etwas übers Tor hinausgeschossen habe. «Offenbar haben wir Aufmerksamkeit generiert damit», sagt er. Zugleich entgegnet Burger: «Wir behaupten aber auf keinen Fall, dass das Problem der Neophyten in unserer Gegend aus der Welt geschafft sei – sondern nur im betreffenden Wald. Dort hat die freiwillige Arbeit unserer Helferinnen und Helfer gewirkt. Wir können jedoch auch dort nicht wissen, ob es im nächsten Jahr wieder neue Hotspots geben wird.»
Die Hauptmessage der Nachricht in der «Bergpost» und des Vereins sei: Wenn man regelmässig etwas tut, dann hilft es auch. «Wenn wir wirklich dran bleiben, bringen wir die Neophyten immerhin unter Kontrolle», so Burger.
Marko Lehtinen