Die Verkehrsbeschränkungen auf der Grossfeldstrasse und Nebenstrassen geben weiter zu reden
Das geplante Fahrverbot für Autos und Motorräder mit Zubringerdienst geht in Wohlenschwil nicht glatt durch. Nadia Diserens und andere reichten jetzt Einsprachen ein.
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Die Verkehrsbeschränkungen auf der Grossfeldstrasse und Nebenstrassen geben weiter zu reden
Das geplante Fahrverbot für Autos und Motorräder mit Zubringerdienst geht in Wohlenschwil nicht glatt durch. Nadia Diserens und andere reichten jetzt Einsprachen ein.
Zuerst schrieb Nadia Diserens einen Leserbrief an diese Zeitung. Nun hat sie, «ermutigt durch positive Reaktionen», eine Einsprache bei der Gemeinde deponiert. «Meine Einsprache ist meine persönliche Überzeugung und ich vertrete keine Interessengruppen», sagt sie auf Anfrage. Sie wisse von zwei weitere Einsprachen. Es geht um die verfügten Verkehrsbeschränkungen für Motorwagen und Motorräder auf der Grossfeldstrasse als Verbindungsstrasse zwischen Wohlenschwil, Mägenwil und der Birrfeldstrasse. Dort soll ein Fahrverbot für Motorwagen und Motorräder mit folgendem Zusatz signalisiert werden: «Ausgenommen landwirtschaftliche Fahrzeuge, Zubringerdienst inklusive Waldhütte gestattet». Die Einsprecherin ist keine Unbekannte: Nadia Diserens war von 2011 bis 2021 im Gemeinderat, ab 2017 als Frau Vizeammann. 2021 trat sie zurück. Die Immobilien-Bewirtschafterin ist seit 1. Januar 2024 Friedensrichterin im Nebenamt.
Diserens schreibt in ihrer Einsprache, nur ein allgemeines Fahrverbot ohne Ausnahmen würde in den Strassenabschnitten die Gefahr durch Motorfahrzeuge völlig ausschliessen. Dieses lasse sich jedoch nicht umsetzen, da sowohl Landwirte als auch Anwohner und deren Besuch zu ihren Feldern und Liegenschaften fahren müssten. Die Unfallgefahr sei deshalb durch andere Massnahmen zu reduzieren. Alle Verkehrsteilnehmer, schnelle wie langsame, seien in die Pflicht zu nehmen. In ihrer Einsprache bringt sie verschiedene Argumente gegen ein Fahrverbot vor. Aus Sicht der Motorfahrzeughalter beanstandet Diserens, das die Textlänge des Zubringerschilds zum Fahrverbot «kaum lesbar» sei und «mit grosser Bandbreite» ausgelegt werden könne. Sie vermutet, die meisten der 2024 gezählten 576 Autos seien morgens und abends gezählt worden. Tagsüber und am Nachmittag sei es also kaum gefährlich – ausser die Verkehrsteilnehmer kämen sich in die Quere. Aus Sicht der langsameren Verkehrsteilnehmer (wie Fussgängerinnen, Reiter, Scooterfahrer etc.) schreibt sie, Waldhütten, Hofläden, Grillplätze, Aussichtspunkte und Bauernhöfe mit ihren Angeboten würden zwar zumeist durch Langsamverkehr besucht. Die geringere Nutzung durch Automobilisten könne jedoch zu einer Reduktion oder Aufgabe der Angebote führen. Das sei schade und nicht ökologisch. Zudem mahnt Diserens, die langsamen Verkehrsteilnehmer hätten sich ebenso an die Verkehrsregeln zu halten. Ein gegenseitiger, rücksichtsvoller Umgang verhindere Unfälle. Kinder müssten lernen, dass sie als Rad- oder Scooterfahrer schneller unterwegs seien und vorsichtig fahren sollten. An gefährlichen Stellen könne zusätzliche Aufmerksamkeit durch reflektierende Bänder erzielt werden. Ihr Fazit: 2012 habe die Gemeinde flächendeckend Tempo 30 eingeführt. «Nun soll ein Fahrverbot die Grossfeld-Besucher und Bauernhof-Einkäufer vertreiben, die korrekt fahrenden Anwohner verunsichern und alle Spaziergänger schützen», schreibt sie provokant. Das Fahrverbot schütze aber nicht «vor uneinsichtigen oder aggressiven Verkehrsteilnehmern». Die Sicherheit sei trügerisch für die anderen Verkehrsteilnehmer. Zudem kritisiert die ehemalige Politikerin, dass sehr schnelle, aber fast lautlose Velos, E-Bikes, E-Scooter und E-Chopper weiterhin auf den Spazierwegen fahren dürfen. «Ihr Zusammentreffen mit Hundeführern oder Kinderwagen führt heute schon zu brenzligen Situationen, die durch das neue Fahrverbot nicht verhindert werden.»
Bis zum 28. April läuft noch die Einsprachefrist. Laut der Gemeindeschreiberin Angela Casadei wird der Gemeinderat danach über die Reaktionen und Einsprachen beraten. «Wir werden auch Rücksprache mit dem Vertreter der Regionalpolizei Rohrdorferberg-Reusstal nehmen, der uns in dieser Sache berät.»
Marc Benedetti