«Ein Meilenstein fürs Ortsmuseum»
04.03.2022 Mellingen, Region ReusstalDie Nüssli-Stutz-Stiftung überreicht dem Museum den 7326 Jahre alten Baumstamm als Dauerleihgabe
Er kam bei den Bauarbeiten zur Umfahrung Mellingen hervor. Beim Bau des linken Reusspfeilers stiessen die Arbeiter auf einen Baumstamm, der sagenhafte 7326 Jahre alt ist. Jetzt ist der ...
Die Nüssli-Stutz-Stiftung überreicht dem Museum den 7326 Jahre alten Baumstamm als Dauerleihgabe
Er kam bei den Bauarbeiten zur Umfahrung Mellingen hervor. Beim Bau des linken Reusspfeilers stiessen die Arbeiter auf einen Baumstamm, der sagenhafte 7326 Jahre alt ist. Jetzt ist der Baum im Ortsmuseum ausgestellt.
Es sei ein Meilenstein für das Ortsmuseum, sagte Frau Gemeindeammann Györgyi Schaeffer letzten Montag im Forum Stadtscheune. Vom Gemeinderat waren neben Schaeffer, Frau Vizeammann Evelyne Wernli sowie die Gemeinderäte Silvan Herzig und Beat Gomes anwesend (Gemeinderat Martin Huber liess sich entschuldigen). Grund für diese Zusammenkunft war eine Übergabe eines 7326 Jahre alten Baumstammes, der von Städtlifotograf Viktor Zimmermann entdeckt wurde (der «Reussbote» berichtete). Dank der Albert und Ida Nüssli-Stutz-Stiftung bleibt dieses für die Gemeinde Mellingen wohl älteste Zeitdokument der Nachwelt erhalten. Die Stiftung übernahm die Kosten der Untersuchung, Konservierung und bezahlte auch die Vitrine, in der der Baum im Forum jetzt ausgestellt ist.
Kultur ist auch Aufgabe der Gemeinde
Christine Egerszegi, Präsidentin der Albert und Ida Nüssli-Stutz-Stiftung wies bei der Übergabe darauf hin, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger grosse Verdienste um die Kultur des Reuss-Städtchens gemacht hätten. Kultur sei aber nicht nur die Aufgabe von Privaten sondern es sei auch Aufgabe der Gemeinde, die damit Brücken schlage zwischen Zukunft und Vergangenheit. Genau so, wie dieser Baumstamm nun eine Brücke über 7326 Jahre schlage.
Kultur ist nicht das, was in einem Gemeindebudget an erster Stelle sei, so Egerszegi weiter. Deshalb sei die Nüssli-Stiftung auch da. «Wir sagen dem Stadtrat, dass wir gerne auch andere Projekte mitfinanzieren. Wir haben die Mittel dazu und möchten die Behörde dafür sensibilisieren.»
Es sei ein ausserordentlicher Glücksfall für Mellingen, dass Viktor Zimmermann die alte Mooreiche entdeckte und gespürt habe, dass es ein aussergewöhnliches Stück Holz sein könnte, das am Reussufer lag, so Egerszegi weiter. Zimmermann erwähnte, dass schon beim Aushub auf dem Gelände der ehemaligen alten Post mehrere alte Baumstämme zum Vorschein kamen. Diese seien rund 2000 Jahre alt.
Mitte September 2020 waren die Taucher beim linken Brückenpfeiler mit dem Reinigen der Spundwände im Einsatz. Die Unterwasserbetonplatte sollte dann sauber um die sechs 32 Meter tiefen Bohrpfähle platziert werden können. Da die Bodentiefe in der Pfeilergrube für diese 1,5 Meter dicke Unterwasserbetonplatte noch zu gering war, musste der Baggerführer weiteres Material aus der Pfeilergrube entfernen. Dabei brachten die Baggerschaufeln neben Schlick und Kies einen knapp 4 Meter langen Baumstamm ans Tageslicht.
Untersuchung an der ETH in Zürich
Zimmermann nahm den Baumstamm zu sich nach Hause und rettete ihn vor einer Entsorgung. Er beauftragte das dendrochronologische Labor der ETH in Zürich und veranlasste weitere Untersuchungen. Der Baum sei eine Mooreiche und zeige nach allen Untersuchungen und Vergleichen eine gute Übereinstimmung auf das Jahr 5305 vor Christus. Ein ähnliches Holzstück habe man in Dietikon gefunden. Auch Wissenschafter in Mannheim und in Freiburg im Breisgau kamen bezüglich Datierung der Mooreiche von Mellingen zum gleichen Ergebnis. Der gefundene Baumstamm hat also ein stolzes Alter von 7326 Jahren.
Von Mai bis Oktober letzten Jahres wurde die Mooreiche in Affoltern konserviert, damit das Relikt der Nachwelt erhalten bleibt.
Benedikt Nüssli



