Toni, der Spanien-Fan
Sportsfreund Toni ist in neuer Frische aus dem Süden zurück, zusammen mit seiner Freundin Maria, der Spanierin. Er deckt mich seit Tagen mit Bildern ein. Maria im Hallwilersee, Maria an der Reuss, Maria auf dem Bike, Maria am Cüpli ...
Toni, der Spanien-Fan
Sportsfreund Toni ist in neuer Frische aus dem Süden zurück, zusammen mit seiner Freundin Maria, der Spanierin. Er deckt mich seit Tagen mit Bildern ein. Maria im Hallwilersee, Maria an der Reuss, Maria auf dem Bike, Maria am Cüpli trinken. Und der Höhepunkt: Maria mit Toni am Mittwochabend im Letzigrund, beim Halbfinalspiel zwischen Spanien und Deutschland. Beide natürlich mit spanischen Shirts, Spanienfahne und gelb-rot geschminkt. Toni als Fan an einem Frauen-Fussballspiel! Unmöglich, hätte ich noch vor zwei Wochen gesagt.
Nach dem Sieg Spaniens schrieb mir Toni, dass Maria völlig aus dem Häuschen und mit ihren Landsleuten am Feiern sei. Das spanische Team habe eine super Leistung gezeigt und völlig verdient gewonnen, die Deutschen hätten keine Chance gehabt. Am Sonntag im Final wären die Engländerinnen an der Reihe. Klar, dass Spanien Europameister werde. «Übertreib mal nicht», habe ich zurückgeschrieben. Und: «Macht Liebe fussballblind?» Auf diese Frage reagierte Toni nicht mehr. Aber er rief mich anderntags an. Seine Stimme klang ziemlich heiser. «Jean», sagte er, «meine Meinung bezüglich des Frauenfussballs hat sich ein wenig geändert. Was die Spanierinnen geboten haben, war wirklich spitze. Sie brauchen sich nicht hinter den Männern zu verstecken. Das sollten wir nächstens mal thematisieren.» «Ja, Toni», antwortete ich, «da bin ich absolut gleicher Meinung. Und zwar bei einem Bier.»