AEW-Wärmeverbund hat keine direkte Priorität
24.12.2025 MellingenDer Stadtrat hat entschieden, sich nicht beim Wärmeverbund der Aargauer Energiewerke (AEW) zu beteiligen
Die AEW setzt auf Fernwärme im Aargau. Sie wollten das Potenzial der neu umgebauten Abwasserreinigungsanlage ARA nutzen. Die Vision: Anfallende Abwärme durch die ...
Der Stadtrat hat entschieden, sich nicht beim Wärmeverbund der Aargauer Energiewerke (AEW) zu beteiligen
Die AEW setzt auf Fernwärme im Aargau. Sie wollten das Potenzial der neu umgebauten Abwasserreinigungsanlage ARA nutzen. Die Vision: Anfallende Abwärme durch die Abwasserreinigung sollte Fernwärme für die Altstadt und Schule liefern. Doch nun kam das vorläufige Aus.
In der Gemeindemitteilung steht, dass es vorläufig zu keinem grösseren Wärmeverbund mit der AEW in Mellingen kommt. Vor einem Jahr, im Oktober 2024, stellte die AEW Energie AG Aarau (AEW), der Stadt Mellingen erstmals ihre Vision vor. Das Potenzial der ARA Regio Mellingen als Energielieferant sollte für einen Wärmeverbund auf Gemeindegebiet geprüft werden. Dabei sollten insbesondere das Potenzial und mögliche Chancen für die Beheizung von dicht besiedelten Gebieten, sprich Altstadt, neue Überbauungen und Schulen, beurteilt werden. Folgende drei Varianten standen im Fokus: Abwärmenutzung ARA, Wärmezentrale alte Post, Wärmezentrale Schule Kleine Kreuzzelg (Ausbau bestehende Wärmezentrale). In der Folge erarbeitete die AEW eigenständig eine Vorstudie. Diese wurde nun im Oktober der Stadt Mellingen abschliessend präsentiert. Die Vorstudie umfasst eine Analyse der Vollkosten, einen Richtwert der möglichen Wärmepreise sowie die Prüfung von drei Erschliessungsvarianten, einschliesslich deren Abhängigkeiten und Optionen einer schrittweisen Umsetzung.
Umsetzung ist nicht einfach
Im Rahmen der Besprechung wurde deutlich, dass ein Wärmeverbund unter den derzeitigen Bedingungen nicht ohne finanzielle Beteiligung der Stadt Mellingen wirtschaftlich betrieben werden kann. Die Realisierung wäre zudem abhängig von umfangreichen kommunalen Fördergeldern in der Höhe von 3,5 bis 6 Millionen Franken. Nach der Vorstellung des Projekts folgten interne Besprechungen. Der Stadtrat kam zum Schluss, das Projekt auf der Stufe der Vorstudie zu belassen. Eine Weiterführung erscheint aus heutiger Sicht nicht zielführend, da die wirtschaftliche Tragbarkeit des Wärmeverbunds für die AEW eine zentrale Voraussetzung für den weiteren Projektverlauf darstellt. Und dieser ist nicht gewährleistet. Zusätzlich wäre der Einsatz erheblicher öffentlicher Mittel nötig, um Leitungen von der ARA zur gegenüberliegenden Reussseite in die Altstadt oder Richtung Schule zu ziehen. «Die bereits 2008 mit Granitsteinen sanierten Seitengassen in der Altstadt hätten zudem bei der Variante Altstadt wieder entfernt werden müssen, um die Rohre in den Boden zu verlegen», erklärt Stadtrat und Ressortvorsteher Martin Huber auf Anfrage. Solche Kosten wäre gegenüber der Bevölkerung nicht zu verantworten und würden im Widerspruch zum angestrebten eigenwirtschaftlichen Betrieb der ARA stehen. Huber führt zusätzlich aus, dass die ARA zwar auf Mellinger Boden stehe, aber dem Abwasserverbund Regio Mellingen gehöre. Der Abwasserverbund Regio Mellingen umfasst die Gemeinden Birrhard, Mägenwil, Mellingen, Niederrohrdorf, Oberrohrdorf, Tägerig und Wohlenschwil. Diese hätten bei der Produktion der Fernwärme ein Wort mitzureden.
Fernwärme nicht ganz vom Tisch
Auch die Variante Wärmeverbund bei der alten Post vor der Altstadt ist für den Stadtrat keine Option. «Die Energiezentrale war auf der Wiese beim Kreisel Richtung Mellingen vorgesehen», so Martin Huber. Dafür hätte aber auch hier die Reuss gequert werden müssen. Bei dieser Variante hatte die AEW vor allem auch die geplante Überbauung an der Birrfeldstrasse mit 370 Wohneinheiten und den Coop-Neubau im Visier. «Sie haben eigene Pläne und sind, was die Beheizung der Liegenschaften betrifft, gut aufgestellt», sagt Stadtrat Huber.
Beim dritten Standort, einem Wärmeverbund bei der Schulanlage Kleine Kreuzzelg, hätten die extrem langen Zuleitungen für sehr hohe Baukosten gesorgt. Der Neubau der Primarschule verfügt über eine gut funktionierende Heizzentrale mit einer Pelletheizung. «Der Wärmeverbund mit der AEW hat in Mellingen nicht die oberste Priorität», sagt Huber. In der offiziellen Mitteilung des Stadtrats heisst es, dass Mellingen die aktuell vorgeschlagenen Varianten der AEW für Fernwärme nicht umsetzt. Der Stadtrat würde aber in der Zukunft ein Fernwärmeprojekt auf dem Gemeindegebiet Mellingen begrüssen. Der Stadtrat habe daher der AEW weiterhin Gesprächsbereitschaft signalisiert.
Debora Gattlen

