Der Ort der Sehnsucht ist erreicht. Das merkt man an den kleinen Autos. Der Fiat 500 muss die engen Strassen hinunter in die Stadt passieren können. Vorbei an schmalen, aber hohen Häusern, deren Fassaden die Farben südländischer Früchte tragen, in deren offenen Fenster ...
Der Ort der Sehnsucht ist erreicht. Das merkt man an den kleinen Autos. Der Fiat 500 muss die engen Strassen hinunter in die Stadt passieren können. Vorbei an schmalen, aber hohen Häusern, deren Fassaden die Farben südländischer Früchte tragen, in deren offenen Fenster und Balkontüren sich immer ein Blick auf ein Stück aufgehängte weisse Wäsche erhaschen lässt. Die Fenster der Autos sind heruntergedreht. Es riecht nach Sommer, Salzwasser, Sonnencreme. Nach etwas Verbranntem, das man zu Hause nicht verbrennen würde und nach unbekannt. Am Hafen etwas nach Fisch. Die Hauptstrasse zieht sich direkt hinter dem Strand und der Promenade durch die Stadt. Zum Glück sind die Autos so klein, Parkplatz? Im zum Bagni gehörenden Restaurant unterhalb der Hauptstrasse, auf einem Mittelstock von dieser Strasse, aber auch vom Strand abgetrennt, sitzen zwei ältere Paare an einem Tisch. Vier Sonnenbrillen, vier Cornetti, vier Espressi. Die alten Stimmen verschwimmen an ihren Tischen zu einem unregelmässigen Hintergrundgeräusch. Am Strand fünf Reihen an Sonnenschirmen mit Liegen, davor etwa zehn Meter Sand, bis sich der Strand als Kiesboden ins Meer absenkt. Die Liegen sind kaum besetzt. Vereinzelt braun gebrannte Haut, 1-mal auch etwas heller. Unter den hellblau-gelben Schirmen auf den hellblau-gelben Liegen blitzen andere Farben hervor. Die Strandtücher der Badegäste. Irgendwie unschön schön. Unterhalb des Restaurants neben dem hellblau-gelben Meer an Schirmen und Liegen ein roter Hochsitz. Ein älterer Herr sitzt darauf und liest die Zeitung. Sein Oberteil ist mindestens genauso rot wie der Hochsitz. «Bagnino». Der Sonnenschirm, der am Hochsitz befestigt ist – rot. Das Meer ist ruhig. Dunkeltürkise Steine und Riffe wechseln sich mit hell türkisem sandigem Untergrund ab. Immer wieder sind kleine Gruppen von Fischen zu sehen, die unaufgeregt Fangen zu spielen scheinen. Kleine Wellen schwappen über den Kiesel. Ein dumpfes Klirren erklingt, wenn die Kieselsteine vom Rückfluss Richtung Meer gesogen werden. Das dumpfe Klirren wird um ein noch dumpferes Knirschen ergänzt. Die Kiesel spülen um die kleinen Füsse. Die ersten Schritte. «Der Ort der Sehnsucht ist erreicht?», fragt sich Amal, als er sieht, wie das bedürftige Boot mit den drei gehässigen Männern so schnell wie möglich ins offene Meer hinausfährt und ihn mit den 27 anderen ihm unbekannten Menschen an diesem Strand zurücklässt.