«Das macht überhaupt keinen Sinn»
04.10.2024 Wohlenschwil, Region ReusstalNachts verschwinden beim Münzelhof ein Zaun, eine Tränke und Schafe irren verängstigt umher
Mitten in der Nacht sucht die Familie Strickler sechs Schafe. Sie findet im Wald den Zaun. Das Weidezaungerät und eine Tränke bleiben verschwunden. Michi Strickler macht ...
Nachts verschwinden beim Münzelhof ein Zaun, eine Tränke und Schafe irren verängstigt umher
Mitten in der Nacht sucht die Familie Strickler sechs Schafe. Sie findet im Wald den Zaun. Das Weidezaungerät und eine Tränke bleiben verschwunden. Michi Strickler macht diese Tat sprachlos. «Was tun?», fragt er.
Gegen 21 Uhr erhielt Michi Strickler am Dienstagabend einen Anruf vom Nachbarhof. Dort hatte sich eine Passantin gemeldet, weil Schafe auf dem Grossfeldweg umherirrten. Ob es sich vielleicht um seine Schafe handle, fragten ihn die Landwirte vom Nüeltschehof. In der Dunkelheit und bei strömendem Regen fuhr Strickler zuerst zu der Schafherde und danach zur Schafweide neben dem Maisfeld an der Grossfeldstrasse. Die Wiese war leer, kein Schaf zu sehen und auch der Zaun fehlte.
«Ich glaubte an eine Sinnestäuschung», sagt der Landwirt am folgenden Tag. Einen Moment lang habe er nachts sogar gezweifelt, ob er seine Schafe tatsächlich an dieser Stelle zwischen Weg, Maisfeld und Strommast eingezäunt hatte. Kurz nach 21 Uhr rief er die Kantonspolizei an und meldete, dass die Schafe mit dem gesamten Gehege entwendet worden seien. Gegen 21.30 Uhr traf die Polizei beim Münzelhof ein. Michi Strickler reichte Strafanzeige gegen unbekannt ein.
«Nervös und verängstigt»
Stricklers Frau Ladina war währenddessen bereits mit dem Auto unterwegs. Auf dem Feldweg, der zum Radweg führt, fand sie die vermissten Tiere. «Nervös und verängstigt», sagt Strickler. Mit Maiswürfeln in einem Kübel versuchten sie, die Schafe anzulocken. Normalerweise kommen sie, sobald sie das Scheppern im Eimer hören. Dieses Mal aber machten sie keine Anstalten. Erst nach einiger Zeit gelang es mit Hilfe eines weiteren Bauern, alle sechs einzufangen und sie vorübergehend auf die eingezäunte Rinderweide nebenan zu bringen. Nach der Bestandesaufnahme mit der Polizei gelang es, die Schafe im Transporter zum Hof zurückzubringen. Daniel Wächter, Mediensprecher bei der Kantonspolizei, bezeichnet den Fall als «sehr speziell», er habe so etwas jedenfalls noch nie erlebt.
Es sei eine kurze Nacht gewesen. «Wir waren bis Mitternacht beschäftigt», sagt Michi Strickler. Der Landwirt ist erleichtert, dass die Tiere unverletzt sind. Er ist aber auch verunsichert. «Ich habe schon viel erlebt», sagt er. Dies Tat mache ihn sprachlos. «Es macht überhaupt keinen Sinn», sagt auch Ladina Strickler. «Die Schafe sind ja da.»
Beim Absuchen der Umgebung mit der Taschenlampe entdeckte Michi Strickler im Wald am gleichen Abend durch Zufall seinen ganzen Zaun: Acht Rollen eines Flexinetzes, wie es zur Umzäunung von Schafen oder Ziegen verwendet wird – insgesamt rund 400 Meter Hag. «Die Bündel waren im Wald deponiert, professionell aufgerollt und mit einer gebrauchten Schnur zusammengebunden.» Unauffindbar blieb hingegen eine Wassertränke sowie auch der am Gehege befestigte «Viehhüter», der für Mensch und Tier ungefährliche Stromstösse durch den Zaun schickt.
Der Landwirt geht davon aus, dass die Täterschaft die gesamte Umzäunung im Wert von über 800 Franken mitnehmen wollte. «Den Zaun deponierten sie, um die leicht sperrigen Rollen später mit einem grösseren Transportfahrzeug abzuholen», vermutet er. Viehhüter und Tränke aber sind weg.
«Hat jemand etwas gesehen?»
Strickler schüttelt den Kopf. Ungläubig. «Und jetzt?», fragt er. Seine sechs Schafe liess er in der Nacht auf dem Viehtransporter, wo sie sich beruhigten. Am anderen Morgen stellte er einen neuen Zaun auf. «Näher bei uns.» Das Gehege liegt nun direkt neben dem Haus. Ein ungutes Gefühl bleibt. Denn eine grössere Herde liegt weiter vom Hof, grenzt an eine Hauptstrasse. Michi Strickler hofft auf Passanten oder Vorbeifahrende: «Vielleicht hat jemand etwas Verdächtiges gesehen?» Um Hinweise wäre er froh.
Heidi Hess