Schöne Zeit
Der Monat Dezember ist – nebst den Ostertagen – vermutlich der wichtigste christliche Monat im ganzen Jahr. Die Geburt Christi wird gefeiert. Deswegen dürfen wir uns auch an so vielen Feiertagen erfreuen. Traditionell werden in dieser ...
Schöne Zeit
Der Monat Dezember ist – nebst den Ostertagen – vermutlich der wichtigste christliche Monat im ganzen Jahr. Die Geburt Christi wird gefeiert. Deswegen dürfen wir uns auch an so vielen Feiertagen erfreuen. Traditionell werden in dieser Zeit auch rege Weihnachtskarten verschickt. Die liebe Verwandtschaft, Freunde und Nachbarn, Kunden und Geschäftspartner, alle erhalten eine weihnachtliche Karte mit der Aufschrift «Frohe Festtage».
Es ist mir aufgefallen, dass der vorgedruckte Schriftzug «Frohe Weihnachten» in den letzten Jahren kontinuierlich der Headline «Frohe Festtage» Platz gemacht hat.
Natürlich gibt es die effiziente Gruppe von Kartenschreibern und Kartenschreiberinnen, welche die Neujahrswünsche in die Weihnachtswünsche integrieren und deshalb bewusst «Frohe Festtage» wünschen. Völlig in Ordnung.
Warum die Wortwahl auf den Karten verändert wurde, ist einleuchtend. Es geht einmal mehr um politische und religiöse Korrektheit. Denn nicht all unsere Mitbürger und Mitbürgerinnen feiern Weihnachten. Dies basierend auf verschiedenen kulturellen Kategorien einschliesslich Nationalität, Ethnie, Rasse und Religion. Jedoch auch die schweizerischen Zeugen Jehovas lehnen christliche Feste wie Weihnachten oder Ostern als heidnisch ab. So nebenbei: Geburtstage feiern sie ebenfalls nicht.
Deshalb verzichten wir grosszügigerweise auf Formulierungen wie «Frohe, fröhliche oder schöne Weihnachten». Alternativ stehen ja auch wunderbare Formulierungen zur Verfügung, um die Angesprochenen nicht zu brüskieren. Wünschen wir doch einfach zukünftig «Schöne Feiertage» oder «Schöne Festtage». Dumm nur, wenn der- oder diejenige momentan keinen Anlass zum Feiern und auch keinen Bock auf ein Fest hat. Dann doch lieber lapidar und grundsätzlich eine «Schöne Zeit» wünschen. «Schöne Zeit» tönt doch richtig schön und wäre auch das ganze Jahr und zu jeder wichtigen und unwichtigen Gelegenheit verwendbar. Auch unsere «jehovaischen» Freunde könnten wir mit dieser Ausdrucksform ganzumfänglich und angemessen rethorisch bedienen.
Somit wäre der «political correctness» lückenlos Genüge getan und für alle – für wirklich alle – bricht eine «Schöne Zeit» an.
Jürgen Wedekind, aus Sarmenstorf, arbeitet seit 2019 beim «Reussbote» als Polygraf und Lehrlingsbetreuer. In seiner Freizeit kocht, schreibt, liest, degustiert, malt und segelt er gerne.