Toni, der Skeptiker
Ein wenig hat es mich schon überrascht. Mein guter Sportsfreund, nennen wir ihn Toni, hat Beziehungsprobleme. Wobei, das kann ja allen passieren. Was ich jedoch wirklich nicht erwartet hätte: Tonis Beziehung zum Fussball ist das Problem. Er, ...
Toni, der Skeptiker
Ein wenig hat es mich schon überrascht. Mein guter Sportsfreund, nennen wir ihn Toni, hat Beziehungsprobleme. Wobei, das kann ja allen passieren. Was ich jedoch wirklich nicht erwartet hätte: Tonis Beziehung zum Fussball ist das Problem. Er, der bisher nun wirklich nichts, aber auch gar nichts auf seine Lieblingssportart kommen liess, sagte plötzlich Sätze wie: «Dieser Fussball packt mich überhaupt nicht, er ist langweilig und interessiert niemanden!» Erst nach einigen weiteren verbalen Bösartigkeiten liess er die Katze aus dem Sack: «Weisst du, Jean, ich spreche vom Frauenfussball! Ich werde sicher kein einziges EM-Spiel schauen.» Aha, dachte ich, es geht Toni «nur» um den Frauenfussball. «Jetzt mal halt», wusch ich Toni ganz vehement die Kappe. «Hast du überhaupt schon mal ein Frauen-Fussballspiel gesehen? Vergleiche nicht mit den Männern, das ist ungerecht, schon wegen der physischen Voraussetzungen. Ich jedenfalls schaue mir Spiele an. Ich bin überzeugt, dass sie in vollen Stadien grossartig sein werden.» Das Eröffnungsspiel Schweiz – Norwegen am Mittwoch strafte Toni Lügen. Jedenfalls in der ersten Halbzeit. Die Schweizerinnen spielten frisch von der Leber weg, mutig, ohne zu taktieren, wie man es oft bei den Männern sieht. Wie wir alle wissen, drehte Norwegen nach der Pause das Spiel. Tja, am Schluss war die Enttäuschung gross. Lag es am «typischen Frauenfussball»? Ich werde es mit Sportsfreund Toni analysieren.
Jean