Statt 400 nur 40 Jahre alt geworden
18.10.2024 Niederrohrdorf, Region RohrdorferbergAuf dem Gemeindehausplatz muss eine der beiden Winterlinden gefällt werden – sie ist abgestorben
Linden können ein stattliches Alter von bis zu 400 Jahren erreichen. Davon ist die Linde auf dem Gemeindehausplatz weit entfernt. Bereits seit einigen Jahren kränkelte sie ...
Auf dem Gemeindehausplatz muss eine der beiden Winterlinden gefällt werden – sie ist abgestorben
Linden können ein stattliches Alter von bis zu 400 Jahren erreichen. Davon ist die Linde auf dem Gemeindehausplatz weit entfernt. Bereits seit einigen Jahren kränkelte sie vor sich hin. Trotz fürsorglicher Pflege durch das Bauamt ist sie nun abgestorben.
Wer auf dem Gemeindehausplatz steht, dem fällt es auf. Die linke Linde erstrahlt in herbstlichem hellgelb, die zentral gelegene Linde hingegen ist völlig kahl. «Die Linde hat bereits vor zwei Monaten alle Blätter verloren», sagt Bauamtsleiter Thomas Meier. Das ist zu früh für den normalen Blattabwurf im Herbst.
Der Baum ist seit einigen Jahren ein Sorgenkind. Im Vergleich zum zweiten Baum auf dem Platz entwickelte er sich weniger gut – die Krone war nie so dicht beastet. Als vor zwei Jahren der Gemeindehausplatz im Rahmen der Kantonsstrassensanierung umgestaltet wurde, wurde darauf geachtet, dass die Linden möglichst keinen Schaden erlitten. Durch die Strassensanierung musste das Terrain bei der kränkelnden Linde abgesenkt werden. Um deren Wurzelwerk zu schonen, wurde nicht abgegraben, sondern eine grosszügige Pflanzmauer mit Sitzbänken um den Baum angelegt und mit Erde aufgefüllt. Trotz äusserster Sorgfalt könnten diese Arbeiten dem angeschlagenen Baum den Todesstoss versetzt haben. «Die zweite Linde hat die Platzsanierung problemlos überstanden», so Bauverwalter Andreas Ritter.
Alles für Rettung gegeben
Die Bauamtsmitarbeitenden hatten immer ein besonderes Augenmerk auf die kränkelnde Linde. In trockenen Sommern wurde sie im Gegensatz zur anderen Linde mit Wasser versorgt. In einer Mitteilung der Gemeindehomepage ist zu lesen: «Trotz hektoliterweise Wasser hat der Baum frühzeitig das Ende seiner Lebenszeit erreicht.»
Der abgestorbene Baum wird bis im Januar stehenbleiben. Aus Sicherheitsgründen wird er zurückgeschnitten. «Die Bauamtsmitarbeitenden werden den Baum selbst fällen. Wir werden die Arbeiten ausführen, wenn wir Anfang Januar den Weihnachtsbaum entfernen», sagt Meier. Der Weihnachtsbaum steht in der Adventszeit vor dem Gemeindehaus zwischen den Linden.
Linden stehen für einen Treffpunkt
In vielen Dörfern war und ist die Dorflinde der zentrale Treffpunkt der Gemeinschaft. Hier wurden Hochzeiten und Dorffeste gefeiert, die einen wichtigen sozialen Zusammenhalt förderten. Es wurde unter ihnen aber auch Gericht abgehalten, daher stammt der Ausdruck «Gerichtslinde». Auch in Feld und Flur sind Kapellen und Wegkreuze oft von den majestätischen Bäumen gesäumt. Diese Traditionen reichen weit zurück, schon bei den Germanen galt die Linde als heiliger Baum, unter dem man sich versammelte. In vielen Märchen, Volksliedern und Gedichten taucht die Linde auf, im Schatten ihrer herzförmigen Blätter fand so manches romantische Stelldichein statt.
In Niederrohrdorf war die Bedeutung der Linden auch deutlich bei der Einweihung der sanierten Kantonsstrasse zu spüren. Der Dorfplatz wurde zum Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft. Unter den Linden spielten Kinder und verweilten Erwachsene.
Daher wird die abgestorbene Linde nicht einfach nur gefällt. Der Wurzelstock wird mit einer speziellen Fräsmaschine entfernt. So wird Platz für einen neuen Baum geschaffen. Im Frühjahr 2025 wird eine Ersatzpflanzung erfolgen. Der Gemeinderat schreibt auf der Homepage: «Aufgrund der voranschreitenden Veränderung der klimatischen Bedingungen kann nicht wieder eine Winterlinde gepflanzt werden.» Aktuell stehe noch nicht fest, welche Baumart als Ersatz gepflanzt wird. In der Auswahl stehen eine Purpurerle oder Blumenesche.
Debora Gattlen