Toni, der Opportunist

Sportsfreund Toni machte sich während der letzten Tage rar. Ich erreichte ihn nicht und dachte schon, er habe die EM gründlich satt. Doch am Tag nach der Schweizer Niederlage gegen Spanien bekam ich von Toni eine längere Nachricht:

Lieber Jean, habe ich dir schon von meiner neuen Freundin erzählt? Sie heisst Maria, ist Spanierin und ein wahrer Goldschatz. Seit ein paar Tagen weilen wir in einem Hotel an der Costa Brava und geniessen Sonne, Meer und dolce far niente. Und klar, wir haben das Spiel Schweiz – Spanien geschaut, auf einer Terrasse und inmitten von spanischen Fans. Und du glaubst es kaum: Ich gab mich zu erkennen und zog mir das Schweizer Shirt über. Hey, da ging die Post ab! Maria und ihre Landsleute unterstützten ihr Team temperamentvoll, und ich liess ihre Sprüche geduldig über mich ergehen. Unter uns gesagt: Mein Spanisch ist sehr bescheiden, und ich verstand fast nichts. Was ich aber trotzdem wahrnahm: Sie zeigten viel Respekt für das Schweizer Team, was mich natürlich freute. Trotzdem, lieber Jean, meine Meinung zum Frauenfussball im Allgemeinen habe ich deswegen nicht total geändert. Aber das besprechen wir ein andermal.
Übrigens habe ich 20 Minuten vor dem Spielende, als die Spanierinnen das 0:2 erzielten, meinen Plan B realisiert. Flexibel wie ich bin, nahm ich aus meinem Rucksack mein spanisches Reserve-Shirt und zog es an. Glaub mir: Das kam ganz gut an beim spanischen Publikum.
Muchos saludos, dein Sportsfreund Toni

Jean