«Der Horror für jeden Brunnenwart»
14.06.2022 Niederrohrdorf, Region RohrdorferbergUrsache für den defekten Hydranten war wohl ein Anfahrschaden. Die Gemeinde sucht jetzt Zeugen
270 000 Liter Wasser sind Mitte Mai durch einen geborstenen Hydranten in der Hofacherstrasse ausgetreten. Die Folgen: zahlreiche Haushalte ohne Wasser, vollgelaufene Keller und ...
Ursache für den defekten Hydranten war wohl ein Anfahrschaden. Die Gemeinde sucht jetzt Zeugen
270 000 Liter Wasser sind Mitte Mai durch einen geborstenen Hydranten in der Hofacherstrasse ausgetreten. Die Folgen: zahlreiche Haushalte ohne Wasser, vollgelaufene Keller und Folgeschäden durch Luft in den Leitungen.
Alles begann mit einer harmlosen Meldung: Am Sonntag, den 15. Mai kurz vor 18 Uhr bekam Brunnenwart Thomas Meier von der Kantonspolizei die Information, dass Anwohner einen undichten Hydranten in der Hofacherstrasse gemeldet hätten. Ein Mitarbeiter vom Werkhof machte sich sogleich auf den Weg und dichtete das Leck. So weit, so normal. Doch rund 50 Minuten später wurde der Hydrant durch den Wasserdruck in einer Fontäne förmlich aus seiner Verankerung gerissen, wie die Kapo ebenfalls mitteilte. Zeitgleich lief bei Thomas Meier das Telefon heiss: «Ich hatte 50 bis 60 Anrufe von Einwohnern, dass sie kein Wasser haben», berichtet Meier, der schon kurze Zeit danach mit seinen Kollegen vor Ort war, um das ausströmende Wasser zu stoppen. «Pro Minute sind etwa 9000 Liter ausgeflossen», bilanziert er. Insgesamt seien so rund 270 000 Liter Wasser ungenutzt im Gulli verschwunden. Zum Vergleich: Eine vierköpfige Familie verbraucht pro Jahr etwa 200 000 Liter. Mindestens so gravierend, wie der Wasserverlust an sich, sind laut Meier die Folgen für das Wassernetz: «Für einen Brunnenwart ist es der Horror, wenn das Netz leerläuft». In den oberen Quartieren im Dorf, wo die Druckleistung nicht so hoch ist, sei das Netz durch das Leck bereits leergesaugt worden, so Meier. Zahlreiche Haushalte waren rund eine halbe Stunde ohne Wasser. Meier musste alle Notfallpumpen anlassen, da sonst das ganze Netz leergelaufen wäre – und im schlimmsten Fall das Reservoir noch dazu. Das Problem: In leeren Leitungen sammelt sich Luft, die pulsiert, wodurch sich Rostablagerungen lösen können. Meier und seine Mitarbeiter waren daher im Nachgang noch eine ganze Weile beschäftigt: «Wir waren zu Dritt im Einsatz, um die Leitungen über die Hydranten zu entlüften», so Meier. Ausserdem habe das gesamte Netz gespült werden müssen. Doch der Rattenschwanz war noch länger. Durch die gelösten Rostablagerungen kam es laut Meier in vielen Haushalten zu Folgeschäden durch verstopfte Schwimmer-Ventile an Spülkästen oder verstopfte Waschmaschinenfilter. Direkte Folgen hatten die Wassermassen für die Anwohner des angrenzenden Mehrfamilienhauses, dessen Keller und Liftschächte vollliefen. Ausser der Polizei musste daher auch die Feuerwehr Rohrdorf ausrücken: «24 Feuerwehrleute und zwei Fahrzeuge waren insgesamt rund 2,5 Stunden im Einsatz», erklärt Feuerwehrkommandant Marc Hägler auf Nachfrage. Im Wasser hätten sich zudem diverse Schmierstoffe befunden, die aus Umweltschutzgründen separat entnommen hätten werden müssen, so Hägler.
Verursacher wird gesucht
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass bei dem Vorfall wohl Fremdeinwirkung im Spiel war: «Wir haben Anfahrspuren am Hydranten festgestellt», erklärt Brunnenwart Meier. Die Schrauben der sogenannten «Zwischenflansch», mit welcher der Hydrant am Wasserleitungsystem befestigt war, seien vermutlich durch einen vorigen Anfahrschaden gebrochen. «Wir haben Anzeige gegen Unbekannt erstattet», so Meier. Die Gemeinde bittet nun um Hinweise zur Ermittlung des Schuldigen. Wenn dieser gefunden würde, müsste er wohl die gesamten Kosten tragen. Und zwar nicht nur die 6000 bis 7000 Franken für die Behebung des Schadens, sondern auch die rund 3000 Franken für den Feuerwehreinsatz sowie die Folgeschäden der Einwohner. Wer andernfalls die Kosten übernimmt, ist laut Meier derzeit noch in Abklärung – unter anderem mit der Aargauischen Gebäudeversicherung (AGV). Auf den Kosten für die Feuerwehr bleiben die Anwohner zumindest nicht sitzen: «Wir haben in der Feuerwehrkommission beschlossen, dass der Einsatz den Eigentümern der Liegenschaft nicht in Rechnung gestellt wird», so Hägler. Dieser gehe zulasten des Feuerwehreinsatzkostenbudgets.
Michael Lux


